Antrag auf Änderung der Pflegesrufe Widerrufen?

[Hans3000]

Meine Großmutter ist jetzt schon seint einiger Zeit im Pflegeheim. Ihr Gesundheitszustand war bisher auch relativ konstant (sie hat Pflegestufe 1). Vor ein paar Wochen fing es an ihr deutlich schlechter zu gehen. Allerdings war dies nur temporär. Meiner Ansicht nach ist ihr Zustand nun wieder wie vor der Verschlechterung, d. h. sie ist innerhalb des Pflegeheimareals mit Rolator noch genauso mobil wie vorher.

Nun hat das Pflegeheim aber einen Antrag auf Änderung der Pflegestufe gestellt. Und zwar genau in dem Zeitraum wo es ihr nicht so gut ging. Nun habe ich bei der AOK angerufen weil ich über den Begutachtungstermin informiert werden wollte. Dabei sagte mir die Dame ich könne den Antrag (habe eine Vollmacht vom Betreuungsgericht) auch wieder zurückziehen.

Da aus meiner Sicht - ich werde das aber noch mit dem Pflegeheim besprechen - kein erhöhter Pflegeaufwand vorliegt, frage ich mich wie das Pflegeheim auf einen derartigen Widerruf reagieren könnte. Kündigt sie vielleicht sogar den Vertrag? Oder stellt es trotzdem einfach einen erhöhten Pflegeaufwand in Rechnung?

Ich verstehe natürlich, dass bei einem Mehraufwand das Pflegeheim mehr Geld sehen will. Aber den sehe ich einfach nicht. Zudem wurden in den letzten 3 Jahren jährlich die Entgelte erhöht.

Gibt es hierzu vielleicht schon Erfahrungen von Leuten hier im Forum? Wird eigentlich die Zeit, welche von den Pflegekräften pro Bewohner aufgewendet, in den Unterlagen festgehalten? Also könnte ich selbst überprüfen ob sich der Zeiteinsatz nennenswert verändert hat?

Bereits im voraus besten Dank.

[agw]

Ich verstehe natürlich, dass bei einem Mehraufwand das Pflegeheim mehr Geld sehen will. Aber den sehe ich einfach nicht.

Ob du den siehst oder nicht ist unerheblich. Schau in den Heimvertrag, dort findest du sicherlich eine Regelung bei Erhöhung des Pflegebedarfs.

I.d.R. ist es so das vom Heim eine Aufforderung kommt den Antrag zu stellen da die bisherige Einstufung als nicht mehr ausreichend angesehen wird.
Dem musst du auch nachkommen. Die Feststellung ob es eine veränderte Pflegestufe gibt trifft jedoch der MDK. Das Pflegegutachten kannst du dir dann auch zuschicken lassen von der Pflegekasse.

[sonnyblue3]

Hallo,

Wenn der MDK die Pflegestufe 2 gibt, ist der erhöhte Pflegeaufwand mit Sicherheit nötig, und dann sollte das Heim auch das Geld für die erbrachten Leistungen erhalten.

In 16 jähriger Tätigkeit im Pflegeheim habe ich es so gut wie nie erlebt, dass der MDK zu hoch eingestuft hat. Dass aber sehr viele Leistungen über den Pflegesatz hinaus erbracht wurden, kam sehr häufig vor. Und diese Überbelastung führt dann zu Langzeitkrankheiten, die von dem dadurch reduzierten Pflegepersonal wieder aufgefangen werden müssen.

Sprich doch mit dem Pflegepersonal, ob sie die Chance auf Pflegestufe 2 sehen. Wenn ja, musst Du ja nichts tun. Du musst nicht einmal beim MDK-Besuch dabei sein, es sei denn, Deine Großmutter wünscht das ausdrücklich.

Sollte das Pflegepersonal auch davon ausgehen, dass es keine Höherstufung gibt, dann wird es auch keine geben, Du kannst den Antrag zurück ziehen und niemand wird traurig sein, dass der MDK-Besuch ausfällt und keine Einstufung stattfindet.

Die Heimkosten orientieren sich an der vom MDK gegebenen Pflegestufe. Da hast Du nichts zu befürchten.

Gruß,
sonnyblue3

[Hans3000]

Ich persönlich habe natürlich nichts zu befürchten. Habe mir aber nochmal genauer den Heimvertrag durchgelesen. Und darin steht, wenn ich eine Begutachtung durch den MDK quasi "verhindere" wird trotzdem das höhere Entgeld berechnet. Und meine Großeltern haben auch nicht unendlich Geld. Finde es sowieso eine Schande, dass meine Großeltern durch die Pflegekosten letztendlich wohl zu Sozialhilfeempfängern degradiert werden. Einfach weil die Kosten so extrem hoch sind und in Zukunft sicherlich noch steigen werden. Beide haben keine üppigen Renten aber immer gespart und sich nichts geleistet. Das alles geht jetzt ans Pflegeheim nur um die Leutchen noch irgendwie am Leben zu erhalten.

Und meine Mutter darf aller Wahrscheinlichkeit nach am Ende auch noch mit dem Amt rumärgern wieviel sie dann von den Kosten übernehmen muss. Anscheinend sind viele der entsprechenden Bescheide eh falsch und man muss dann erstmal per Anwalt eine Richtigstellung erstreiten. Die Pläne für die Zukunft sind dann ja auch erstmal für die Katz. Naja, das alles ist mir eine Lehre. Fürs Alter wird nicht vorgesorgt.

Aber jetzt wieder zurück zum Thema. Mir ist natürlich klar, dass geleistete Arbeit bezahlt werden muss. Aber ich fürchte halt, dass das Pflegeheim glaubte, die Krankheitsphase wäre jetzt auf Dauer. Zudem glaube ich niemanden mehr wenn es ums Geld geht. Wer sagt mir, dass während der Begutachtung alles mit rechten Dingen zugeht? Wäre doch für das Pflegeheim gut, wenn es mehr Geld bekäme aber nicht die entsprechende Arbeit leisten muss. Zudem ist das Heim meineiner Großeltern - sind leider beide pflegebedürftig - wohl eines der teuersten in der Gegend (Ba-Wü). Zumindest wenn man die "Seniorenresidenzen" außen vor lässt. Bei Pflegestufe 1 will das Pflegeheim 2200€ und bei Stufe 3 3000€ Eigenanteil. Da erwarte ich einfach eine gewisse Leistung. Wobei das Personal nett und bemüht ist. Auch sonst ist mir bisher nichts negatives aufgefallen.

Ein anderer Punkt für meine Bedenken waren z. B. auch die Namensschilder für die Kleidung. Ich habe jetzt schon mehrmals gelesen, dass diese eigentlich nicht extra berechnet werden dürfen. Wurden sie aber. Ein weiter Punkt warum ich grundsätzlich skeptisch bin: mein Großvater bekommt künstliche Nahrung über einen Zugang. Meine Internetrecherche hat ergeben, dass das Pflegeheim den Kostenanteil für die Ernährung reduzieren muss. Als ich den Geschäftsführer darauf aufmerksam machte, lehnte er dies erstmal ab. Sein Kommentar: "wo kämen wir hin wenn wir das immer so machen würden". Er wolle sich aber nochmal schlau machen, aber zu 99% wird er das ablehnen. Tja am Ende hat er dann doch zugestimmt. Und der Mann ist Geschäftsfüher!!

Daher bin ich bei dem MDK-Termin lieber persönlich anwesend.