Dies ist ein Beitrag zum Thema Probleme mit Betreuer im Unterforum Forum für Angehörige und betreute Menschen , Teil der Offenes Forum gesetzliche Betreuung
Meine 94-jährige, alleinlebende, seit kurzem demente Tante hat eine Betreuerin, die zwar einen Pflegedienst organisiert hat, der zweimal täglich kommt, ...
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19.06.2009, 12:31 | #1 |
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Registriert seit: 19.06.2009
Beiträge: 6
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Probleme mit Betreuer
Meine 94-jährige, alleinlebende, seit kurzem demente Tante hat eine Betreuerin, die zwar einen Pflegedienst organisiert hat, der zweimal täglich kommt, ansonsten aber selbst so gut wie nicht präsent ist. Letztes Wochenende kam es nachts zu einem Vorfall: meine Tante irrte hilflos auf der Straße vor ihrem Haus herum und suchte ihren verstorbenen Mann. Die Nachbarn alarmierten mich, wir versuchten die Betreuerin und den Pflegedienst zu erreichen, vergeblich...Anrufbeantworter. Daraufhin riefen wir die Polizei, die einen Rettungswagen schickte. Die erste Frage der Notärztin: Wer ist denn der gesetzliche Betreuer? Da die Notärztin nicht die ganze Nacht bei meiner Tante sitzen konnte, hat die Familie das dann organisiert bis am Morgen der Pflegedienst erschien. Auf meine Vorhaltungen am Montag reagierte die Betreuerin ziemlich ungehalten: am Wochenende und abends sei sie nicht zuständig, sie mache keine rundumdieuhr-Betreuung, sei nur rechtlicher Betreuer, wobei das Wort "Betreuung" nicht wörtlich zu nehmen sei. Man solle sie bitte nur von Montag bis Freitag von 8 bis 12 anrufen, abends und am Wochenende ihren Namen/Telefonnummer nicht weitergeben. Meine Frage: Ist das denn rechtlich zulässig? Was machen Angehörige und Nachbarn denn am Wochenende? Sollte da nicht wenigstens ein Bereitschaftsdienst installiert werden? Ich habe dann bei der zuständigen Betreuungsstelle angerufen, die einen Bericht von der Betreuerin angefordert hat. Das kam natürlich nicht so gut an, ich fürchte, das Verhältnis ist jetzt etwas gestört. Sie hat sich ziemlich echauffiert und auf jede Menge andere Berufe verwiesen, die auch Dienst nach Vorschrift machen. Ich denke aber, das das nicht vergleichbar ist mit der Betreuung von kranken Menschen.
Ich würde mich über Erfahrungsberichte von anderen Betroffenen freuen, weil ich mich in dieser Materie überhaupt nicht auskenne und gern informieren möchte. Birgit B. |
19.06.2009, 13:39 | #2 |
Angehörige mit Vorsorgevollmacht
Registriert seit: 12.11.2008
Beiträge: 327
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Liebe Birgitmaria,
hier liegt glaube ich ein Mißverständnis vor. Ein gestzlicher Betreuer betreut die festgelegten Bereiche im Leben eines Menschen der betreut werden muss. Dies könnte unter Umständen auch ein Anwalt sein. Kämst Du auf die Idee, diesen in der Nacht anzurufen. So ganz wurde aus Deiner Schilderung nicht klar, wozu Ihr die Betreuerin in der Nacht brauchtet? Sie kann nicht bei jedem Betreuten "Händche halten". Sie wird sicher noch mehr Betreute haben. Dafür hat man doch eine Familie. Warum habt Ihr die Betreuung nicht übernommen? Lies Dich mal hier durch. Vielleicht lernst Du dann den Beruf der Betreuer besser kennen und verstehen. Liebe Grüße Lisa |
19.06.2009, 14:03 | #3 |
Berufsbetreuerin / Rechtsanwältin
Registriert seit: 01.04.2009
Beiträge: 580
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rechtlicher Betreuer
Betreuer sind gesetzliche Vertreter von jemandem, der bestimmte Dinge nicht mehr regeln kann, z.B. der eben nicht einen Pflegedienst beauftragen kann, der nicht die Miete bezahlen kann, der nicht Anträge auf Sozialleistungen stellen kann usw. Unabhängig davon, ob jemand einen Betreuer hat oder nicht, passiert es, dass ein Mensch orientierungslos rumläuft, einen Unfall hat usw In solchen Notfällen gibt es aber Anlaufstellen, wie Polizei, Rettungsdienste usw., die Hilfe leisten können und dies auch müssen. Aufgabe des Betreuers kann es dann u.U. werden, einen Heimplatz zu suchen, wenn sich herausstellt, dass jemand nicht mehr alleine leben kann oder eine häusliche Rundumversorgung nicht zu organisieren und zu finanzieren ist. Ab dem zweiten Jahr einer Betreuung hat ein Berufsbetreuer ein monatliches Stundenkontingent von 3,5 oder 4,5 Stunden, wenn ein Betreuter noch zu Hause wohnt. Da ist eine 24-Stunden-Bereitschaft an sieben Tagen pro Woche einfach nicht drin.
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19.06.2009, 15:21 | #4 |
Berufsbetreuer
Registriert seit: 11.05.2009
Beiträge: 647
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Hallo,
ich glaube das Problem hat wohl schon jeder Betreuer gehabt, der länger in dem Beruf arbeitet. Das kommt meiner Meinung nach von der irreführenden Berufsbezeichnung -Betreuer- Die meisten Menschen meinen dies dann wörtlich, im Sinn von sozialer Betreuung etc. Ich hatte da schon die tollsten Erlebnisse. Vorallem mit der "Verwandschaft" der zu betreuenden. Ein schönes Wochenende Allen Heiner |
19.06.2009, 21:11 | #5 |
Berufsbetreuerin / Diplom-Sozialpädagogin
Registriert seit: 02.06.2008
Beiträge: 149
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Hallo,
so eine Unverschämtheit des einzelnen Betreuers nicht Freitagnacht am Telefon zu sitzen, sondern den Abend vielleicht mal der eigenen Familie zu widmen. Eine Betreuungsbehörde, die in solch einem Fall nicht hinter dem Betreuer steht, das wäre schade. Das Betreuungsgesetz, das nur eine Person verantwortlich macht und eben keinen Dienst mehrerer Personen einsetzt, kann wahrlich keine Rund um die Uhr Bereitschaft verlangen. Ehrenamtliche Betreuung als Nichte, die offensichtlich wohl in der Nähe wohnt, das wäre doch des Problems Lösung. Angst vor der Verantwortung? Gruß Karla |
20.06.2009, 10:34 | #6 |
Gesperrt
Registriert seit: 19.06.2009
Beiträge: 6
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Probleme mit Betreuer
Hallo,
danke an alle, die geantwortet haben. Einige Argumente kannte ich schon von unserer Betreuerin, scheinen wohl hauptsächlich Betreuer im Forum zu sein. Schade, dass sich keine Angehörigen gemeldet haben. Ich vertrete hier die Position der Angehörigen und Betreuten und sehe deshalb auch einiges anders. Liebe Karla, die Nichte hat keine Angst vor der Verantwortung. Im Gegenteil, sie ist sich der Verantwortung bewusst und kann deshalb nicht die Betreuung übernehmen, weil sie einen Teil des Jahres im Ausland lebt. Ob sich die Betreuerin mit ihren über 50 Betreuten das auch bewusst ist, bin ich mir nicht sicher. Außer meinem Mann, meinen Kindern und mir gibt es auch keine andere Familie mehr. Als der Betreuungsfall im Frühjahr eintrat, war ich auch nicht in Deutschland und habe erlebt, das sich eben nicht alles per Telefon oder Email handeln lässt. Man sollte vor Ort sein. Liebe Lisa, so schockierend es für manchen klingen mag, ich habe tatsächlich schon mal nachts mit einem Anwalt telefoniert. Gute Rechtsschutzversicherung haben nämlich eine 24-Stunden-Hotline. Für alte, kranke Menschen ist das anscheinend nicht nötig. Sollte das nicht auch schockierend sein? Ich bin immer wieder erstaunt, vor allem weil ich international andere Erfahrungen gemacht habe, wie wenig flexibel und serviceorientiert viele in Deutschland sind. Mein Mann und ich sind immer für unsere Arbeitgeber per Handy im Notfall erreichbar und ich kenne niemandem ab einem bestimmten Level, der das nicht ist. Ansonsten könnte man seine Papiere abholen. Wenn hinter meiner Tante ein großer Konzern stehen würde, wäre die Betreuerin immer erreichbar, da bin ich mir hundertprozent sicher. Aber alte kranke Menschen haben keine Lobby und können nicht selbst für sich kämpfen. Und ich will doch hoffen, dass die Betreuungsbehörde auf Seiten der Betreuten steht und ihr Wohl im Vordergrund steht und nicht die Verteidigung der Pfründe der Betreuer. Ich will hier keineswegs den Berufsstand der Betreuer verunglimpfen, bin mir auch durchaus der schlechten finanziellen Ausstattung und Überlastung bewusst. Aber sollten wir dann nicht gemeinsam um eine Verbesserung der Betreuungssituation in Deutschland kämpfen und an einem Strang ziehen. Jeder von uns sollte sich mal vorstellen, dass wir alle in einigen Jahren in die Lage der Betreuten kommen können. Und dann hat sich hoffentlich einiges verbessert. Zum Beispiel die Erreichbarkeit der Betreuer durch einen Bereitschaftsdienst, eine telefonische Erreichbarkeit ist meist ausreichend. In der fraglichen Nacht ging es vor allem um eine Einweisung in die Psychiatrie und da wäre es hilfreich gewesen, wenn die Betreuerin an der Diskussion beteiligt gewesen wäre. Um "ein Händchen halten" geht es hier nicht. MfG Birgit |
20.06.2009, 12:03 | #7 |
Berufsbetreuer
Registriert seit: 11.05.2009
Beiträge: 647
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Hallo birgittmaria,
"Wenn hinter meiner Tante ein großer Konzern stehen würde, wäre die Betreuerin immer erreichbar, da bin ich mir hundertprozent sicher. Aber alte kranke Menschen haben keine Lobby und können nicht selbst für sich kämpfen. Und ich will doch hoffen, dass die Betreuungsbehörde auf Seiten der Betreuten steht und ihr Wohl im Vordergrund steht und nicht die Verteidigung der Pfründe der Betreuer". Ich glaube das ist ein bißchen weit hergeholt. Du hast da wohl ein schwarz-weiss Denken. Die. o. a. Aussage passt zu einem Stammtisch, aber nicht zu einer seriösen Diskussion. Auch bei einem großen Konzern wäre die Betreuervergütung nicht größer als bei einer alten, armen Dame. Das Wohl der Betreuten steht immer im Vordergrund. Wenn die tausende ehrenamtl. Betreuer/-innen oder Berufsbetreuer/-innen nicht über ihre bezahlten Stunden arbeiten würden, könnte man das ganze System vergessen. Nur durch die Bereitschaft der Betreuer, über das, vom Gesetz, vorgesehene Maß zu arbeiten, ist dieses System arbeitsfähig. Diesen Beruf kann man nicht ohne soziales Aragemant ausüben. Und welche "Pfründe der Betreur" sollen hier wohl verteidigt werden. Es gibt keine! Vieleicht sollte man auch mal selbst Verantwortung übernehmen und nicht gleich zur "Dienstleistung" schreien. Wobei die Betreuung wohl auch keine Dienstleistung sein kann, sondern Hilfe am Mitmenschen. Wie im Ausland mit alten, armen, hilfsbedürftigen Menschen umgegangen wird, hast Du wohl noch nicht erlebt. Ansonsten würdest Du nicht solche Aussagen treffen. Klar hat ein hochbezahlter RA einen 24h Bereitschaftsdienst in seiner Kanzlei. Wenn Du das gleiche Geld einem Sozialarbeiter zur Verfügung stellts, bietet der Dir auch Rundumservice. Wir schreien immer gleich nach Hilfe von Anderen oder vom Staat. Wer die Zeche letztendlich finanzieren soll, wird dann schnell vergessen. Man schreit dann halt wieder bei der nächsten Steuererhöhung. Trotzdem schönes Wochenende von einem aus der "Betreuermafia" Heiner |
20.06.2009, 14:15 | #8 |
Berufsbetreuerin / Rechtsanwältin
Registriert seit: 01.04.2009
Beiträge: 580
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Ich denke, man kann unseren Stundenpauschalen schon entnehmen, in welchem Umfang dem Gesetzgeber Aktivitäten vorschweben.
Hier wurde im Eingangsposting kritisiert, dass die Betreuerin nicht erreichbar war und nicht die gegebene Situation, gegen die wir gemeinsam angehen könnten, sondern ihr vermeintliches Versagen zum Thema gemacht. Auch Betreuer brauchen Zeiten außerhalb ihrer Berufstätigkeit, und auch Betreuer müssen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Es wurde beklagt, dass sich hier nur Betreuer gemeldet haben. Wenn Leute, die unseren Beruf nicht ausüben, der Meinung sind, wir müssten Rufbereitschaften installieren und 24 Stunden im Einsatz sein, kann das keine Forderung an uns persönlich sein, die ernst zu nehmen wäre. Auch Betreuer haben ein Recht auf ein Leben außerhalb des Berufs. |
20.06.2009, 14:18 | #9 |
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
Registriert seit: 22.08.2005
Ort: Darmstadt
Beiträge: 14,097
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Guten Morgen zusammen,
nachdem ich gestern mal wieder einen 12 Stunden Tag ohne Pause hatte möchte ich nicht (in dem beschriebenen Kontext)an einer Verbesserung der Betreuungssituation teilnehmen. Ich bin rechtlicher Betreuer weil ich z.B. nie als Sozialdienst arbeiten wollte und ich möchte ganz klar nicht, dass Bestrebungen uns in dieser Hinsicht anzusiedeln Erfolg haben werden. Ich habe mir meine Tätigkeit als rechtlichen Vertreter ganz bewusst ausgesucht. Ein Anwalt wird sicher gerne die Krankenkasse verklagen aber er wird- trotz 12 Stunden Hotline- ganz sicher bei der Pflege keine Hand anlegen. Was ist so schwer daran zu verstehen, dass die ganze Nacht darauf zu warten, dass der Pflegedienst dann morgens kommt einfach nicht zu den Betreuertätigkeiten gehört? Wenn es wie in dem beschrieben Fall um "Versorgungslücken " geht- etwas anderes kann ich nicht erkennen denn die Notwendigkeit einer Einweisung in die Psychiatrie kann eine Ärztin auch ohne Betreuer feststellen und veranlassen- dann sollte man sich mit seiner Kritik in erster Linie an die Krankenkassen wenden. Da liegt der Hund bei derartigen Fällen begraben. Zu den paradiesischen Verhältnissen im Ausland kann ich nur sagen, dass ich 10 Jahre lang im Ausland gelebt und gearbeitet habe. Paradiesisch war in der beschriebenen Hinsicht gat nichts, ausser dass vielleicht ein grösserer Familienzusammenhalt mit mehr persönlicher Hilfesbereitschaft zu erkennen war. Gruss M. Mohr |
20.06.2009, 16:34 | #10 |
Forums-Geselle
Registriert seit: 29.05.2009
Ort: Wuppertal
Beiträge: 79
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Hallo zusammen,
1. Betreuer sind überlastet, und Betreute sind eine Last- so ungefähr würde ich die ganze Diskussion mal auf den Punkt bringen. 2. Desweitern geht es aus meiner Sicht um die Aufteilung der Zuständigkeitsbereiche. 3. Und es geht um die Suche nach Schuldigen für Versorgungslücken. zu 1. Sind für euch Kinder eher eine Belastung, oder eine Bereicherung - allein schon durch ihr Da-Sein? Was können beide Seiten voneinander lernen? Ist da auch ein Austausch möglich? Wieviel Zeit würdet ihr für eure Kinder "opfern"? zu 2. Welche Aufteilung könnte eurer Meinung nach sinnvoll sein? In erster Hinsicht natürlich für die Betreuten. zu 3. Was könnte ein gemeinsamer Nenner sein, für den es dann sinnvoll sein könnte auf unterschiedichen Ebenen zu kämpfen, zu diskutieren, Veränderungen anzustreben? Lg, Cassiopaia |
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betreueraufgaben, betreuerpflichten, patientenverfügung, soziale betreuung |
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