Schwierige Betreuung

[piet]

Hallo, ich bin gerade eine "frisch-neue" Betreuerin. Nun ist eine meiner ersten Betreuten nicht "einfach zu nehmen". Sie lehnt meine 'Unterstützung ab, nimmt nichts ernst, macht sich über alle Schwierigkeiten lustig usw. Leider stellt sich ihre Situation als alles andere als "lustig" dar: So soll Ihr Haus in Kürze zwangsgeräumt werden. Aber auch das nimmt sie nicht für ernst. Was kann ich tun??? Meine Aufgabenkreise (alle ohne Einwilligungsvorbehalt) beziehen sich zwar auch auf die Wohnung, aber nicht z.B. auf die Aufenthaltsbestimmung. Ich habe schon schlaflose Nächte gehabt, da ich nicht weiß, wie ich haftbar gemacht werden kann, wenn sie schlußendlich obdachlos, nachts umherirrt und ihr etwas passiert....
Leider ist auch ihre weitere Lebenssituation kaum wirklich zu durchschauen, die Dame ist leider nicht wirklich kooperativ. Klar ist nur, sie muß aus ihrem Haus, da geht nichts dran vorbei! Wie ist es, wenn bei einer Betreuten alles aus dem Ruder läuft, sie sich aber nicht helfen lassen will? Gegen Ihren Willen ist doch da kaum was zu machen,oder? Kann ich eigentlich auch die Betreuung schon nach so kurzer Zeit (zwei Wochen) wieder abgeben?
Danke jetzt schon für Eure Unterstützung!

[Tina L.]

Hallo,

Du wirst vermutlich noch einige Klienten bekommen, die nicht mit Dir zusammenarbeiten wollen, also nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Wenn kein EV eingrichtet ist und keine Anzeichen dafür vorliegen, dann kannst Du nur da eingreifen, wo Deine Hilfe gefragt sein wird. Also, z.B. einen Platz in der Notunterkunft suchen und gut ist. Manche Menschen müssen erst einmal ganz unten ankommen, um Hilfe annehmen zu können. Wenn die Frau auch in Zukunft Deine Hilfe nicht annehmen will, dann kannst Du überlegen einen Antrag auf Aufhebung zu stellen. Bis dahin würde ich erst einmal abwarten und ihr immer wieder Hilfe anbieten.

Mir wurde vor einiger Zeit eine Frau anvertraut, die Betreuung wurde per Eilbeschluss gegen ihren Willen eingerichtet, da akute Lebensgefahr bestand. Sie ist stark drogenabhängig. Als ich sie besuchte (sie war schon wieder in der Klinik), schrie sie mich an, sie meinte, dass sie seit 14 Jahren irgendwie überlebt und wenn sie sterben sollte, dann würde es niemanden etwas angehen. Ein Gespräch war kaum möglich, weil sie total ausflippte. Ich hatte wirklich Angst sie, nach Entlassung, alleine in ihrer Wohnung zu besuchen, weil sie einen völlig unberechenbaren Eindruck machte, ich habe es halt einfach nicht gezeigt.. Das ist gut 3 Monate her, mittlerweile hat sich das Blatt komplett gewendet. Ich habe ihr immer wieder Hilfe angeboten, mich trotzdem nicht aufgedrängt und war da, wenn sie mich brauchte. Langsam hat sie Vertrauen gefunden, geht auf Vorschläge ein und hält sich an alle Absprachen. Sie wird nicht von heute auf morgen clean werden, trotz Substitution, diesen Anspruch habe ich auch nicht. Aber ich habe ihr zeigen können, dass man etwas ändern kann und ich nicht weglaufe, wenn es brenzelig wird. Sie hat 14 Jahre lang nur Bekanntschaften gehabt, die selber voller Probleme waren, ist auf Ablehung in der Gesellschaft gestoßen und daraus resultierte, dass sie den Glauben verloren hatte.

Vielleicht kannst Du herausfinden wodurch dieses Verhalten Deiner Betreuten kommt. Du solltest auf keinen Fall Deine Maßstäbe ansetzen und große Erwartungen haben. Wir haben nicht nur pflegeleichte Fälle, ein Betreuer sollte bei kniffeligen Angegenheiten nicht so schnell aufgeben. Du wirst mit der Zeit an den Aufgaben wachsen. Gerade am Anfang fällt es schwer, man macht sich viele unnötige Gedanken, weil die Erfahrung fehlt. Vielleicht hast Du Kollegen in der Nähe, mit denen Du Dich austauschen kannst.

Mit freundlichen Grüßen

Tina