Ich bin zu gutmütig :-( - nicht meine Aufgabe

[Tiramisu]

Hallo,

ich ärgere mich gerade ziemlich....am meisten über mich selbst.
Ich habe einen Herrn seit 03.06. in Betreuung. Keine Bekannten oder Verwandten. Er kam direkt vom Krankenhaus in die Kurzzeitpflege. Vermutlich muss er im Pflegeheim bleiben.
Ich habe am Donnerstag ( ein Tag vor Aufnahme) der Verwaltung geschrieben, dass ich darum bitte zu schauen ob er genügend wäsche hat. Sonntag (!!) rufen sie an. Er benötigt Wäsche dringend!! Ich am Dienstag in sein Haus, Wäsche geholt. Bringe ich die ins Pflegeheim. Die Stationsleitung meinte dann recht empört....mit Jeans können sie nichts anfangen und mit Hemden auch nichts! Da er offene Bein hat verstehe ich das mit den Jeans ja noch. Aber ich muss SOFORT etwas besorgen. Habe ihr klar gemacht das es sofort nicht geht. Ich bin Abends dann natürlich doch wieder los hab Jogginghosen gekauft ( er hat so etwas nicht im Schrank). Mittwoch Morgen habe ich das ganze wieder ins Pflegeheim gebracht ( vor meinem festen Job - was für ein Stress :-( )Abends ruft die Kuh (Sorry) an. Jaaaa die Hosen müssen Trocknergeeignet sein- sonst nimmt die Wäscherei die Sachen nicht. Ihr werdet es nicht glauben.....habe Jogginghosen bestellt und diese gestern (Samstag) hin gebracht Musste meinen kleinen Sohn mitnehmen, hatte keine Kinderbetreuung. Er war natürlich sehr quengelig und somit hab ich mir das nächste aufdrücken lassen. Mir wurde ein Rezept mitgegeben für Inkontinenzeinlagen!! Sie hätten keine - ich müsse die besorgen. Ich bin danach die anderen Hosen umtauschen gegangen - kam zu Hause an und hab mich dann mächtig geärgert.
Also Wäsche oke - er hat wirklich niemanden - wer soll sich kümmern!? Aber ich hole doch jetzt keine Inkonntinenzeinlagen?? Und besorge davor ein neues Rezept?? Oder?? Soweit ich informiert bin müssen die Kosten der Inkontinenzartikel während der KZP übernommen werden - aber doch nicht das Besorgen???? Ich bin jetzt drei mal hin und zurück gefahren! Sind ja auch nur 20 km einfacher Weg :-((((

[Betreuerwichtel]

Du bist Betreuerin. Und zwar eine rechtliche Betreuerin. Die Betonung liegt auf rechtlich. Zu den Aufgaben eines solchen Menschen gehört werder der Einkauf von Kleidung noch die Besorgung von Inko-Material. Das ist Aufgabe des Heimes!!!!

Schau mal in den Heimvertrag. Jeder dieser Verträge hat irgendwo den Passus: "Hilfestellung bei den Verrichtungen des Alltages". So oder ähnlich ist das formuliert. Dazu gehört unter anderem eben auch der Einkauf. Im Normalfall ist diese Stelle auch unter den Regelaufgaben des Heimes aufgelistet. Das heißt, diese sehr zeitintensiven Tätigkeiten verursachen Kosten, die nicht auf die Rechnung des Bewohners geschrieben werden können, weil sie bereits mit der Bezahlung der Heimkosten abgegolten sind. Darum versucht das Heim sie dir aufzudrücken, damit sie fein raus sind.

Laß dich nicht vereinnahmen! Grenze dich ab und verweise das Heim auf seine vertraglichen Pflichten. Wenn sie das nicht wollen, wende dich erst an die Heimleitung und versprich ihnen, wenn das nicht abgestellt wird, wirst du dich an die Heimaufsicht wenden. Die werden ganz schnell handzahm, da sie wissen, dass das ihre Aufgabe ist.

Und das mit dem Rezept für das Inko-Material ist eine ganz linke Nummer. Da könnte man ja schon fast an einen Heimwechsel nach der Kurzzeitpflege denken. Sprich das bei der Gelegenheit gleich mal noch bei der Heimleitung mit an. Da sehen sie dann erst recht ihre Felle davonschwimmen.

[Tiramisu]

Danke :-)

[Annegret]

Ich hatte einen ähnlichen Fall, da die Pflegekräfte mich informierten, dass mein Betreuter Noppensocken braucht und den Einkauf dafür nicht als Heimleistung gesehen haben. Die Leitung auf Nachfrage auch nicht.

Ein Anruf bei der Heimaufsicht ergab, dass mir gesagt wurde, dass sie keine Rechtsberatung durchführen dürften und aber eher der Meinung sind, dass das Heim keine Kleidung beschaffen müsse.

Ein Anruf bei der Pflegekasse ... ähnliche Auskunft, die Beschaffung von Kleidung wäre angeblich keine Regelleistung des Heims ... in Bayern

LG, Annegret

[EFB]

Bei solchen Notfällen bestelle ich Kleidung und nötige Körperpflegeartikel online und lasse sie ins Heim liefern. Das ist aber auch das höchste der Gefühle. Ausser, ich möchte meinen Betreuten persönlich sehen, dann nehme ich mal Sachen aus der Wohnung mit. Ist aber sehr sehr selten....

Gruß
efb

[bt-nrw2010]

Hier mal meine Vorgehensweise bei diesen Anfragen, die mir Gott sei Dank nur noch bei Heimen passieren, die es noch nicht gewohnt sind, mit mir zusammen zu arbeiten

1. Betreuter ist in KzPfl. = Achtung: Wäsche wird dann nicht vom Heim gewaschen wie auch im KH-Aufenthalt.

=> Betreuter hat Geld: Dann beauftrage ich (m)eine Seniorenbetreuerin. Das ist eine Person, die ich zum Glück vor ein paar Jahren über einen Pflegedienst kennen gelernt habe und die sich mit Seniorenbetreuungen selbstständig gemacht hat. Arbeitet auf Rechnung. Diese holt die Kleidung - sofern brauchbare Wäsche zu Hause vorhanden ist - und bringt sie ins Heim. Wenn nichts da ist, dann kauft sie Wäsche ein. Fährt vorher ins Heim und lässt sich vom Pflegepersonal und mit der betreuten Person aufschreiben, was benötigt wird. Gleich absprechen mit dem Heim, dass die Wäsche an eine externe Wäscherei gebracht wird.

Wahlweise im Heim nachfragen, ob es Betreuungsassistenten gibt. Diese übernehmen auch die Einkäufe. Es ist ja dann nachweislich, dass es einen zusätzlichen Betreuungsbedarf gibt, den die dann wiederum bei der Pflegekasse beantragen und abrechnen können.

=> Betreuter hat kein Geld: gleich nach Betreuungsassistenten fragen für den Einkauf. Vorher mit Pflegekräfte absprechen eine Liste anzufertigen und diese dann beim Sozialhilfeträger einreichen. Davor kann sowieso nicht etwas gekauft werden.

Ich sehe hier als Berufsbetreuerin eher meine Aufgabe den Pflegern zu erklären, dass da keiner da ist, der diese sozialen Aufgaben erledigen kann. Ich schildere dann die Situation und plötzlich gibt es dann eine Zusammenarbeit. Du weißt ja gar nicht, welche Ressourcen die Heime plötzlich haben, wenn es sonst keiner machen kann. Nur so bin ich auf die vielen Lösungen gekommen, die mir meinen beruflichen Alltag mittlerweile erleichtern.

Bisher musste noch NIE ein Betreuter von mir nur einen Tag lang nackt in einer Einrichtung rumlaufen, weil ich nicht SOFORT das Wäscheproblem gelöst habe. Sowohl in Pflegeheimen, Krankenhäusern, etc...gibt es einen Fundus. Damit kann vorübergehend immer die Wäschefrage gelöst werden. Der Fundus ist eine Art Kleiderkammer von verstorbenen Bewohnern, wo die Angehörigen die Bekleidung dem Heim hinterlassen haben.

Ich verspüre da auch kein Mitleid gegenüber meinem Betreuten. Der Berufsbetreuer ist nicht die LÖSUNG und der ERSATZ für die Lücken im sozialen System. Ich frage mich dann immer wie das Problem gelöst worden wäre, wenn es keinen Betreuer gegeben hätte. Eben genauso.

Viele Grüße,
bt-nrw2010

[Doro]

Dann wäre es sicher auch gelöst worden durch die Einrichtung. Aber den Betreuer anrufen ist ja viel einfacher. Allerdings durch steigende Personalkosten ist die Besetzung der Heime sehr eng geworden........müssen außerdem noch viel dokumentieren.
Ich wünsche mir nie in einem Heim meinen restlichen Lebensabend zu verbringen...habs leider nicht in der Hand. Hoffe nur das ich es dann nicht mehr so richtig mitkriege.


Doro

[Tiramisu]

Danke für die vielen Tips

Der Betreute hat nun Pflegestufe II erhalten und bleibt in diesem Pflegeheim wohnen.

Die Wäsche wurde gewaschen auch während der Zeit der Kurzzeitpflege, weil wir davon ausgegangen sind das er dort bleiben wird. Ist ja ein Pluspunkt für das Heim!

Das Rezept für Inkontinenzmittel habe ich zurück gegeben - habe mich davor telefonisch gemeldet.

Jetzt warte ich mal ab auf was für Ideen die Pflegedienstleitung noch kommt.....Es kann nur noch besser werden

[Doro]

Viel Glück