Dies ist ein Beitrag zum Thema demente Betreute will ins Ausland ziehen im Unterforum Aufenthalt - Freiheitsentziehung , Teil der Rechtsfragen im Rahmen des Betreuungsrechts
Liebe KollegInnen,
ich bin was den folgenden Fall angeht etwas ratlos:
Die Betreute lebte seit Jahren mit einer schweren hirnorganischen ...
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28.04.2021, 12:49 | #1 |
Stammgast
Registriert seit: 02.02.2011
Ort: Südwestfalen
Beiträge: 740
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demente Betreute will ins Ausland ziehen
Liebe KollegInnen,
ich bin was den folgenden Fall angeht etwas ratlos: Die Betreute lebte seit Jahren mit einer schweren hirnorganischen Störung, ohne, dass Hilfe zur Verfügung gestanden hätte. In diesem Zusammenhang lebte sie einige Jahre mit einem stark alkoholkranken Mann zusammen, der sie so lange "durch fütterte", bis auch er arbeitslos wurde. Vor etwa einem Jahr folgte die Wohnungslosigkeit, Aufenthalte in verschiedenen Unterkünften, die sie immer wieder ohne Ziel verließ. Schließlich konnte ein kleines Zimmer in einer Pension angemietet werden. Der frühere Lebensgefährte nistete sich mit ein, wöchentlich gab es Einsätze durchs Ordnungsamt, weil er sich schlimm gebärdete. Die Klientin verwarloste zunehmens, aß nichts, konnte sich nicht mehr alleine anziehen, wechselte die Kleidung nicht. Im März wurde endlich PG 4 und eine stark fortgeschrittene Demens anerkannt. Die B. zu in ein Pflegeheim. Die Klientin ist spanische Staatsbürgerin, wen auch in Deutschland geboren. Ihre Eltern waren vor einigen Jahren wieder nach Spanien zurück gekeht. Beide sind weit über 80 Jahre alt. Problem: die Eltern wollen sich nun um die Tochter kümmern und reden per Telefon täglich auf sie ein, so möge doch nach Spanien ziehen, dann würden sie sich um die Tochter kümmern. Gesundheitlich wären beiden nicht mehr in der Lage hierher zu kommen, um die Tochter zu besuchen und sich ein Bild von der erheblichen Pflegebedürftigkeit der Tochter zu machen. Die Betreute wünscht sich nunn auch dringend nach Spanien umzusiedeln. Die Rückkehr in den Schuß der Familie, eine Wohnung am Meer, das alles klingt für sie nach "heile Welt". Nun ist die Betreute aber keinesfalls in der Lage die Reise und das Leben in Spanien selbst zu organisieren. Mir sind die Versorgungsstrukturen dort völlig fremd. Grundsätzlich würde ich es für fahrlässig erachten, sie ins Ungewisse zu schicken. Zumal die Eltern selbst gesundheitlich belastet sind. Die Aussage: wenn wir nicht können, kümmern sich die Nachbarn, halte ich bei den vorhandenen Pflege- und Betreuungsaufwand für naiv. Die Betreute fordert nun, dass ich die Umsiedlung organisiere. Mir obliegt auch das Aufenthaltsbestimmungsrecht sowie die Vermögenssorge mit EV. Auch wenn ich den Wunsch der Betreuten verstehen kann, so fürchte ich, dass ihre Versorgungssituation nicht ausreichend sein wird. Ich möchte mich daher nicht aktiv an der "Umsiedlung" beteiligen. Wie seht Ihr das? |
28.04.2021, 13:06 | #2 |
Moderator
Registriert seit: 24.03.2005
Ort: Duisburg, Ruhrgebiet, NRW
Beiträge: 5,807
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Naja, Spanien ist EU-Land, war mal ein Weltreich. Ist jedenfalls kein Drittweltland. Und familiäre Bezüge sind auch da. Es gibt auch ein der Betreuung vergleichbares Rechtsinstitut (es ist sinnvoll, vor dem Aufenthaltswechsel das mit dem spanischen Generalkonsulat in Deutschland zu kommunizieren). Ansonsten sehe ich keine Möglichkeit, den Wunsch wirklich abzuschlagen.
Hier etwas zum Recht in Spanien: Betreuungsrecht Spanien - Internationales Betreuungsrecht
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Mit vielen Grüßen Horst Deinert Weitere Infos: https://www.lexikon-betreuungsrecht.de |
28.04.2021, 13:34 | #3 |
Stammgast
Registriert seit: 02.02.2011
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Beiträge: 740
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Super! Danke für die Infos!!
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28.04.2021, 13:45 | #4 |
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
Registriert seit: 22.08.2005
Ort: Darmstadt
Beiträge: 14,097
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Ich habe selbst 10 Jahre in Spanien gelebt und kann letztlich nur vor dem Gesundheitssystem warnen.
In einer Grossstadt oder grösseren Provinz kannst du auf die inzwischen zahlreichen deutschen Ärzte hoffen. Es ist inzwischen nicht mehr so, das du dort nur als Privatpatient behandelt wirst. Kommt wirklich darauf an ob es ein kleiner Ort sein würde, auch auf dem Festland. Spricht die Frau denn wenigstens spanisch? Gesundheit ist in Spanien über die "seguridad social" mit den dazugehörigen "centros de salud" geregelt wobei die meisten aus gutem Grund eine Zusatzversicherung abgeschlossen haben. Vielleicht hilft dir dieser Link erst mal weiter https://ec.europa.eu/social/main.jsp...intPageId=4798 Grundsätzlich fand ich den Umgang mit Krankheiten jedweder Art eher derber, wobei der familiäre Zusammenhalt im wirklichen Ernstfall meiner Meinung nach viel natürlicher ausgeprägt ist wie z.B. in BRD. Könnte sie nicht einmal für 3 Wochen hinfahren?
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diese kommunikation wurde im rahmen der überwachungsgesetze auf ihre kosten dauerhaft gespeichert und wird jederzeit weltweit gegen sie verwendet werden. danke für ihre kooperation. |
28.04.2021, 14:21 | #5 |
Stammgast
Registriert seit: 02.02.2011
Ort: Südwestfalen
Beiträge: 740
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Hallo Michaela,
ja ich dachte auch schon mal, dass sie erstmal Urlaub dort machen könnte. Leider ist sie so verstrudelt, dass sie die Reise ohne Begleitung nicht antreten könnte. |
28.04.2021, 17:27 | #6 |
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
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Beiträge: 14,097
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Auch nicht mit einer Flugbegleitung wie für Kinder z.B.?
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