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Heimunterbringung gegen den Willen des Betreuten- was nun?

Dies ist ein Beitrag zum Thema Heimunterbringung gegen den Willen des Betreuten- was nun? im Unterforum Aufenthalt - Freiheitsentziehung , Teil der Rechtsfragen im Rahmen des Betreuungsrechts
Ich habe eine Frage und konnte dazu nicht das passende in den bisherigen Themen finden. Ich habe am 07.07.21 einen ...


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Alt 15.07.2021, 02:02   #1
Einsteiger
 
Registriert seit: 14.04.2020
Ort: Lübeck
Beiträge: 20
Standard Heimunterbringung gegen den Willen des Betreuten- was nun?

Ich habe eine Frage und konnte dazu nicht das passende in den bisherigen Themen finden.
Ich habe am 07.07.21 einen 88jährigen Betreuten bekommen. Der alte Herr lebt noch in eigener Wohnung und hat eine Bekannte, die ihm bisher geholfen hat, der es aber langsam zu viel wurde.
Er war zur Zeit der Anhörung am 06.07. im Krankenhaus. Als ich dort anrief, wurde mir mitgeteilt dass er am 06.07. in ein Pflegeheim verlegt worden sei. Der Betroffene äußerte in der Anhörung den vehementen Wunsch, wieder in seine Wohnung zurückzukehren.
Das Heim teilte mir mit, dass er einen Dauerpflegeplatz habe, er sei vom KH angekündigt worden mit dem Satz „Zuhause geht es nicht mehr“.
Bei meinem Besuch bei ihm war die Wohnung ein großes Thema, er hatte Angst dass diese von seinen Kindern gekündigt worden sei und er dann nirgends mehr hinkönne.
Zudem hat er in dem Heim ein Doppelzimmer, keine eigenen Sachen.
Mit den Kindern habe ich mich heute an der Wohnung getroffen und erstmal die ganzen Papiere mitgenommen. Diese erzählten mir, dass die Klinik den Sohn am 03.07. angerufen habe, zwei Nummern von möglichen Pflegeheimen gegeben habe mit der Aufgabe, dort anzurufen und sich für eines zu entscheiden, da er am besten taggleich verlegt werden sollte. Die Verwandten wirkten selbst mit der Situation überfordert .
Das Heim hat bis jetzt lediglich bei der Pflegekasse gemeldet, dass er dort ist. Anträge zur Finanzierung des Heimplatzes wurden noch von keiner Seite gestellt.
Der alte Herr ist nicht mehr sehr mobil, sitzt aktuell im Rollstuhl, kann nur breiige Nahrung essen, hat COPD, in der Wohnung ein Sauerstoffgerät, einen Herzschrittmacher. In seinen Papieren habe ich das Gutachten zur Einrichtung der Betreuung gefunden. Darin steht,dass er die Gefahren für seine Gesundheit nicht mehr einschätzen und nicht mehr entsprechend handeln kann, andererseits aber noch einen freien Willen bilden kann wo er leben will.
Und nun frage ich mich, was ich am besten und in welcher Reihenfolge mache. Erstmal habe ich mich überall legitimiert und vorsorglich schonmal den Antrag auf Hilfe zur Pflege angefordert. Morgen werde ich seine Ärzte anrufen und mir dort Informationen holen, ebenfalls beim KH.
Aber was dann? Wenn das Heim mir den Vertrag unter die Nase hält? Er hatte in der Wohnung, 2.OG ohne Fahrstuhl, einen Pflegedienst. Auch die werde ich kontaktieren.
Vielleicht wäre ja auch ein anderes Heim, dass näher an seiner Bekannten bzw für diese leichter zu erreichen ist und in dem es Einzelzimmer gibt, eine Alternative?
Wie würdet ihr vorgehen?
Danke für Tipps 😊
StefanieDen ist offline  
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Alt 15.07.2021, 09:01   #2
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
 
Benutzerbild von michaela mohr
 
Registriert seit: 22.08.2005
Ort: Darmstadt
Beiträge: 14,097
Standard

Zitat:
Bei meinem Besuch bei ihm war die Wohnung ein großes Thema, er hatte Angst dass diese von seinen Kindern gekündigt worden sei und er dann nirgends mehr hinkönne.
Hatten oder haben gar die Kinder eine Vollmacht mit der sie überfordert sind oder waren und mit der sie die Wohnung hätten kündigen können?

Zitat:
Diese erzählten mir, dass die Klinik den Sohn am 03.07. angerufen habe, zwei Nummern von möglichen Pflegeheimen gegeben habe mit der Aufgabe, dort anzurufen und sich für eines zu entscheiden, da er am besten taggleich verlegt werden sollte.
Diesen KH Sozialdienst würde ich mir regelrecht "vorknöpfen". Ein solches dilletantisches aber für das KH natürlich praktisches Vorgehen macht schon leicht fassungslos.

Zitat:
In seinen Papieren habe ich das Gutachten zur Einrichtung der Betreuung gefunden. Darin steht,dass er die Gefahren für seine Gesundheit nicht mehr einschätzen und nicht mehr entsprechend handeln kann, andererseits aber noch einen freien Willen bilden kann wo er leben will.
D.h. für dich jetzt zu versuchen zu einer fundierten Einschätzung gelangen zu müssen ob der Verbleib in der eigenen Wohnung evtl. möglich wäre. Wenn ja, mit welchen Hilfen?
Lass dir dazu als 1. Orientierung den Pflegüberleitungsbogen vom KH vorlegen.

Zitat:
Wenn das Heim mir den Vertrag unter die Nase hält?
Zur Unterschrift oder warum? Falls man will, dass du unterschreibst dann rede dich erst mal raus mit ....Zeit zur Prüfung zu benötigen, und schau dir genau die Kündigungsfristen dabei an.

Zitat:
Vielleicht wäre ja auch ein anderes Heim, dass näher an seiner Bekannten bzw für diese leichter zu erreichen ist und in dem es Einzelzimmer gibt, eine Alternative?
Versuche auch darüber mit ihm zu sprechen. Klar ist es erst mal ein Schock aus der eigenen Wohnung sich auf einmal in einem Doppelzimmer wiederzufinden.

Zitat:
Wie würdet ihr vorgehen?
Formal bist du auf der sicheren Seite, evtl. noch mit der kühnen Behauptung, das der Gesundheitszustand sich verschlechtert hätte, eine Erhöhungsantrag bei der Pflegekasse stellen. Derzeit fahren die Gutachter wohl wieder raus. Wenn du den Heimaufenthalt allerdings als vorübergehend darstellst, dann wird natürlich nicht im Heim begutachtet.

Es wird jetzt das Wichtigste sein rauszukriegen ob der Verbleib in der eigenen Wohnung möglich wäre oder nicht.
Das Gericht würde ich jeweils ausführlich über die Problemlage und deine Bemühungen sowie über die jeweiligen Ergebnisse immer (schriftlich)auf dem Laufenden halten.
__________________
diese kommunikation wurde im rahmen der überwachungsgesetze auf ihre kosten dauerhaft gespeichert und wird jederzeit weltweit gegen sie verwendet werden. danke für ihre kooperation.
michaela mohr ist offline  
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Alt 15.07.2021, 11:01   #3
Moderator
 
Benutzerbild von HorstD
 
Registriert seit: 24.03.2005
Ort: Duisburg, Ruhrgebiet, NRW
Beiträge: 5,811
Standard

Wie wäre es denn mit einer Kurzzeitpflege? Damit man gemeinsam mit den Mitarbeitern der Pflege einschätzen kann, ob ambulante Versorgung ausreichend wäre (die ja in der Zwischenzeit auch beantragt und organisiert werden müsste).

Derzeit dürfte ja auch noch gar kein (Dauer-) Heimvertrag abgeschlossen worden sein.
__________________
Mit vielen Grüßen
Horst Deinert

Weitere Infos:

https://www.lexikon-betreuungsrecht.de
HorstD ist offline  
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Alt 15.07.2021, 19:53   #4
She
Forums-Geselle
 
Registriert seit: 04.12.2020
Beiträge: 60
Standard

Hallo Stefanie,

ich bin Heim und keine Betreuerin, und was ich da lese ist echt kurios.

Vorab, bist du Betreuerin? Haben die Angehörigen Vollmachten? (Dann bist du wahrscheinlich raus, sofern Vollmachtgeber und Nehmer die Vollmacht als aktuell wünschen)

Das Heim teilte mir mit, dass er einen Dauerpflegeplatz habe, er sei vom KH angekündigt worden mit dem Satz „Zuhause geht es nicht mehr“.

Das hat das Heim nicht zu bestimmen, es gibt genügend Schwerstpflegefälle die Zuhause gepflegt werden. Vorab gibt es grundsätzlich die KZP. Als Kostenersparniss für den Bewohner, und als Entscheidungshilfe ob man bleiben möchte (oder den Bewohner behalten kann.)

Das Verhalten der Klinik ist mangelhaft. Mal angenommen, es existieren keine Vollmachten. Die Angehörigen sollen sich um den Platz kümmern – und wer unterschreibt dann alles? (zumal sich die Pflegeüberleitung hier um Heimplätze kümmert). Wussten die nichts von der Betreuung?

Wer hat den Heimvertrag unterschrieben? Der Bewohner, der nicht dort sein will bestimmt nicht.
Jeder Heimvertrag hat (zumindest hier in BaWü) eine 14 tägige Sonderkündigungsfrist.

Anträge zur Finanzierung des Heimplatzes wurden noch von keiner Seite gestellt.

Das wäre als Betreuer eh Deine Aufgabe. Ich als Heim melde lediglich den Einzug beim SHT wenn ich weiß/oder das Gefühl habe, dass die Deckung der Kosten nicht sicher ist. So kann ich mir sicher sein, dass der SHT von dem Fall weiß, da er erst ab Datum der Kenntnisnahme rückwirkend zahlt. (Allerdings nehme ich nur auf, wenn ich mich mit den Angehörigen/Betreuern unterhalten habe, da lege ich sehr viel Wert drauf, und auch darüber wird immer geredet.)

hat COPD, in der Wohnung ein Sauerstoffgerät

Ich hoffe ja wohl dass KH und Heim dafür gesorgt haben, dass er auch im Heim ein Sauerstoffgerät hat?

Aber was dann? Wenn das Heim mir den Vertrag unter die Nase hält?


Wie gesagt, 14 tägige Kündigungsfrist, Recht auf KZP vorab, wer hat unterschrieben (keine Vollmacht? Wie schon oben geschrieben)

Ich würde:
1. Prüfen ob Vollmachten da sind und wenn nicht
2. Dem Heim auf die Finger klopfen. Wer hat den Vertrag unterschrieben? Wenn es nicht der Bewohner war, eh ungültig. Neuer Vertrag, nur KZP, und Du unterschreibst.
3. Allen den Betreuerausweis zusenden.
4. Schnellstmöglich ein Heim mit Einzelzimmer suchen.
5. Dem SHT vorab schon mal melden
6. Prüfen, ob die Möglichkeit gegeben ist, den Herren zuhause zu pflegen.
7. Wenn nicht, wie gesagt, menschenwürdige Bedingungen (Einzelzimmer für jeden der er wünscht) schaffen.

Viele Grüße
She
She ist offline  
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Alt 15.07.2021, 21:38   #5
Einsteiger
 
Registriert seit: 14.04.2020
Ort: Lübeck
Beiträge: 20
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Vielen Dank für eure Antworten, die mir schon viel geholfen haben.
Vollmachten existieren nicht und ein Heimvertrag wurde noch nicht geschlossen. Das Heim scheint es nicht eilig zu haben und mir ist das gerade ganz recht...
Ich habe mich erstmal überall legitimiert und mir bei der Sozialen Sicherung den Antrag für die Hilfe zur Pflege angefordert.
Der Herr hatte bis jetzt einen Pflegedienst zuhause. Ich habe heute die Info erhalten, dass die Bekannte wohl immer dazwischen gegangen sei und einen Teil der Pflege verhindert habe.
Das Sauerstoffgerät hat er im Heim nicht und es war heute dort niemand erreichbar, so dass ich mich gleich morgen wieder dahinter klemmen werde.
Jetzt steht erstmal an, die jährliche Überprüfung des Herzschrittmachers in die Wege zu leiten.
Zudem habe ich heute den Arztbrief aus der Klinik bekommen, immerhin schonmal etwas.
Die Sozialarbeiterin, die das in die Wege geleitet hat, ist passenderweise im Urlaub und hat es alles deutlich anders dokumentiert ( Verwandte waren mit der Heimunterbringung einverstanden.... wobei ich mich frage, ob das wirklich relevant ist).
Ihre Vertretung am Telefon war sehr hilfsbereit und bemüht, ich habe ihr meine Irritation über das Procedere allerdings trotzdem kund getan...
StefanieDen ist offline  
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