90-jährge Schwiegereltern wollen keine Betreuungshilfe annehmen

[almutg]

Hallo,

Ich bin neu hier und habe mich wegen einem aktuellen (bzw. auch schon lange schwelenden) Problem angemeldet, bei dem wir nicht mehr weiter wissen.
Meine Schwiegereltern (Schwiegermutter ist knapp 90 Jahre alt, Schwiegervater 87) leben 60km von uns entfernt in einem kleinen Haus. Das ganze Drama ging los, als mein Schwiegervater vor ca. 5 Jahren gestürzt ist und sich den 2. Halswirbel gebrochen hat. Wie durch ein Wunder hat er überlebt. Eine Operation war nicht möglich, so dass er eine Zeitlang einen Fixateur tragen musste. Die Wirbel sind aber nicht mehr zusammen gewachsen, so dass er eigentlich eine Halskrause tragen müsste, was er de facto aber nie macht. Trotzdem kommt er einigermaßen zurecht, ist allerdings sehr wacklig auf den Füßen. Bei einem weiteren Sturz wäre er aber gelähmt oder tot.
Meine Schwiegermutter ist sehr zierlich und nimmt wegen ihrer Schilddrüse immer weiter ab (sie wiegt derzeit ca. 36 Kilo) und ist damit sehr schwach. Außerdem gleitet sie immer mehr in die Demenz ab. Es ist noch nicht so schlimm, aber sie ist sehr schusslig, stellt schon mal den Wasserkocher auf den Herd oder vergisst diesen aus zu schalten, verschusselt Unterlagen und Dinge usw..
Mein Mann ist Mitte 50 und arbeitet freiberuflich. Darum hat er immer mal wieder tageweise Zeit, es gibt aber auch Zeiten, an denen er quasi rund um die Uhr arbeitet.
Nach den Tod meiner Schwägerin ist mein Mann das einzige Kind. Außerdem leben noch einige Verwandte und Bekannte in der Nähe meiner Schwiegereltern. Die nächste Verwandte ist die Tochter der verstorbenen Schwägerin (also eine Enkelin meiner Schwiegereltern), die auch nicht weit von den Schwiegereltern lebt, aber berufstätig ist und ein kleines Kind hat.
Mein Schwiegervater hat Pflegestufe 2, meine Schwiegermutter weigert sich, sich für eine Pflegestufe einwerten zu lassen.

Seit dem Unfall meines Schwiegervaters versuchen wir, der soziale Dienst im Krankenhaus, die Pfleger von der Charitas und überhaupt alle Angehörigen, meine Schwiegereltern davon zu überzeugen, dass sie Betreuung brauchen. Aber meine Schwiegermutter lehnt das rigoros ab, weil sie niemanden „Fremdes“ in ihrem Haushalt haben will. Mein Schwiegervater sieht das mit der Betreuung eher ein, im Zweifel kuscht er aber vor meiner Schwiegermutter und dann Fallen gegenüber den sozialen Dienst schon Mal so Sätze wie „meine Frau hat eine Waschmaschine und ein Bügeleisen und mehr Betreuung brauchen wir nicht“. Was gerade noch möglich war, dass jemand von der Caritas morgens und abends zur Medikamentengabe und zum Waschen meines Schwiegervaters vorbei gekommen ist. Aber hier gab es auch schon Streit, sobald meine Schwiegermutter sich in ihrer Haushaltführung kritisiert gefühlt hat.
Außerdem ist mein Mann ein bis zwei Mal in der Woche für einen Tag bei ihnen, um bit ihnen zum einzukaufen und um das Notwendigste zu regeln. Diese Besuche belasten ihn aber mehr und mehr, weil er statt Dank eher Vorwürfe zu hören bekommt.

Mein Schwiegervater ist relativ schwer, so dass meine Schwiegermutter ihn eigentlich nicht pflegen kann. Und weil mein Schwiegervater den ganzen Tag jammert ist sie meistens im Garten, so dass er quasi alleine im Haus rum sitzt.
Wenn mal Probleme auftreten rufen sie im Minutentakt an und verlangen von meinem Mann, dass er sofort vorbei kommt. Und wenn das nicht klappt rufen sie in der ganzen Bekanntschaft rum, bis sie jemanden finden der hilft. Aber auch dort nimmt hier die Bereitschaft immer mehr ab.

Nun ist meine Schwiegermutter vor ca. einen Monat gefallen du musste ins Krankenhaus. Da konnte sie mein Mann endlich überreden, dass eine 24-Stunden-Pflegekraft aus Polen kommt, die die beiden betreut. Und das auch nur, weil der soziale Dienst sie sonst nicht entlassen hätte. Vor knapp 2 Wochen kam dann über die Pflegeengel Maria aus Polen, die schon seit 10 Jahren im Pflegedienst ist. Maria ist überaus fleißig und patent, aber meiner Schwiegermutter kann sie nichts recht machen. Sie schreit die Maria ständig an, weil sie sich zum einen in ihren Kompetenzen bedroht gesehen hat und weil sie eifersüchtig ist, weil mein Schwiegervater mit Maria gut ausgekommen ist. Bei seinem letzten Besuch am Montag hat Maria meinen Mann schon ihr Leid geklagt, dass sie versucht, alles gut zu machen, aber von meiner Schwiegermutter nur geschimpft wird. Meine Schwiegermutter hat sie auch angegiftet, weil sie nachmittags die ihr zustehende 2 Stunden Pause genommen hat und hat ihr vorgeworfen, dass sie faul ist (dabei arbeitet Maria wirklich fast ununterbrochen und macht vieles, was sie gar nicht tun müsste). Mein Mann hat versucht, seine Mutter zur Vernunft zu bringen, mein Schwiegervater hat geheult, alle Verwandten und Bekannten haben meiner Schwiegermutter schon gut zugeredet – trotzdem war es heute so weit, dass Maria angekündigt hat, dass sie es nicht mehr aushält, weil die Situation eher noch schlimmer geworden ist. Sie hätte schon Magenprobleme und übergibt sich ständig und will jetzt abreisen.

Mein Mann ist resigniert und sieht als letzten Ausweg nur noch ein Altersheim, wo seine Eltern durch den Verlust ihrer gewohnten Umgebung wahrscheinlich total vor die Hunde gehen würden.

Ich hatte noch nie ein gutes Verhältnis mit meinen Schwiegereltern, aber mir tut mein Mann leid, den das alles furchtbar fertig macht. Ich weiß, dass das Problem eigentlich nicht lösbar ist, aber vielleicht hatte ja schon mal jemand hier ein ähnliches Problem und kann uns irgendeinen Tipp geben? Wir wären für alle Ratschläge dankbar, weil wir echt am Verzweifeln sind.

[michaela mohr]

Guten Morgen almutg,

das liest sich alles sehr unschön und ist bestimmt keine leichte Situation.

Ich muss aber anmerken, dass wir hier kein Forum für pflegerische Probleme sind sondern uns nur mit gesetzlichen Betreuungen befassen.
Ob bei euch die Voraussetzungen dafür vorliegen lässt sich sehr schwer beurteilen.
Ich rate euch unbedingt sich an den städtischen Sozialdienst und/oder die zuständige Betreuungsstelle der Stadt zu wenden in der die Schwiegereltern leben.
Dort solltet ihr die Situation schildern und euch beraten lassen.

Viel Erfolg