Probleme mit dem neuen Betreuer meines Vaters

[Milema]

Hallo und danke für die Aufnahme. Also ich hol mal etwas weiter aus. Es geht um meinen Vater der seit rund 15 Jahren einen Betreuer hat. Mein Vater ist ein sehr schwieriger Mensch und sträubte sich gegen einen Betreuer dessen Aufgaben allumfassend wahren. Dieser kümmerte sich also von den Finanzen, über Behördenkram bis hin zum Thema gesundheit. Es brauchte einige Betreuer bis endlich einer meinen Vater in den Griff bekam. Dieser war dann auch rund 10 Jahre an der Seite meines Vaters und machte einen wunderbaren Job. Er schaffte es sogar das mein Vater einen Entzug (Alkoholiker) machte und fast acht Jahre trocken blieb.
Leider ging dieser vor knapp einem Jahr in Frührente und ein anderer übernahm meinen Vater. Der macht seinen Job verdammt schlecht. Er überließ meinem Vater vollen Zugriff auf sein Konto, taucht höchstens ein Mal im Monat auf, begleitet ihn nicht zu arztbesuchen usw. Teilweise musste ich dann diese Aufgaben übernehmen was ich nicht immer kann. Oft blieben dadurch Briefe zu lange liegen (er ist analphabet) und arzttermine ließ er sausen. Er wurde nun auch wieder rückfällig und trinkt. Dadurch ist er schon Mitte des Monats pleite. Der vorherige Betreuer hatte ihm das Geld Woche für Woche eingeteilt.

So, nun zu meinen eigentlichen Fragen. In wieweit ist es mir als Angehörige möglich Einfluss zu nehmen. Ich möchte gerne das sein Betreuer mehr Kontrolle übernimmt und sich intensiver um ihn kümmert, halt so wie der vorige es auch machte.
Ich habe zwei Kinder und einen Minijob, da bleibt einfach nicht genug Zeit mich um solche Sachen zu kümmern. Vor allem liegt vieles weder in meiner noch in der Macht meines Vaters. Keiner von uns beiden kann Anträge unterschreiben (zumindest sind sie dann nicht gültig), ich kann die Kontrolle über sein Einkommen nicht übernehmen, ich kann ihn nicht einweisen lassen in einer Entzugsklinik usw.
Wenn ich nicht arbeiten müsste, würde ich auch selbst die Betreuung meines Vaters übernehmen aber wir benötigen mein (wenn auch kleines) Einkommen um unser Auto halten zu können. Dieses Auto ist ja wiederum auch wichtig um mich um meinen Vater so gut es geht zu kümmern. Er wohnt zwar nur 10km von mir entfernt aber braucht ja einen Chauffeur zum Krankenhaus hin und zurück was sein Betreuer ebenfalls nicht macht.
Habe ich die Möglichkeit auch einen neuen Betreuer zu verlangen oder kann ich mich da überhaupt nicht einmischen?
Danke für eure Antworten schon mal und tut mir leid für diesen ewig langen Text

[Boomer]

Hallo.

So. Wo fange ich an.

1. Hat dein Vater einen Einwilligungsvorbehalt in der Vermögenssorge? Falls nein, ist es gegen den Willen des Vaters gar nicht möglich, ihm Kontozugriff zu verweigern oder ihm Geld vorzuenthalten.

2. Begleitung zu Arztbesuchen ist nicht Aufgabe eines rechtlichen Betreuers. Außer es sind rechtliche Dinge zu besprechen (z.B. Einwilligung in eine ärztliche Maßnahme, wenn der Betreute selbst nicht einwilligungsfähig ist.

Ein Chauffeur ist ein Betreuer auch nicht. Ich nehme grundsätzlich keine Betreuten in meinem Auto mit. In meiner Gewerbeanmeldung steht nichts von Taxi. Dazu kommen versicherungstechnische Aspekte. Transportieren können je nach Situation nur das Taxi, der Krankenwagen oder die öffentlichen Verkehrsmittel.

3. Der Betreuer ist kein Aufpasser oder Babysitter. Er bekommt eine pauschalisierte Vergütung. Im Falle deines Vaters sind das sehr sicher 3,5 Stunden im Monat . Alles was der Betreuer darüber hinaus arbeitet, wird nicht bezahlt. Nennt sich Mischkalkulation. Sein Hauptanteil an der Arbeit ist im Büro angesiedelt , weswegen gerade die Angehörigen den größten Teil der Arbeit gar nicht mitbekommen können. Die Betreuung soll persönlich geführt werden. Diese persönliche Betreuung ist mit einmal im Monat durchaus schon gut gegeben. Kein Betreuer kann täglich bei einem Betreuten vorbei fahren um nach dem Rechten zu sehen. Natürlich habe auch ich Klienten, die ich öfter sehe als andere oder bei denen es eine Zeit lang mal so akut ist, dass man oft hin muss. Aber dauerhaft muss tatsächlich auch ein Betreuer wirtschaftlich arbeiten. Sollte der Betreute einen Bedarf haben, dann kann der Betreuer andere Hilfen installieren (z.b. ambulante Hilfen, Pflegedienste, was eben notwendig ist) und versuchen, deren Finanzierung durchzusetzen.

4. Von einer Alkoholsucht kann kein Betreuer befreien. Er kann Therapien vorschlagen, Lösungsideen mit dem Betroffenen erarbeiten. Aber er kann sich nicht daneben setzen und auf die Finger hauen, wenn der Betroffene doch zur Flasche greifen will.

Eine Einweisung in eine Entzugsklinik kann auch kein Betreuer machen. Das kann nur ein Arzt mit Einverständnis des Betroffenen. Will der Betroffene nicht, geht das nicht. Ausnahmen gegen den Willen sind nur in ganz eng gestecktem Rahmen bei akuter Lebensgefahr durch Anordnung eines Richters möglich.

Ich verstehe deine Sorge und deine Ansicht als Tochter. Aber auch Betreuer ist ein Job und niemand kann dauerhaft Dinge leisten, die nicht seine Aufgabe sind und die auch nicht bezahlt werden. Als Mutter zweier kleiner Kinder und zur Zeit 31 Klienten muss ich auch leider ein Stück weit wirtschaftlich denken und genau abwägen, was ich leisten kann und muss, wo meine Aufgaben sind und wo eben nicht und was ich delegieren kann und muss.

Solltest du nun immer noch der Auffassung sein, dass der Betreuer einfach schlecht ist und ein anderer es besser machen wird, dann kann dein Vater - nicht du - erneut um einen Betreuerwechsel bitten. Aber bitte bedenkt, dass es passieren kann, dass es auch irgendwann dem Gericht mal zu bunt werden kann, wenn ständig gewechselt werden soll.

Vielleicht solltest du dir doch überlegen, die Betreuung selbst zu übernehmen.

LG
Boomer