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Verhütung - Standard Dreimonatsspritze.

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Liebe Alle, das ist ein wirklich tolles Forum. Ich habe eine etwas spezielle Frage und hoffe, ihr könnt mir helfen. ...


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Alt 25.02.2022, 13:45   #1
Ich bin neu hier
 
Registriert seit: 24.02.2022
Beiträge: 3
Ausrufezeichen Verhütung - Standard Dreimonatsspritze.

Liebe Alle,

das ist ein wirklich tolles Forum.
Ich habe eine etwas spezielle Frage und hoffe, ihr könnt mir helfen.

In einem Artikel habe ich gelesen, dass viele Frauen, die in Behindertenheimen leben, die Dreimonatsspritze verschrieben bekommen und nutzen. Und das, ohne dass der Frauenarzt sie vernünftig berät vorher.

Hier der Artikel: https://www.vice.com/de/article/gyjb...ng-sexualitaet

Stimmt das? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?

Ich würde mich wirklich sehr über eure Antworten freuen!

Vielen Dank und liebe Grüße,
Küken
Küken87 ist offline  
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Alt 25.02.2022, 16:03   #2
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
 
Benutzerbild von michaela mohr
 
Registriert seit: 22.08.2005
Ort: Darmstadt
Beiträge: 14,097
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Das ist wirklich ein wichtiges Thema was du hier eröffnet hast.


Allerdings stelllen sich bei dem Artikel auch einige Fragen..... z.B. ist dort die Rede von geistig behinderten Frauen. Wie könnten diese denn "vernünftig" beraten werden?
Vernunft setzt ein bestimmtes Abstraktions- und Denkvermögen voraus, auch Zukunftsplanzung z.B. Ist das bei der genannten Personengruppe wirklich vorhanden? (das ist jetzt keinesfalls abwertend zu lesen!)


Weiter würde die Einnahme der Pille zur Empfängnisverhütung eine Form von Zuverlässigkeit und Regelmässigkeit haben müssen um zuverlässig Wirkung zu entfalten. D.H. wahrscheinlich, dass die Pilleneinnahme absolut zuverlässig überwacht werden müsste. Es reicht ja nicht die Pille einfach nur zu verteilen.
Ist das in Behinderteneinrichtungen wirklich möglich?


Erfahrungen in der Arbeit mit geistig Behinderten habe ich keine, meine Kunden sind allesamt aus anderen Bereichen. Also überlege ich eher nur theoretisch.
Das Thema ist auf jeden Fall spannend, hatten wir hier auch noch nicht. Danke also dafür
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michaela mohr ist offline  
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Alt 25.02.2022, 19:17   #3
Admin/Berufsbetreuer
 
Benutzerbild von Imre Holocher
 
Registriert seit: 16.03.2004
Ort: Betreuungsbüro Herrlichkeit 6 in 28857 Syke
Beiträge: 8,575
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Moin moin


Ich kann hier sicherlich nur vermuten und nicht für alle Heime und Ärzte sprechen. Die Aufklärung und Beratung bzgl. der Verhütung ist zwar Sache der Ärzte, aber einfache Sprache ist nicht gerade deren Stammgebiet. Manche können sich durchaus damit verständlich machen, andere nicht. Deshalb hängt die Beratung und Aufklärung wohl in den meisten Fällen an den MitarbeiterInnen der Heime.



In den meisten der mir bekannten Heime für Menschen mit geistiger Behinderung wird da schon gute Aufklärungsarbeit geleistet. Und ja: Auch mit Menschen mit geistigen Einschränkungen kann man sich über dieses Thema unterhalten und sie finden auch ihre Position dazu.

Wenn die geistige Behinderung zu stark ist, kann man eine Unterhaltung darüber vergessen. Dann ist das Thema aber auch nicht unbedingt akut.



Problematischer finde ich das Thema bei Frauen mit geistigen Einschränkungen, die nicht in Heimen leben, sich aber fast serienweise schwängern lassen und die Kinder dann vom Jugendamt weggenommen werden. Da ist selbst viel Überzeugungsarbeit manchmal einfach nur vergeblich.


MfG
Imre
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Imre Holocher ist offline  
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Alt 26.02.2022, 10:07   #4
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
 
Benutzerbild von michaela mohr
 
Registriert seit: 22.08.2005
Ort: Darmstadt
Beiträge: 14,097
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Zitat:
Wenn die geistige Behinderung zu stark ist, kann man eine Unterhaltung darüber vergessen. Dann ist das Thema aber auch nicht unbedingt akut.
Das kann ich leider, z.B. im Hinblick auf meine zu 95 % behinderte Nichte nicht bestätigen.
Sie lebt in einer Behinderteneinrichtung und wurde mehrmals mit jemandem den sie wohl gut fand von den Gruppenleitern nackt und kichernd mit dem Typen im Bett vorgefunden beim, na sagen wir mal, "fummeln". Wie weit das noch gegangen wäre konnten wir und die Einrichtung nur vermuten.
Zu sagen, vorsicht, hier könnten Babys entstehen hättte null gebracht da Baby gleichzeitig ein Wort für höchste positive Gefühle auslöst.

Diese Zeiten waren nicht einfach zu überstehen, jemand so etwas wie Sexualität und positive Gefühle lassen zu wollen aber sich gleichzeitig der damit einhergehenden Gefahr bewusst zu sein.

Zurück zum eigentlichen Thema.
Zitat:
Und das, ohne dass der Frauenarzt sie vernünftig berät vorher.
Unter anderem werden deshalb für geistig Behinderte ab 18 Jahren grundsätzlich Betreuer bestellt. Da findet natürlich eine Aufklärung und Abwägung der Risiken unter Beachtung der Behinderung statt.
Unter 18 Jahren beginnt Sexualität natürlich auch schon. In der Hinsicht sind natürlich vor allem die Einrichtungsmitarbeiter gefragt die in solchen Fällen nicht nur eine betreuende Tätigkeit haben- abhänig natürlich vom Grad und Ausmass der Behinderung- etwas was in dem angeführten Artikel eindeutig zu kurz kommt.
An der Stelle z.B. steht da sträflicherweise:
Zitat:
der Betreuer darf nicht in eine Behandlung einwilligen." Doch inwiefern die Frauen tatsächlich Maßnahmen und Risiken abschätzen können, ist fraglich.
Das bei derartigen Fällen der Betreuer z.B. einer Behandlung mit der Dreimonatsspritze nicht einwilligen dürfte ist falsch. Das darf er natürlich, ausser bei der Frage der Sterilisation. Da muss dann ein Ergänzungsbetreuer eingeschaltet werden Für "seriös" kann ich das insofern nicht halten.
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michaela mohr ist offline  
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Alt 26.02.2022, 12:08   #5
Admin/Berufsbetreuer
 
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Ort: Betreuungsbüro Herrlichkeit 6 in 28857 Syke
Beiträge: 8,575
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Moin Michaela


Nicht ohne Grund habe ich "Wenn die geistige Behinderung zu stark ist..." geschrieben. Deutlicher wäre vielleicht Folgendes gewesen:
"Wenn die geistige Behinderung so stark ist, dass ein Gespräch auch in einfacher Sprache nicht möglich ist..."
Damit gemeint sind Menschen, mit einem IQ von deutlich unter 50.


Das Menschen mit geistiger Behinderung im Rahmen einer Debilität duchaus Freundschaften und sexuelle Gefühle und Wünsche mit anderen Menschen haben, halte ich für ziemlich normal. Es war in den 80er und 90er Jahren noch ein Kampf gewesen, dies in den Hilfeeinrichtungen zu vermitteln. Oder dass Menschen mit geistigen Behinderungen sich einfach nur mögen oder gar küssen dürfen. Das war damals in den Köpfen der Helfer noch lange nicht drin.



Bei Deiner Nichte vermute ich, dass sie nicht so schwer betroffen ist und vielleicht sogar auch noch in einer WfbM arbeiten kann.


MfG
Imre
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Imre Holocher ist offline  
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Alt 26.02.2022, 12:34   #6
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
 
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Ort: Darmstadt
Beiträge: 14,097
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Zitat:
Bei Deiner Nichte vermute ich, dass sie nicht so schwer betroffen ist und vielleicht sogar auch noch in einer WfbM arbeiten kann.
Bei 95 % (geistiger)? Nein, das kann sie natürlich nicht.

Mit sehr sehr viel Mühe gelingt die BT der Einrichtung.
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Alt 01.03.2022, 01:03   #7
Forums-Geselle
 
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Ort: Bayern
Beiträge: 106
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Hallo zusammen,

also ich habe fast 20 Jahre in einer Behinderteneinrichtung gearbeitet.

Ich habe erlebt, dass auch Menschen mit einer (geistigen) Behinderung das Bedürfnis nach Nähe, Liebe und auch Sexualität haben. Und das wird zum Teil recht offen auch ausgelebt.

Daher muss ich sagen, waren wir als Mitarbeiter um jede Frau froh, die wir mit der 3-Monats-Spritze gut verhütet wussten.

Es gab auch Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen - mit der Pille verhütet haben ( oder verhütet wurden????).

Aber hier gilt es nicht nur sicherzustellen dass die Pille zu bestimmten Zeiten eingenommen wird - sondern da ist ja auch zu bedenken, dass diese ja bei Durchfall, Erbrechen, Antibiotika-Einnahme.... nicht wirkt

Und das müsste dann alles genau dokumentiert und überwacht werden.... ist das möglich???

Meine Antwort ist hier klar NEIN. Die Einnahme der Pille ist mehr als nur die Verabreichung täglich zur gleichen Zeit..... das Risiko einer Schwangerschaft ist hier einfach höher als bei der 3-Monats-Spritze.

Und darum waren wir als Mitarbeiter in der Einrichtung immer froh, wenn den Frauen die Spritze verordnet wurde - JA nicht immer konnten die Frauen entsprechend aufgeklärt werden und nicht immer konnte ihre Meinung dazu erfragt werden.

Ich hatte in meiner Zeit als Heilerziehungspflegerin auch einmal den Fall, dass eine geistig Behinderte Frau schwanger wurde. Es war ein menschliches Drama für Mutter und Kind - ich möchte das nicht noch einmal erleben. Wobei das Kind vermutlich noch "gut weg kam", da es ab Geburt zu einer Pflegefamilie kam.... aber die Mutter hatte ein Trauma.

Deshalb war ich immer ganz froh für die Entscheidung der Ärzte - die 3-Monats-Spritze zu verordnen.....

Schöne Grüße

Sabine
Sabine76 ist offline  
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Alt 01.03.2022, 15:34   #8
Ich bin neu hier
 
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Beiträge: 3
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Hallo!
Vielen Dank für die Antwort.

Das Problem bei der Dreimonatsspritze ist, dass die Nebenwirkungen einfach deutlich stärker sind als bei anderen Verhütungsmitteln.

Ist es also richtig, dass in Behindertenheimen die Spritze sehr oft von den Betreuern erwünscht ist, weil es die Pflege und Betreuung einfacher macht?

Man hört ja auch von Fällen, in denen der Frauenarzt nur die Betreuer:in berät - nicht aber die geistig behinderte Frau.

Die Spritze wird ja auch oft verabreicht, obwohl die Frau nicht sexuell aktiv ist oder gar nicht schwanger werden kann.

Was meint ihr? Habt ihr solche Situationen erlebt?

Danke und LG!
Küken87 ist offline  
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Alt 01.03.2022, 15:41   #9
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
 
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Ort: Darmstadt
Beiträge: 14,097
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Zitat:
Ist es also richtig, dass in Behindertenheimen die Spritze sehr oft von den Betreuern erwünscht ist, weil es die Pflege und Betreuung einfacher macht?
Nein, das steht da nicht in dieser Form! Das ist das was du herauslesen möchtest.

Ich frage mich nur aus welchem Grund?


Man kann leicht immer alles perfekt fordern- wenn die Umsetzungsmöglichkeiten gleichzeitig damit garantiert wären. Sind sie aber nicht
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michaela mohr ist offline  
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Alt 01.03.2022, 16:03   #10
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Beiträge: 3
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Nein, das hast du falsch verstanden.
Ich habe mich auf den oben zitierten Artikel bezogen - nicht auf deinen Post...

Es interessiert mich einfach, OB es wirklich so ist. Ich könnte mir schon vorstellen, dass durch die Dreimonatsspritze die Pflege und Betreuung erleichtert wird. Was denkst du?

Danke und LG
Küken87 ist offline  
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aufklärung, menschenrecht, selbstbestimmung, sex, verhütung

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