Obachloser Alkoholiker

[Oliveira]

Hallo,
habe einen etwas komplizierten Fall auf dem Tisch liegen.
Obdachloser Alkoholiker ist zur Zeit per Psych KG untergebracht, hat freiwillig für den weiteren stationären Aufenthalt Einwilligung erklärt.


Ich bin seit heute Betreuer und muß dennach der Entlassung unterbringen.
Keine Papiere nichts vorhanden und noch schlimmer, keine Einrichtung hier nimmt den.
Der Entlassungstermin soll schon für Ende nächster Woche anberaumt sein.


Frage mich, woher ich für ihn einen Ausweis bekomme, wenn er kein Geld hat diesen zu bezahlen.
Nächste Woche muss ich erstmal klären, von WAS er überhaupt gelebt hat.


Aber die Unterbringung, die liegt mir wirklich im Magen, ich kann den doch nicht so auf die Straße lassen und frage mich, inwieweit die Psychiatrie in der Pflicht ist, sich mit um die Nachsorge zu kümmern.


Liebe Grüße
Oliveira

[Oliveira]

Frage mich auch gerade, wie der ohne Identitätsbescheinigung wie Führerschein oder Familienbuch den Personalausweis neu beantragen kann.


Oliveira

[michaela mohr]

Schau dich mit der Suchfunktion hier mal nach den Stichwörtern Krankenhaussozialdienst um bitte.

[Oliveira]

Bin dann fündig geworden, allerdings auch nur diesbezüglich, dass eine klare Abgrenzung wohl schwierig ist, wenn man eben die entsprechenden Aufgabenkreise hat.
Werde dann einfach mal auf den guten Willen zur Unterstützung hoffen.


LG

[Aiwala]

Bei einem ähnlich gelagerten Fall hier hat der Krankenhaussozialdienst von sich aus direkt nach Unterbringungsmöglichkeiten gesucht und auch gefunden. Ich habe mir bei dem Standesamt Geburtsurkunde ausstellen lassen und damit formlos Leistungen beantragt, auch dem aufnehmenden Heim hat diese erstmal gereicht.

[michaela mohr]

Schau hier:
Krankenhaussozialdienst ? Betreuungsrecht-Lexikon

Alleine vom guten Willen lese ich dabei nichts

[Oliveira]

Das ist alles sehr komplex in diesem Fall.


Betreuter erhielt bis 30.4.15 Leistungen vom Jobcenter, war anschließend bis Mitte Oktober inhaftiert, dann kurzfristig auf der Straße, hat keine Meldenschrift und keine Krankenkasse, sowie Papiere.
Krankenkasse nimmt ihn nicht mehr in der freiwilligen Versicherung, da die 3 Monatsfrist verstrichen ist. Jobcenter erklärte mir, man könnte zwar einen Neuantrag stellen, aber da er hier nicht mehr gearbeitet hat, würde dies nach dem neuen Ausländergesetz abgelehnt, Sozialamt möchte erst den Ablehnungsbescheid, geht nicht in Vorleistung. Für beides benötigt man Papiere, die er nicht mehr hat, sich an nichts mehr wirklich erinnern kann.


Jobcenter ist immerhin bereit, mir die Kopie des Personalausweises und Altantrag zukommen zu lassen.


Anmelden konnte ich ihn dann über die Obdachlosenhilfe hier am Ort, so hat er zumindest eine Meldeanschrift.


Das Problem sind die Papiere. Diese müssen beim polnischen Konsulat beantragt werden, kosten an die 300 Euro!!!!!! Ob mein Betreuter dort selbst erscheinen muss, das erfahre ich nächste Woche. Wenn ja, wird er kein Geld für die Zugfahrt dorthin haben und natürlich auch nicht für die anfallenden Gebühren.


Unterbringung war bislang erfolglos, da keine Einrichtung ihn OHNE Papiere und OHNE Krankenversicherung, sowie laufenden Sozialleistungen aufnimmt.


Anträge werde ich natürlich beim Jobcenter und Sozialamt stellen, immerhin habe ich dann hoffentlich die Kopie des Personalausweises, bei meinem Pech muss er beim Jobcenter das Original vorzeigen.


Hier beißt sich die Katze echt in den Schwanz. Wenn der auch noch Rente beantragen muss, dreh ich hier am Rad, weil ich nicht weiß, wie ich für einen mittellosen an irgendwelche Dokumente aus Polen kommen soll. Außerdem, was wird in der Zwischenzeit.


Hier bleibt das nur die Notschlafstelle, er steht ohne Krankenversicherung und irgendwelchen Leistungen demnächst auf der Straße und ich bin mit Sicherheit auch noch dafür haftbar zu machen, ihn nicht adäquat untergebracht zu haben.


Die Psychiatrie wird ihn in Kürze entlassen, zur Not auch auf die Straße.


Nach diesem Fall wird mich nichts mehr schrecken!


LG
Oliveira

[Kölsche Jung]

Das Thema könnte meins sein, ich habe auch einen obdachlosen Polnischen Alkoholiker in meiner "Obhut".
Das war ein ganz schönes Puzzle...Nun lebt er in einem Altersheim, wofür er eigentlich zu jung ist, einen Perso habe ich abgeholt und die Rente läuft. Bei der KV hatte ich Glück das ich mich einen Tag vor Ablauf der 3 Monate dort melden konnte und nun läuft die Sozialhilfe und der Rentenantrag.
Die Flüche die ich in der Zeit losgelassen habe möchte ich hier nicht wiederholen :-)
Der Betreute war mir keine große Hilfe, auf die Frage nach seiner Staatsangehörigkeit sagte er nur "AOK"...Korsakov bis zum Anschlag.
Manchmal komme ich mir vor wie ein Privatdetektiv... Aber in diesem Falle hatte ich Glück und nun, nach knapp 3 Monaten ist alles auf dem Weg...

[Oliveira]

Mußtest Du wegen des Perso zum polnisches Generalkonsulat?
Woher hast Du denn die ganzen Versicherungszeiten für den Rentenantrag. Schon der Gedanke daran macht mir schlaflose Nächte.


LG

[michaela mohr]

Krankenkasse nimmt ihn nicht mehr in der freiwilligen Versicherung, da die 3 Monatsfrist verstrichen ist.

das gibt es nicht mehr, den Ausschluss. Nach dem Gesetzt ist jeder verpflichtet sich kranken zu versichern und die letzte ermittelbare Kasse muss ihn aufnehmen.

Ob mein Betreuter dort selbst erscheinen muss, das erfahre ich nächste Woche.

brauchst nicht warten, das muss er.

Wenn ja, wird er kein Geld für die Zugfahrt dorthin haben und natürlich auch nicht für die anfallenden Gebühren.

Beim sozialamt als Darlehen und unabweisbaren Bedarf beantragen.

Unterbringung war bislang erfolglos, da keine Einrichtung ihn OHNE Papiere und OHNE Krankenversicherung, sowie laufenden Sozialleistungen aufnimmt.

Das verstehe ich nicht und mag es auch kaum glauben. Solche Fälle sind ziemlich normal und das ganze hat man mehr oder weniger heftig eigentlich fast dauernd.
Nicht bei allen Betreuten aber einer oder zwei mit dieser Problemlage sind immer dabei. Da muss man vielleicht immer bißchen mehr reden und erklären als sonst aber ich habe deswegen wirklich noch nie eine Ablehnung der Aufnahme erhalten.

Wenn der auch noch Rente beantragen muss, dreh ich hier am Rad, weil ich nicht weiß, wie ich für einen mittellosen an irgendwelche Dokumente aus Polen kommen soll.

Frag dich bei den Einrichtungen vor Ort durch, evtl. ist auch das Integrationsamt mit Tips behilflich. Bei uns sitzt z.B. stundenweise in einer Obda eine Übersetzerin für Osteuropäische Länder Wer das richtige Netzwerk hat darf bei anderen immer mal gerne etwas nutzen- auf Gegenseitigkeit natürlich.

Woher hast Du denn die ganzen Versicherungszeiten für den Rentenantrag.

die hat der renträger doch bereits. Hier wird nicht umsonst ständig gesagt: geht einfach zur Rentenberatungsstelle. Wenn dann da doch noch Lücken sind dann sind sie eben da. Manchmal hilft auch ein Gesamtversicherungsverlauf der KV- mehr geht einfch nicht.
Stellt euch doch bitte nicht immer unter den Druck alles unbedingt bis zum letzten Krümel "komplett" machen zu müssen. Bemühungen nachweisen ist o.k. zaubern wird nicht erwartet.

ich bin mit Sicherheit auch noch dafür haftbar zu machen,

Die Haftungsfragen und Befürchtungen nehmen hier deutlich überhand, regt euch mal bißchen ab. Die erste Frage ist nicht zwingend die Haftung sondern derjenige der das Ganze aushalten muss.
Notschlafplatz oder Obda ist manchmal gar nicht so schlecht und wenn sonst nichts geht, dann geht halt nix.