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Was mache ich, wenn kein Arzt da ist, der meine Betreuten behandeln will?

Dies ist ein Beitrag zum Thema Was mache ich, wenn kein Arzt da ist, der meine Betreuten behandeln will? im Unterforum Gesundheitssorge - Arzteinwilligungen - Krankenkasse , Teil der Rechtsfragen im Rahmen des Betreuungsrechts
Zitat: Zitat von Mächschen So ist es, aber auf der anderen Seite gibt's Kinderärzte, die sich niederlassen wollen, aber die ...


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Alt 09.07.2024, 16:00   #11
Ehrenamtlicher Betreuer
 
Benutzerbild von lupuss
 
Registriert seit: 25.01.2022
Ort: Hannover
Beiträge: 113
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Zitat:
Zitat von Mächschen Beitrag anzeigen
So ist es, aber auf der anderen Seite gibt's Kinderärzte, die sich niederlassen wollen, aber die KVen sagen, wir haben zu viele, gibt's nicht.
Die Bedarfsplanung wird nicht von den KVen gemacht, sondern sie ist gesetzlich geregelt. Ursprünglich sollte sie eine Überversorgung verhindern, obwohl es bereits zu dieser Zeit gefühlt keine Überversorgung gab. Das war eine rein kostendämpfende Maßnahme.

Hier ist eindeutig der Gesetzgeber der limitierende Faktor.
__________________
Gute Ratschläge gebe ich immer weiter. Es ist das Einzige, was man damit anfangen kann.
- Oscar Wilde -
lupuss ist offline  
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Alt 09.07.2024, 17:20   #12
Berufsbetreuerin
 
Registriert seit: 29.03.2010
Beiträge: 1,027
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Zitat:
Zitat von Flafluff Beitrag anzeigen
Es gibt dann die stille (und manchmal auch laute) Erwartung an Betreuer, das Unmögliche möglich zu machen und sämtliche gesellschaftlichen und infrastrukurellen Unzulänglichkeiten im Handstreich wegzuräumen, aber die musst und kannst du nicht erfüllen.


Wichtig ist in diesem Fall gute Dokumentation der Versuche, die ärztliche Versorgung zu sichern und es auch weiter zu versuchen, wenn sich Möglichkeiten dafür ergeben.

Absolut.


Für mich ist dies einer der wesentlichen Gründen, aus denen ich nach vielen Jahren der Forenabstinenz wieder begonnen habe, hier zu schreiben.


Ich habe den Eindruck, dass die "Durchschnittsbürger" bisher kaum realisiert haben, wie prekär die Situation mittlerweile ist.
Ich ernte oft ungläubiges Staunen, wenn ich davon erzähle. Das ist ja auch hier im Forum schon geschehen.
Die meisten Menschen erwarten nach wie vor eine flächendeckende und sorgfältige medizinische Versorgung und glauben wie selbstverständlich daran, dass diese existiert. Diejenigen, die die Zustände am eigenen Leibe erfahren, oder, häufige Variante, erleben, was passiert, wenn ihre hochaltrigen Eltern Behandlung und Pflege benötigen, verbuchen ihre Erfahrungen er allzu oft als persönliches Unglück das sie in ihrem individuellen Einzelfall trifft.
Allerdings gibt es auch Menschen in meinem Bekanntenkreis, die privat versichert sind und die durchaus bemerken, dass sie im Gegensatz zu gesetzlich versicherten Freunden weder wochenlang auf einen Facharzttermin warten noch lange Zeit in überfüllten Wartezimmern sitzen müssen.



Ich bin der Überzeugung, dass die Problematik in der Bevölkerung noch nicht ansatzweise hinreichend wahrgenommen wurde. Viel mehr Menschen müssen sehen und aussprechen, was da los ist und Änderungen einfordern. Wenn ein kleiner Berufsstand wie Betreuer daran verzweifelt, den Klienten nicht mehr helfen zu können, weil es an den notwendigsten Versorgungsstrukturen fehlt, ist niemandem geholfen.
Garfield ist offline  
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Alt 09.07.2024, 18:10   #13
Admin/Berufsbetreuer
 
Benutzerbild von Imre Holocher
 
Registriert seit: 16.03.2004
Ort: Betreuungsbüro Herrlichkeit 6 in 28857 Syke
Beiträge: 8,974
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Moin Garfield


Da gebe ich Dir absolut Recht, dass bei Otto-Normalbürger die in vielen Punkten desolate Lage im System noch gar nicht angekommen ist. Das Gesundheitssystem vorneweg, Sozialsysteme hinterher, die durch die technokratisierung zwar irgendwie funktionieren, aber eigentlich keiner mehr weiß, worum es geht. Aktendeckel müssen ordentlich beschriftet sein - und das reicht. Was drin steht interessiert keinen mehr, weil es selbst von den SachbearbeiterInnen nicht gelesen oder verstanden wird - bzw. werden soll oder muss.

Die Gesellschaft ackert sich m.E. seit vielen Jahren formal völlig korrekt in die Tonne. Und niemand die/der innerhalb des Systems aktiv daran mitwirkt sagt was, oder beschwert sich noch, weil Informationen und Handlungsanweisungen nur noch von oben nach unten durchgegeben werden. Problemberichte aus der Praxis und von unten: Wer sich dafür interessiert macht damit bei der nächsten Wahl doch keine Stimmen.


Wenn sich jemand fragt, wie und warum dieses Land vor 80-90 Jahren so vor die Hunde gehen konnte, dem kann man nur empfehlen, heute etwas genauer hinzusehen.



Trotzdem: Kein Grund , den Kopf hängen zu lassen.


MfG
Imre
__________________
Fehler sind dazu da, um sie zu machen
und daraus zu lernen.
Fehler sind nicht dazu da, sie dauernd zu wiederholen.
Imre Holocher ist offline  
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Alt 09.07.2024, 20:26   #14
Berufsbetreuerin
 
Registriert seit: 29.03.2010
Beiträge: 1,027
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@Imre
Verrate mir bitte, wie man diesen Irrsinn so deutlich sehen und gleichzeitig seinen Job noch ernst nehmen, aber nicht den Kopf hängen lassen soll. Das ist für mich die Frage aller Fragen.
Garfield ist offline  
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Alt 13.07.2024, 10:29   #15
Berufsbetreuer
 
Registriert seit: 31.07.2007
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 2,719
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Zitat:
Zitat von Garfield Beitrag anzeigen
Allerdings gibt es auch Menschen in meinem Bekanntenkreis, die privat versichert sind und die durchaus bemerken, dass sie im Gegensatz zu gesetzlich versicherten Freunden weder wochenlang auf einen Facharzttermin warten noch lange Zeit in überfüllten Wartezimmern sitzen müssen.
Dies mag stimmen. Aber auch bei diesem Personenkreis ist Vorsicht geboten.
Zum einem steigen die Kosten für private Versicherungen stärker an. Zum anderen werden Privatpatienten von einigen Ärzten und Krankenhäusern wohl gerne als Melkkühe und als "Ausgleich" für Kassenpatienten gesehen, bei denen man angeblich nix mehr verdient. Es drohen evt. Überversorgungen, schlimmstenfalls bis hin zu unnötigen Behandlungen und Operationen, so dass man aufpassen muss, nicht kränker aus der Behandlung rauszugehen als man reingekommen ist.
Sicherlich nicht die Regel, aber Obacht.

mfg
__________________
Optimismus ist nur ein Mangel an Information
(Heiner Müller)
carlos ist offline  
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Alt 16.07.2024, 18:37   #16
Berufsbetreuerin
 
Registriert seit: 29.03.2010
Beiträge: 1,027
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Zitat:
Zitat von carlos Beitrag anzeigen
Dies mag stimmen. Aber auch bei diesem Personenkreis ist Vorsicht geboten.
Zum einem steigen die Kosten für private Versicherungen stärker an. Zum anderen werden Privatpatienten von einigen Ärzten und Krankenhäusern wohl gerne als Melkkühe und als "Ausgleich" für Kassenpatienten gesehen, bei denen man angeblich nix mehr verdient. Es drohen evt. Überversorgungen, schlimmstenfalls bis hin zu unnötigen Behandlungen und Operationen, so dass man aufpassen muss, nicht kränker aus der Behandlung rauszugehen als man reingekommen ist.
Sicherlich nicht die Regel, aber Obacht.

mfg

Dieses Melken habe ich gefühlt bei einzelnen Betreuten in Krankenhäusern auch schon erlebt. Als medizinischer Laie ist so etwas natürlich kaum zu beurteilen. Allerdings war das vor Jahren. Ich weiß nicht, ob es inzwischen grundsätzlich anders geworden ist oder ob privat Zusatzversicherte Patienten aus irgendeinem Grunde nicht so lukrativ sind wie "richtige" Privatpatienten. Inzwischen sollen sie alle möglichst schnell wieder aus dem KH hinaus.


Ich glaube, es kommt in kaum einem anderen Berufsstand so häufig vor wie unter Betreuern, dass Freiberufler in der gesetzlichen Kasse bleiben. Man weiß halt, wie sehr es im Alter sonst beitragstechnisch schief gehen kann. Und der Durchschnittsbetreuer ist ja auch nicht mehr jung.



Trotzdem - nichts empfinde ich als so krass wie die Tendenz von Krankhäusern, sich ihren gesetzlichen Pflichten (v.a. Anschlussversorgung) ohne Rücksicht auf Gesundheit und Gefährdung der Patienten zu verweigern und Leute quasi halbtot auf die Straße zu setzen. Davon war gerade in letzter Zeit hier im Forum wieder einiges zu lesen. Auch Obdachloseneinrichtungen klagen, dass man ihnen schwer Kranke und Sterbende einfach vor die Tür karrt.

So ein System hat doch mit Sozialstaat und Menschlichkeit überhaupt nichts mehr zu tun. Offenbar brauchen wir eine germanische Mutter Teresa.
Garfield ist offline  
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Alt 16.07.2024, 22:06   #17
Forums-Azubi-Anwärter
 
Registriert seit: 28.09.2023
Ort: Thüringen
Beiträge: 28
Standard

Zitat:
Zitat von Garfield Beitrag anzeigen
@Imre
Verrate mir bitte, wie man diesen Irrsinn so deutlich sehen und gleichzeitig seinen Job noch ernst nehmen, aber nicht den Kopf hängen lassen soll. Das ist für mich die Frage aller Fragen.

Gute Frage. Seit meinem Anstieg, stelle ich die mir auch. Ich versuche normalerweise einen guten Job zu machen, aber hier sehe ich mich eher ratlos. Mich mit der Quadratur des Kreises zu beschäftigen ist nicht mein Ding. Ansonsten vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Offensichtlich bin ich mit meiner Einschätzung nicht alleine, dass hier einiges im Argen liegt.
jusa23 ist offline  
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Alt 22.07.2024, 21:41   #18
Forums-Geselle
 
Registriert seit: 29.07.2019
Ort: Nähe Weißwurstäquator
Beiträge: 294
Standard

Zitat:
Zitat von jusa23 Beitrag anzeigen
Seitdem ich jetzt in den Bereich Betreuung reinschaue, stelle ich mit Erschrecken fest, wie marode das Gesundheitssystem wirklich ist.

Die Situation für Psychotherapeuten ist hier auch verheerend. Ich habe zwei weitere Betreute, die wegen Depressionen eigentlich eine Behandlung benötigen und nicht bekommen. Es gibt nur acht Therapeuten und sehr lange Wartelisten, wenn man es überhaupt auf die Liste schafft. Beide schlucken weiter ihre Antidepressiva, die kann man ja recht schnell verschreiben lassen. In einem Fall handelt es sich um ein junge Frau, die bereits sechs Jahre seit ihrem 16. Lebensjahr das Zeug nimmt und mangels Therapeuten schon seit über vier Jahre ohne Begleitung durch eine Therapie.

Habt ihr irgendwelche Tipps?
Hallo,

zum Gesundheitssystem kam ja schon einiges Ernüchterndes. Um es mit Loddar Matthäus zu sagen: Da darf man trotzdem nicht den Sand in den Kopf stecken! Hilft ja auch niemandem was..

Zu den Depressiven: wäre denn eine Psychosomatische Reha eine Option? also mal stationär gehen, wenn ambulant nix geht?

Dann gibts für Versorgungslücken bzw. zur Überbrückung auch noch Krisendienste und Sozialpsychiatrische Dienste, letztere sollten auch chronisch psychisch erkrankte eine Weile begleiten. Mancherorts gibts auch Selbsthilfegruppen und hier ein Online-Angebot (da Depressive oft die Wege nicht schaffen): https://rettungs-ring.de/ueber-uns/
Ist jetzt nicht das Patentrezept, für Einzelne aber vielleicht hilfreich..
Forenfuchs ist offline  
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