Dies ist ein Beitrag zum Thema Stress mit dem betreuten Einzelwohnen im Unterforum Forum für Angehörige und betreute Menschen , Teil der Offenes Forum gesetzliche Betreuung
Ich habe einige Jahre im Bereich des betreuten Wohnens gearbeitet, und dabei festgestellt, dass manche Mitarbeiter tatsächlich die praktischen Hilfen ...
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28.07.2022, 23:21 | #11 |
Einsteiger
Registriert seit: 17.05.2022
Ort: Bayern
Beiträge: 11
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Ich habe einige Jahre im Bereich des betreuten Wohnens gearbeitet, und dabei festgestellt, dass manche Mitarbeiter tatsächlich die praktischen Hilfen zur Verselbständigung völlig aus den Augen verlieren. Es wird Stunden/Tage/Wochen/Monate- und Jahrelang über immer dasselbe Problem gesprochen. Man kann Probleme auch dadurch erhalten, indem man sie immer wieder thematisiert. Jemand, der pragmatisch Lösungen sieht und womöglich auch noch anpackt, passt nicht in das sich selbst erhaltenden System, das sich gerne im Kreis dreht.
Ich habe in meinem Leben auch schon sehr viel mit psychisch kranken Menschen gearbeitet. Diese Menschen sind meiner Erfahrung nach nicht ausschließlich krank, der Großteil dieser Menschen hat eben auch gesunde Anteile. Und mit diesen gesunden Anteilen kann man in der Regel sehr gut arbeiten. Wenn eine ausschließliche Fixierung auf die kranken Anteile geschieht - und das passiert leider nicht selten - verlieren die Leute ihre Selbstwirksamkeit und lernen, dass sie sehr viel Aufmerksamkeit durch ihre Probleme erhalten. Das Ziel wird aus den Augen verloren. Wenn die Mitarbeiter vom Betreuten Wohnen monatelang unausgepackte Umzugskisten in einer 1 Zimmer Wohnung ignorieren, statt diese mit der Betreuten auszupacken oder zu verräumen, sind sie in meinen Augen wirklich unfähig, egal wie intensiv die Gespräche waren. Ein plattes Fahrrad gehört auch nicht in eine zugestellte Wohnung. Diese Dinge mit dem Klienten aufzuräumen gehört für mich nicht in die Kategorie "zu hohe Anforderung" sondern in die Kategorie "Mindestanforderung" an das Betreute Wohnen. Ich finde, du siehst das alles ganz richtig und es ist gut, dass du den Mitarbeiterinnen des betreuten Wohnens deine Wahrnehmung mitteilst. |
28.07.2022, 23:28 | #12 |
Berufsbetreuer
Registriert seit: 21.02.2008
Ort: Hessen
Beiträge: 1,189
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@lebardo
Das sind wahre und weise Worte. Wenn es denn möglich wäre, würde ich sie unterschreiben. |
29.07.2022, 15:37 | #13 |
Forums-Azubi
Registriert seit: 19.11.2018
Ort: Berlin
Beiträge: 43
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@lebardo, @flafluff,
danke für Eure Worte - mir sind ja schon reichlich Selbstzweifel gekommen. Seltsam, die Damen tun im Moment wirklich alles, um mich in Misskredit zu bringen! Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass Menschen so hysterisch auf eine banale Kritik reagieren können. Das sich selbst erhaltende System wird von vielen Seiten gesehen. Auch der zuständige Mitarbeiter beim SPD meinte bei meiner Beschwerde, dass ich bei ihm offene Türen einrennen würde. Zumindest innerhalb der zuständigen Verwaltungen regt sich immer mehr Widerstand. Zitat:".......die ziehen sich regelrecht ihre lebenslange Klientel heran!" Übrigens, nachdem ich mit meiner Betreuten einen Einnahmefehler bei ihrem Antidepressivum aufgedeckt und auch aufgeklärt habe, ist sie jetzt wieder so wie immer. Aufgeweckt, interessiert am Fortkommen, oft sehr humorvoll und witzig! Vor allem aber: Sie meldet sich wieder von sich aus, liest meine e-mails und gibt sich viel Mühe, um weiterzukommen! Die psychsoziale Betreuerin hätte, beim Beginn eines Stimmungstiefs, mit meiner Betreuten einfach um die Ecke zum behandelnden Psychiater gehen können. Aber die Sozialpädagogin zog es vor, selbst eine psychotherapeutische Behandlung einzuleiten und wollte meine Betreute sogar in eine Klinik schicken! Ich habe nichts gegen Kliniken, aber jeder Klinikaufenthalt führt auch wieder zu einem Neustart in der Therapie und ist immer eine Gefahr für die Kontinuität der Behandlung. Tröstlich für mich: Immerhin hat sich die Betreute mir anvertraut und mir, offensichtlich ohne Scham, von dem Einnahmefehler erzählt. |
29.07.2022, 15:42 | #14 |
Admin/Berufsbetreuer
Registriert seit: 16.03.2004
Ort: Betreuungsbüro Herrlichkeit 6 in 28857 Syke
Beiträge: 8,600
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Moin moin
@Kleist: Schön, dass es sich so entwickelt. @lebardo Da schließe ich mich Flafluff absolut an. Deinen Beitrag würde ich auch so unterschreiben. MfG Imre
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Fehler sind dazu da, um sie zu machen und daraus zu lernen. Fehler sind nicht dazu da, sie dauernd zu wiederholen. |
30.07.2022, 08:25 | #15 |
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
Registriert seit: 22.08.2005
Ort: Darmstadt
Beiträge: 14,097
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Dieser Thread ist ein wirklich gutes Beispiel dafür, dass es in solchen Fragen kein wirkliches Richtig oder Falsch gibt und auch nicht geben kann.
Es gibt BeWo`s die mehr Wert auf die eigene work-life balance bei sich selbst und dem eigenen Betrieb legen als ein wirkliches Augen auf den Betroffenen zu haben. Genauso wie es Betreuer gibt die das Ganze zu schematisch formulieren würden im Sinne von...Ziel erkannt, ohne Rücksicht auf Verluste drauf los gerannt. Persönlich meine ich dazu die Beobachtung gemacht zu haben, dass es eine Altersfrage ist. Die Älteren unter den Mitarbeitern z.B. des BeWo sowie die Älteren unter den Beteuern haben meiner Erfahring nach eine völlig andere Herangehensweise an "ihre Fälle". Mir persönlich fehlt bei Jüngeren schon fast grundsätzlich "etwas", vielleicht lässt sich das was fehlt am ehesten noch mit Empathie beschreiben. Ich halte es inzwischen für einen Unterschied in der ehemalig genossenen Ausbildung. In meinen ehemaligen Studiengängen wurde damals recht viel Wert auf eine differenzierte Sichtweise gegenüber einem Problem gelegt. Es gab diese schnellen Entscheidungszwänge zu richtig oder falsch nicht. Heute scheint sich das geändert zu haben. Die Ausbildungen sind zwar in sich kürzer (teilweise) und weniger "global" aber dem Anschein nach mehr ziel- oder sachgerichtet. Sieht man ja auch an der neuen BB Reform. Vielleicht ist das eine ganz andere Art, zweckmässiger und "kühler" eben im Hinblick auf die vielbesprochene Zeitenwende des Bundekanzlers. Ab und an bin ich echt froh bereits kräftig gealtert zu sein um das Endergebnis dieser Veränderung nicht miterleben zu müssen
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diese kommunikation wurde im rahmen der überwachungsgesetze auf ihre kosten dauerhaft gespeichert und wird jederzeit weltweit gegen sie verwendet werden. danke für ihre kooperation. |
30.07.2022, 10:05 | #16 | |||||
Forums-Azubi
Registriert seit: 19.11.2018
Ort: Berlin
Beiträge: 43
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Zitat:
Immerhin hat meine Betreute über Wochen oder sogar Monate ihre Medikamente nicht richtig eingenommen. Ihre Einnahme entsprach einem Absetzen der Medikation - bei SSRI eine fatale Situation! Zitat:
Hier finde ich mich sogar eher wieder! Allerdings niemals ohne Rücksicht auf Verluste, sicher aber mit scharfem Blick auf die Ziele! Der Krebsgang gehört zum Leben dazu! Die Frage ist nur, ob noch ein "Voran" zu erkennen ist. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Übrigens: Nach dem Gespräch mit der Psychiaterin beim SPD rief mich diese an und fragte mich, was ich eigentlich für eine Exotin in diesem Bereich sei! Sie sagte mir auf den Kopf zu, dass ich ja zu den Ausnahmen gehöre, weil mein Ziel der Entlassung aus der Betreuung deutlich zu erkennen ist. Ich war damals ziemlich erstaunt, jetzt staune ich über ihre Menschenkenntnis! |
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26.08.2022, 11:34 | #17 |
Forums-Azubi
Registriert seit: 19.11.2018
Ort: Berlin
Beiträge: 43
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Werde wohl aufgeben
Hallo zusammen,
leider waren meine Bemühungen wohl umsonst. Das Gespräch beim Spd fand statt mit den zwei Einzelfallhelferinnen und meiner Betreuten. Mehr weiß ich nicht. Aber meine Betreute teilte mir mit: Der SpD wolle, dass sie mich abwählt. Ich hätte mich mehr im Hintergrund zu halten bzw. ich hätte mich zu sehr eingemischt! Nicht schlecht, immerhin bin ich über Monate zu den albernen Hilfegesprächen erschienen. Ich hatte ein längers Gespräch mit meiner Betreuten, die übrigens offen erklärte, dass sie schwer depressiv mit entsprechenden S-Gedanken war oder auch ist. Ihren Psychiater aufzusuchen lehnt sie ab, auch nicht mit meiner Hilfe! Der spricht zu wenig mir ihr, sie will ja immer lange mit ihm reden usw. Tatsächlich wurde die Gesundheitssorge, nach Rücksprache mit der Einzelfallhelferin und auf meine Anregung hin, aus den Aufgabenkreisen genommen. Jetzt kann ich ich sie auch nicht mehr einweisen lassen! Alle Aussagen meiner Betreuten muss ich mit Vorsicht genießen, die schwanken schon mal um 100 %. Sie hat ein ausgesprochenes Aufmerksamkeitsdefizit und würfelt gern mal alles durcheinander. Ich wollte mir noch ein wenig Zeit geben. Aber momentan stürzt sie sich gerade in einen Job und ich befürchte, der ist deutlich über der für sie erlaubten Stundenzahl. Anders ausgedrückt: Mir scheint, da braut sich gerade mächtig was zusammen und immer alles mit Unterstützung der Einzelfallhelferinnen. Da ich keine Idee mehr habe und meine Supervision-Dame mir auch geraten hat, alles in alle Richtungen zu denken werde ich wohl am Montag meinen Abschlussbericht und die Schlussrechnung rausschicken. Das Vertrauensverhältnis ist schwer gestört und ich habe nicht mehr so viel Lust auf diese ganzen Verwirrungen. Ich bin noch immer für Wohnungsangelegenheiten zuständig, meine Betreute sollte diese Dinge jetzt aber "begleitet" selbst regeln und das Durcheinander nimmt seinen Lauf, immer mit Hilfe der Einzelfallhelferin. Wenn es dann richtig Ärger gibt, bin ich wieder dran! Es ist übrigens so eine Sache, wenn ich meine Betreute heute frage nach XY und morgen die gleiche Frage nochmal stelle, dann kann eine völlig andere Antwort kommen. Schade eigentlich, ich hätte sie gern bis in ein normales Leben begleitet, aber das werde ich wohl nicht erleben! |
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