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Ältere betreute Mutter

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Moin, ich bin der Betreuer meiner Mutter. Ich teile mir die Betreuung mit einer Berufsbetreuerin, da ich gelegentlich im Ausland ...


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Alt 10.02.2023, 21:32   #1
Einsteiger
 
Registriert seit: 01.12.2020
Beiträge: 20
Standard Ältere betreute Mutter

Moin,

ich bin der Betreuer meiner Mutter. Ich teile mir die Betreuung mit einer Berufsbetreuerin, da ich gelegentlich im Ausland bin. Beim täglichen Leben unterstütze ich meine Mutter aber hauptsächlich, das ist ja auch idR nicht die direkte Zuständigkeit des Betreuers.

Meine Mutter ist psychisch schwerstkrank und ohne Krankheitseinsicht. So wähnt sie zum Beispiel auch nach stationären Aufenthalten, dass sie zu Hause überwacht wird, dass man sie vergiften will usw. Dies führt dazu, dass sie sich nicht wirklich helfen lässt und vieles ablehnt. Programme zur Psychotherapie oder ähnliches nahm sie nie wahr, bzw. ging nur nach sehr langer und kraftzehrender Diskussion einmal hin und wollte dann entweder selbst nicht mehr oder die Therapeuten wollten sie nicht.

Meine Mutter ist 68 Jahre alt. Sie hat das ein oder andere körperliche Gebrechen wie zB. Knochenschmerzen im Rücken und an den Füßen. Manche ihrer Leiden hat sie sich im Wahn selbst zugefügt (zB. Heben schwerster Gegenstände oder Schönheitsoperationen). Während sie im vergangenen Jahr noch ab und an zum Arzt gegangen ist lehnt sie dies nun vollständig ab, da sie befürchtet, die Ärzte würden ihre gemachten Lippen oder ihre gemachte Nase beschädigen.

Auch die behandelnden Psychiater, die in der Vergangenheit auch gerne mal gewechselt wurden sind bei meiner Mutter sprichwörtlich am Ende und haben keinen weiteren Rat. Die Medikamente sollen, sofern kein Notfall vorliegt, nicht geändert werden, dies könne ja wesentlich schlimmere Konsequenzen haben und wir Angehörigen haben da nicht mehr allzuviel Nerv. Ich kann und will meine Mutter auch zu nichts zwingen, da muss auch von alleine etwas kommen. Da sie wie gesagt keine Krankheitseinsicht hat ist jede Änderung und jeder Arzttermin nur mit wochen-, manchmal monatelangem guten Zureden zu machen.

Leider ist die meiste Familie auf Abstand zu meiner Mutter, um die eigene Psyche zu schützen. Ich stehe im täglichen Telefonkontakt und komme auch regelmäßig zu Besuch, jeder dieser Besuche ist aber extrem Kräftezehrend und ich müsste dann eigentlich im Anschluss selbst in Behandlung. Ich denke die Frage ist, ob ich hier alles tue was getan werden kann? Der Pflegedienst kommt 2x täglich zu meiner Mutter. Eine 24h Pflege wurde von mir und der anderen Betreuerin angedacht, aber ist, da sie noch mehr oder weniger alleine zurechtkommt, schwer zu rechtfertigen und noch schwerer zu finden.

Hier noch einige Beispiele von dem, was passiert:
  • Der Rewe Lieferdienst kommt jede Woche. Meine Mutter kommt aber auf die Idee, dass ein Radiomoderator von Hit Radio FFH ihre Lebensmittel vergiftet, daher soll ich die Lebensmittel anderweitig beschaffen.
  • Selbiges bei DM, da der Radiomoderator unsere Handygespräche abhört soll ich in Zukunft per Telefon bei einer anderen Drogerie bestellen.
  • Vorher hat mein Bruder die Einkäufe für meine Mutter erledigt, allerdings gab es aufgrund der Krankheit sehr oft Streit und nun möchte er es nicht mehr machen.
  • Dem Pflegedienst möchte ich gerne einen Haustürschlüssel geben aber auch hier hat meine Mutter Angst, er käme nachts zum Klauen

Letztenendes ist es so, dass ich am Besten auf Abstand bin und die Dinge einfach "laufen". Sobald ich selbst im Hause bin kommt es zu angespannten Situationen, die für meine Mutter psychisch nicht gut sind. Auch wenn es nicht intuitiv klingt, ist Abstand das, was meiner Mutter und mir am Besten tut.
Aurora921 ist offline  
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Alt 12.02.2023, 19:17   #2
Einsteiger
 
Registriert seit: 01.12.2020
Beiträge: 20
Standard

Leider bisher noch keine Antwort aber hier eine weitere aktuelle Situation:

Der Pflegedienst hatte bei mir angefragt, ob sie einen Haustürschlüssel bekommen können, auch falls meine Mutter Gott verhüte mal einen anderweitigen medizinischen Notfall haben sollte. Dies lehnt meine Mutter aber ab, da sie Angst hat der Pflegedienst kommt dann nachts zum Klauen oder tauscht nachts die Medikamente usw.

Dies ist nun für mich eine Zwickmühle: Trage ich jetzt die Schuld, wenn meine Mutter bewusstlos irgendwo liegt und es keiner mitbekommt? Sollte ich gegen den Willen meiner Mutter dem Pflegedienst den Schlüssel geben, kann es sein, sie lehnt den Pflegedienst wieder komplett ab oder schließt von innen ab und lässt den Schlüssel stecken. Dies wäre dann eine für alle wesentlich schlimmere Situation.

Einzige Möglichkeit: Weiterhin gut zureden bis sie vielleicht doch einmal Einsicht zeigt bzw. nachgibt. Stundenlange Diskussionen mit meiner Mutter zu führen, warum der Pflegedienst nicht einbrechen wird, sind sowohl für mich als auch für jeden Berufsbetreuer nicht zu machen.
Aurora921 ist offline  
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Alt 12.02.2023, 20:21   #3
Admin/Berufsbetreuer
 
Benutzerbild von Imre Holocher
 
Registriert seit: 16.03.2004
Ort: Betreuungsbüro Herrlichkeit 6 in 28857 Syke
Beiträge: 8,592
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Moin moin

Du bist da in einer schwierigen Situation. Der Wahn Deiner Mutter spricht gegen alle Maßnahmen, die zu ihrer Unterstützung da sind. Letzten Endes steht die Frage im Raum, ob der Wille Deiner Mutter frei ist oder nicht. Sprich: Würde sie ohne die psychische Erkrankung den selben Willen äußern oder nicht.
Wenn nicht, dann wäre es durchaus angezeigt die Maßnahmen die zur Sicherstellung des nackten Lebens in einer Gefahrensituation auch gegen ihren Willen zu gewährleisten. Also z.B. den Schlüssel an den Pflegedienst zu geben, damit dieser ihn in Notfällen auch nutzen und schnell eingreifen kann.

Du bist aber durchaus auch in einer privilegierten Situation. Es gibt eine Berufsbetruerin, die dich bei Auslandsreisen vertritt. Nutze das aus und sprich mit ihr. Ich würde ihr als Berufsbetreuerin einen professionelleren Umgang mit solchen Situationen unterstellen. D.h. Du kannst dich mit ihr unterhalten und auf eine Gemeinsame Vorgehensweise einigen. Das solltest Du sowieso. Stell Dir vor, ihr sprecht das nicht ab, du bist mal weg, kommst dann wieder und stellst fest, dass die Vertreterin alles anders gemacht hat und das Chaos groß wird oder ist, wenn du das wieder zurückdrehen willst. Das willst du nicht!

Egal wie. Wenn Du bzw. Ihr euch darauf einigt, etwas zu machen, was gegen den (natürlichen) Willen Deiner Mutter ist: Es wird auch für dich nicht leicht auszuhalten sein. Das ist einfach so.
Vergiß bzw. vergeßt nicht das Ganze gut zu dokumentieren und als Aktennotiz an das Betreuungsgericht zu senden.

MfG
Imre
__________________
Fehler sind dazu da, um sie zu machen
und daraus zu lernen.
Fehler sind nicht dazu da, sie dauernd zu wiederholen.
Imre Holocher ist offline  
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Alt 12.02.2023, 20:49   #4
Einsteiger
 
Registriert seit: 01.12.2020
Beiträge: 20
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Vielen Dank fuer Deine Antwort.

In der Tat ist das Vorgehen auch mit der Berufsbetreuerin immer abgesprochen bzw. mindestens beraten.

Dazu muss man aber sagen, dass meine Mutter wirklich schon lange sehr krank und sehr schwierig im Umgang ist. Dies ist dem Gericht, den Behoerden und auch eigentlich in der ganzen Stadt bekannt.

In Sachen Schluessel ist es nun eben so, dass aus meiner Erfahrung die beste Moeglichkeit ist, meiner Mutter ueber einen Zeitraum von mehreren Monaten gut zuzureden, ohne dabei gereizt zu werden. So wird sie darauf "vorbereitet". Sollte ich jetzt hinter ihrem Ruecken das Ganze machen, wuerde sie stark reagieren (zum Beispiel mit Zusperren der Haustuere) und wir muessten im Schlimmsten Fall ein Fenster einschlagen (kam auch schon vor) und meine Mutter kaeme erstmal wieder in die Psychatrie (was ja auch eine Verschlechterung ihres psychischen Zustands bedeutet und voraussetzt).

Insofern bin ich mir der Limitierungen aufgrund der Schwere der Krankheit meiner Mutter durchaus bewusst und wir koennen nur entsprechend handeln. Dies sieht die Berufsbetreuerin, die meine Mutter ja auch kennt, auch so. Zumal ich meine eigene Gesundheit hier ebenfalls schuetzen muss und extreme Situationen gerne vermeiden wuerde.


Um mal ein weiteres aktuelles Beispiel zu nennen: Arzttermine. Meine Mutter ging ein paar mal zum Zahnarzt wegen eines Geschwuelst im Mund. Dieses wurde operativ entfernt (2x insgesamt) und auch auf Tumor untersucht, wobei gluecklicherweise negativ herauskam. Allerdings kommt es immer mal wieder zu einem schmerzhaften Geschwuelst. Ich persoenlich vermute, dass ihre Zahnprothese mal erneuert werden muesste. Diese hat sie sich vor vielen Jahren auch im Wahn machen lassen und sich alle Zaehne ziehen lassen. Dies lehnt sie aber auch ab, da sie Angst hat der Zahnarzt beschaedigt ihre vielen plastischen Eingriffe (Lippen, Nase, etc.) und dass sie mit einer neuen Prothese "alt aussieht". Auch hier sehe ich bei mir keine Moeglichkeit des Zwanges, sondern maximal des guten, langfristigen Zuredens. Hoechstens beim naechsten stationaeren psychatrischen Aufenthalt koennte man weitere Untersuchungen "erzwingen".

Darueber hinaus hat meine Mutter Wasser in den Beinen. Zur Thromboseuntersuchung ist sie gluecklicherweise schonmal gegangen. Aerzte empfehlen das Tragen von Thrombosestruempfen aber auch dies lehnt sie aus willkürlichen Gründen ab und Diskussionen sind aeusserst muessig.
Aurora921 ist offline  
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Alt 16.02.2023, 19:54   #5
Forums-Azubi
 
Registriert seit: 29.12.2018
Ort: Sachsen-Anhalt
Beiträge: 45
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Hallo Aurora, ich finde es bemerkenswert, wie du die Belange deiner Mutter wahrnimmst und in der Betreuung umsetzt. Natürlich habt ihr eine familiäre Bindung, aber offensichtlich beachtest auch die Krankheit und ihre Eigenheiten. Diese Art finde ich sehr respektvoll und ich finde, du machst es sehr gut. Mir fällt jedenfalls nichts auf, was man besser/anders machen könnte.
Frau Zetka ist offline  
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