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Realistische Möglichkeiten in der Behindertenhilfe

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Hi, ich mache hierfür ein eigenes Thema, damit es übersichtlich bleibt. Nochmal Grunddaten: Ich bin 18 1/2 Jahre alt und ...


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Alt 21.02.2020, 17:17   #1
Gesperrt
 
Registriert seit: 12.02.2020
Beiträge: 10
Standard Realistische Möglichkeiten in der Behindertenhilfe

Hi,

ich mache hierfür ein eigenes Thema, damit es übersichtlich bleibt.
Nochmal Grunddaten:
Ich bin 18 1/2 Jahre alt und habe sehr schweren Asperger-Autismus und ADHS (Diagnose). Ich bin mit meinen Eltern ziemlich zerstritten und weil wir so eine vernünftige Familie sind, sind mittlerweile sehr viele Gerichte und Behörden in unseren Streit verstrickt.

Ich lebe in einem vom Jugendamt bezahlten Heim, das, glaube ich, in den 50er Jahren stehen geblieben ist und möchte hier schon die ganzen 1 1/2 Jahre, die ich da bin, unbedingt raus.

Ich kenne mich aber mit Behindertenhilfe zu wenig aus, um sicher zu wissen, was möglich oder sinnvoll für mich ist. Es geht mir nicht darum, dem Betreuer vorzugreifen, sondern für mich konstruktive Überlegungen zu machen, was ich mittel- und langfristig anvisieren könnte und darum, selber auch schlüssige Pläne entwerfen zu können, die ich Betreuer und Jugendamt oder Eingliederungshilfe vorschlagen könnte, so dass ich auch möglichst fundierte eigene Position vertreten kann.

Ich mache mal eine kann ich/kann ich nicht bzw. gut/schlecht Liste:

Ich kann / pro:
- alle hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, kochen, putzen, waschen usw., mindestens auf dem Niveau jedes anderen 18-Jährigen
- programmieren (ich verdiene damit noch kein Geld, aber ich habe schon einige Webseiten, Foren und Server für Online-Bekanntschaften programmiert, um mich von meinem Leben im Heim abzulenken)
- getesteter IQ von 140
- jede Form von Papierkrieg, Formularen, behördliche Angelegenheiten allgemein, solange sie schriftlich erfolgen
- Hauptschulabschluss

Ich kann nicht /contra:

- mit Fremden telefonieren
- konsistent Erinnerungen von mündlichen Konversationen bilden oder mich in mündlichen Konversationen auf eine nicht komplett konfuse Weise äußern
- mich länger in Räumen mit mehr als 2 fremden Personen aufhalten
- mich zu Fuß auf Strecken über so ~100 m orientieren
- Meltdowns in überfordernden Situationen (das ist durch die letzten 1 1/2 Jahre Streit und Ärger echt schlimmer geworden)

Meine Fragen:
Meine Eltern haben das Heim damit gerechtfertigt, dass das Heim zwar schlimm ist, aber der Drill nötig ist, damit ich überhaupt mal arbeiten kann. Ich denke, das stimmt nicht, es geht mir hierdurch eher schlechter, aber das ist nicht der Punkt.

Was ich gerne wissen würde und ich wäre für eine wirklich schonungslose Antwort dankbar:
Ich würde sehr, sehr gerne irgendwann arbeiten (in einem echten Job, nicht einer WfbM) gehen können.
Aber ist das mit den beschriebenen Einschränkungen überhaupt eine realistische Vorstellung?
Oder quäle ich mich am Ende nur mit etwas, dass ohnehin nicht realisierbar ist und sollte ich meine Vorstellungen niedriger stecken?

Ich weiß, dass es Arbeitsplätze speziell für Schwerbehinderte gibt, aber ich kenne mich nicht gut genug aus, ob das nicht vielleicht einfach nur normale Arbeitsplätze mit einer Rollstuhlrampe sind.

Das zweite wäre das Wohnen, obwohl das natürlich damit zusammenhängt.
Ich war letztes Jahr bei einem mühsam erkämpften Termin bei der örtlichen EUTB. Die Frau dort war die erste seit Langem, die mich ernst genommen hat und auf mich eingegangen war. Ich konnte mich danach sogar an relativ viel vom Gespräch erinnern.
Sie hatte mir gesagt, dass ich durchaus in einer eigenen Wohnung leben könnte, wenn es ein ambulant betreutes Wohnen zum Helfen bei Einkäufen und Behördengängen gäbe.
Mir ist bis jetzt noch nicht eingefallen, warum das grundsätzlich nicht möglich wäre, aber ich habe da ein paar Bedenken. So, wie ich das verstehe, hieße das, die Wohnung selbst wäre von mir angemietet. Soweit ich herausgefunden habe, ist der Wohnungsmarkt sehr schlecht und ich frage mich, welcher Vermieter da mich nehmen würde (mal ganz davon abgesehen, dass ich keinen Besichtigungstermin wahrnehmen kann). Außerdem bis ich etwas skeptisch, wie das helfen würde, meinen Zustand zu verbessern und ob ich nicht Probleme mit allen Situationen, die außerhalb der Routine fallen, bekäme.

Dann hatte sie mir noch ein trägereigenes betreutes Wohnen vorgeschlagen. Das Autismuszentrum baut gerade eines speziell für Autisten genau in meiner Stadt, aber es dauert wohl noch eine ganze Weile, bis das fertig ist. Dazu kommt, dass ich in der Regel auch unter Autisten immer der schwerste Fall bin.

Ich habe mich auch in anderen Foren für Behinderte umgehört, und dort wurde mir immer wieder gesagt, dass meine jetzige Einrichtung überhaupt nicht normal oder repräsentativ für Wohngruppen ist und normale WGs ganz anders sind.

Meine zweite Frage ist daher:
Was für eine Wohnform, ganz weit gefasst, wäre für mich eurer Meinung nach möglich oder sinnvoll, falls es mir gelingt, aus meinem jetzigen Heim herauszukommen?

Und welche Schritte wären für jemand mit meinem Krankheitsbild allgemein sinnvoll, um den Zustand zu verbessern, oder muss ich mich mit meinem jetzigen Zustand abfinden?

Dass sich im gegenwärtigen Zustand mit meinem Heim für mich nichts verbessern kann, ist klar, aber ich hatte beispielsweise, als ich jünger war, auch schon eine Psychotherapie bei einer Therapeutin, der ich nicht misstraut habe, und das hat mir leider auch überhaupt nichts gebracht.
derJustin ist offline  
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Alt 21.02.2020, 20:25   #2
Admin/Berufsbetreuer
 
Benutzerbild von Imre Holocher
 
Registriert seit: 16.03.2004
Ort: Betreuungsbüro Herrlichkeit 6 in 28857 Syke
Beiträge: 8,589
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Moin moin

Ich spinne einfach mal vor mich hin:

Schade, dass Du kein Abi hast. Bei der sonstigen Beschreibung Deiner Lage hättest Du mit dem Grips und dem Interesse an Computern und Programmiererei beste Chancen Informatik zu studieren und in dem Bereich auch zu arbeiten.
IT-Firmen suchen und nehmen gerne Menschen mit einem Asperger und IT-Talent, weil die anstehende Probleme viel konzentrierter und präziser abarbeiten bzw. lösen können, als andere Menschen.

Vielleicht kannst Du ja die Fern-Uni Hagen anfragen, ob Du die Unterlagen zu dem Studiengang Informatik bekommen könntest - auch ohne als Student eingeschrieben zu sein (so was ging zumindest früher mal). Dann hättest Du zumindest erst mal was, womit Du Dich fortbilden könntest. Bei entsprechender Fitness im IT-Bereich hast Du vielleicht auch ohne Diplom Chancen.

Zu der ganzen Heimgeschichte und Wohin kann ich allerdings erst mal nichts beitragen.

MfG

Imre
__________________
Fehler sind dazu da, um sie zu machen
und daraus zu lernen.
Fehler sind nicht dazu da, sie dauernd zu wiederholen.
Imre Holocher ist offline  
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Alt 22.02.2020, 02:24   #3
Forums-Geselle
 
Registriert seit: 28.08.2018
Beiträge: 235
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verschoben wegen vorheriger falscher inhaltlicher Zuordnung



Ich halte Arbeit, wie Imre sie beschreibt, für zu romantisch.

Ich glaube nicht, dass irgendeine Firma wartet auf mich oder andere Menschen, die einen "Nischensrbeitsplatz" brauchen.

Aber ich tendier hier scjon zur eigenen Wohnung.

Auch wenn ich, ehrkich gesagt, etwas Paranoia sehe
Stefanie78 ist offline  
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Alt 22.02.2020, 09:53   #4
Routinier
 
Registriert seit: 17.01.2015
Beiträge: 1,882
Standard

Zum Thema arbeiten:

Es gibt Möglichkeiten. Und ich halte das auch nicht für zu romantisch. Diu scheinst ein fittes Kerlchen zu sein. Und Jobs in einem Ein-Mann-Büro für Ruhe und Konzentration gibt es. Gerade im IT Bereich, da ist sogar oft Working at Home möglich.

Hier bei uns (Saarland) gibt es etwas, das nennt sich "virtuelle Werkstatt". Grob erklärt: das läuft unter WfB, ist aber keine klassische WfB. Dort werden Menschen auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt und dabei pädagogisch und unterstützt und begleitet. D.h. die suchen gemeinsam mit dem Betroffenen Firmen, die Menschen mit Behinderung einstellen. Die Leute werden ganz normal eingestellt, haben aber einige besondere Freiheiten. Je nach Bedarf, z.B. abgestimmte Arbeitszeiten, Gestaltung des Arbeitsplatzes, pädagogische Unterstützung vor Ort falls benötigt.... der Arbeitgeber erhält einem finanziellen Ausgleich dafür.

Aber auch ohne solche Träger gibt es Möglichkeiten. Der Einstieg ist dann sicherlich schwieriger, aber nicht unmöglich. Mein Mann wurde z. B. vor einem Jahr schwer krank und kann nicht mehr auf seinen alten Arbeitsplatz zurück. Er wurde innerhalb versetzt und es wurde eine neue atelle für ihn geschaffen, allein in einem Büro, ohne Publikumsverkehr (Immunschwäche, erhöhtes Ansteckungsrisiko). Jede größere Firma und jeder öffentliche Arbeitgeber sollte und müsste gerade bevorzugt Menschen mit Schwerbehinderung einstellen. Möglich ist es also.

Allerdings braucht es für die meisten Stellen eine Ausbildung und dafür vorher einen qualifizierten Schulabschluss. Du bist intelligent. Wie stehen deine Chancen und mittlere Reife oder sogar Abi? Es gibt auch hier diverse Möglichkeiten, den Schulabschluss zu machen ohne in einer normalen Klasse sitzen zu müssen.

Also: du hast einen Traum. Du hast den Willen. Und du hast die Grundvoraussetzungen. Glaube an dich und geh deinen Weg, dann kannst du das schaffen.

Zu.m Thema Wohnen: es gibt viele Wohnformen. Bei den von dir beschriebenen Möglichkeiten könnte ich mir sogar eine ambulante Wohnform mit Eingliederungshilfe vorstellen. Es wäre einen Versuch wert.

Auch stationäre Einrichtungen gibt es in vielen Varianten. Hier muss die richtige für dich gefunden werden und wahrscheinlich braucht das Zeit, da es oft lange Wartelisten gibt. Aber es gibt passende Möglichkeiten und auf lange Sicht gesehen sollte hier eine für passende Veränderung gefunden werden können.

Lg
Boomer
__________________
Die meisten Probleme lösen sich von selbst - man darf sie nur nicht dabei stören
Boomer ist offline  
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Alt 22.02.2020, 10:26   #5
Forums-Geselle
 
Registriert seit: 21.04.2017
Ort: bei Heidelberg
Beiträge: 239
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Hallo,

ich habe Informatik studiert und eine Weile auf dem 1. AM gearbeitet, leider waren die Bedingungen trotz eines sehr willigen Managers nicht an meine Anforderungen anpassbar, ständige Meetings und das Großraumbüro haben mir so zugesetzt dass ich letztlich in Rente bin ich arbeite derzeit auf dem 4. AM...

Ich will dir nicht die Hoffnung nehmen aber die IT ist kein Wunschkonzert, sehr viel ist Absprache mit Kollegen inklusive internen Ränkespielen und Intrigen. Auch die Arbeitsbedingungen können oftmals nicht ans Optimum angepasst werden.

Mein Arbeitgeber hat auch nur Leute angestellt die Studiert haben. Du solltest wenn du in die Richtung willst Abi und Studium anstreben, die meisten kleineren Firmen die auch nicht studierte/gelernte Informatiker nehmen sind meist schlecht in der Bezahlung.

Außerdem ist ein riesen Unterschied zwischen "Ich kann ein bisschen programmieren" und man kann komplexe Systeme entwerfen mit dem vollen potential das ein solches System entfalten kann, sauberer Architektur usw. So wenig wie ich einem Laienjuristen empfehlen würde als Anwalt arbeiten zu wollen, so wenig will ich jemand mit ein bisschen programmieren empfehlen als Informatiker zu arbeiten, das Feld ist deutlich komplexer als ein wenig programmieren.

Mit freundlichen Grüßen
Ela
Elara ist offline  
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Alt 24.02.2020, 01:39   #6
Gesperrt
 
Registriert seit: 12.02.2020
Beiträge: 10
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Danke auch für die Antworten.

Das hört sich jetzt eher negativ an, aber ich glaube, ihr wart jetzt auch ein wenig ehrgeiziger als ich.

Abi oder studieren ist bei mir gerade echt nicht auf dem Schirm.

Ursprünglich hatte ich gedacht, Ausbildung Fachinformatiker. Aber da hatte ich selber schon Probleme gesehen und ihr hört euch auch überzeugend an.

Würde jemand irgendwas anderes einfallen? Es muss gerade nicht toll bezahlt oder sonst was sein, nur eine echte Arbeit.

Und mit dem Wohnen, würde denn eine eigene Wohnung funktionieren bzw wie könnte man in so einer Situation überhaupt an eine kommen?

Elara, kann ich dich noch fragen:
Du machst damit schon länger Rum, hast du mal was gefunden, das dir mit dem Autismus geholfen hat, ärztlich, therapeutisch oder anders?
derJustin ist offline  
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Alt 24.02.2020, 06:46   #7
Forums-Geselle
 
Registriert seit: 21.04.2017
Ort: bei Heidelberg
Beiträge: 239
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Hallo Justin,

2 Dinge im wesentlichen: active noice canceling Kopfhörer (die sind höllisch teuer... Aber es gibt brauchbare auch für 50€(dank der Foren Regeln schreib ich jetzt nicht welche)). Die erlauben mir Bahn/Bus/StraBa zu fahren und teilweise auch in der Arbeit zu sitzen. (ich hoffe mein Chef holt mich bald wieder zurück...)

Mit der dyspraxie(die du wohl nicht so ausgeprägt hast) hat mir ergo Therapie geholfen.

Zum Thema ausbildung eine Ausbildung als fiae wäre natürlich toll! Leider setzen die meisten Betriebe Realschulabschluss voraus. Du könntest mal einen Berufswahltest, machen, der könnte dir helfen raus zu finden was du werden willst. Ich bin ziemlich überzeugt das du eine Ausbildung bekommst, viele Betriebe schätzen es sehr wenn zwischen den Ohren nicht nur Matsch ist
Elara ist offline  
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