Dies ist ein Beitrag zum Thema Betreuung eines Flüchtlings, Erfahrungen??? im Unterforum sonstige Behördensachen - Versicherungen , Teil der Rechtsfragen im Rahmen des Betreuungsrechts
Hallo zusammen,
gestern erhielt ich einen Anruf, ob ich folgende Person übernehmen würde:
Afghane, 36 J., nach Asylverfahren anerkannter Flüchtling, ...
|
Registrieren | Hilfe | Benutzerliste | Kalender | Heutige Beiträge | Suchen |
12.06.2018, 17:19 | #1 |
Forums-Geselle
Registriert seit: 02.12.2017
Ort: Westl. Münsterland
Beiträge: 68
|
Betreuung eines Flüchtlings, Erfahrungen???
Hallo zusammen,
gestern erhielt ich einen Anruf, ob ich folgende Person übernehmen würde: Afghane, 36 J., nach Asylverfahren anerkannter Flüchtling, stark alkoholkrank, spricht nur Arabisch, Kinder wurden ihm weggenommen, Frau ist weg, hat eine paranoide Schizophrenie, wohnt in der Obdachlosenunterkunft ca. 25km von mir entfernt, ist nicht arbeitsfähig, kann keine Integrationskurse o.ä. besuchen, wurde bereits einige Male nach PsychKG eingewiesen (hat dann aber immer Freiwilligkeitserkl. unterschrieben), Kommunikation nur zusammen mit seinem Kumpel möglich, der dolmetschen kann (der will aber nicht mehr, da sein Glaube Alkohol verbietet)... Zielsetzungen wären hier lt. Anfrage: Kommunikation mit Jugendamt und weiteren Behörden, Wohnung besorgen, Entgiftung... (wenn er überhaupt mitmacht). Ich habe noch Zeit bis Freitag, mir die Sache zu überlegen... Ich bin erst seit einiger Zeit Betreuer mit dato 11 Betreuten und habe bisher noch keinen Vorschlag abgelehnt. Beim Schreiben wird mir gerade aber klar, dass ich jetzt wohl damit anfangen muss. Oder sehe ich das falsch? Kann jemand Gutes und Positives aus einem ähnlichen Fall berichten? Ist der Aufwand annähernd zu vergleichen mit "normalen" Bereuugen? Wäre diese Betreuung überhaupt zu schaffen? Euer Harry Geändert von HarryTuttle (12.06.2018 um 17:52 Uhr) |
12.06.2018, 17:59 | #2 | ||
Admin/ Berufsbetreuer
Registriert seit: 15.01.2009
Ort: Mitten in Hessen
Beiträge: 4,808
|
Zitat:
Zitat:
__________________
---------------- |
||
12.06.2018, 19:25 | #3 |
Routinier
Registriert seit: 17.07.2015
Ort: RLP
Beiträge: 1,057
|
Ich habe keine Erfahrungen mit ähnlichen Betreuungen, würde aber nach deiner Schilderung auch ablehnen. Für solche Fälle ist das Betreuungswesen weder geschaffen noch geeignet, s. hierzu meinen Link in der Rubrik "Situation der Betreuer". In der Stellungnahme beschreiben die Justizminister ja, was ein Betreuer können und tun muss.
|
12.06.2018, 20:05 | #4 |
Routinier
Registriert seit: 17.01.2015
Beiträge: 1,882
|
Bin absolut bei agw und mimi. Tu dir das bitte nicht an! Ich persönlich würde sowas sofort ablehnen und ich finde es ein Unding, dass für SOWAS ausgerechnet ein Anfänger gefragt wird. Wahrscheinlich haben vorher schon einige dankend abgelehnt und num hegt man die Hoffnung , dass du als "Neuling" dich das nicht traust.
Bedenke: es kommt immer gut an und ist immer wichtig, seine eigene Grenzen zu kennen und die auch zu vertreten. Kannst ja mal anregen, ob der zuständige Justizminister nicht mal mit gutem Beispiel vorangehen will und diese Betreuung übernehmen will - ehrenamtlich versteht sich ... (in Anspielung auf den Beschluss den Mimi gepostet hat.)
__________________
Die meisten Probleme lösen sich von selbst - man darf sie nur nicht dabei stören |
12.06.2018, 22:53 | #5 |
Forums-Geselle
Registriert seit: 02.12.2017
Ort: Westl. Münsterland
Beiträge: 68
|
...vielen Dank, jetzt sehe ich doch um einiges klarer. Der Afghane wird nicht meiner ...
Heut' Nacht werde ich gut schlafen können! Tschö Harry |
13.06.2018, 14:17 | #6 |
Forums-Geselle
Registriert seit: 14.11.2011
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 196
|
Betreuungs eines Flüchtlings, Erfahrungen?????
Hallo zusammen - ich habe mir gerade diesen Artikel durchgelesen und
möchte dazu folgendes anmerken: Ich habe grade einen Sohn im gleichen Alter wie dieser Mensch den Du (HarryT) als Afghane bezeichnest ( was er ja ist). Auch mein Sohn hat im Ausland jetzt feststellen müssen, dass es sehr schwierig sein kann, wenn man eine Wohnung (nur als Beispiel) nicht bekommt, wenn man nicht einen Bürgen hat und dazu noch bereit ist einer Agentur einen Haufen Geld zu zahlen (mehr als 3 MMieten) usw. Ich bin froh, dass er gesund ist und möchte nicht dran denken, wenn es anders wäre. Auch er hat Frau und Kind zu versorgen. Was ich sagen will: Es geht hier um einen Menschen und einem Anfänger sollte man einen solchen Fall nicht anbieten. Da muß schon jemand mit Erfahrung ran. Gruss Motzerella |
13.06.2018, 22:44 | #7 |
Berufsbetreuer
Registriert seit: 21.02.2008
Ort: Hessen
Beiträge: 1,189
|
Nunja.
Wenn er schon als Flüchtling anerkannt ist, ist der größte Brocken ja schon mal vorbei und man hat es grundsätzlich mit einem "üblichen" Kunden zu tun. Bei dem syrischen Geflüchteten, dessen Betreuung ich übernommen hatte, war die Unbekanntheit des Asylverfahrens und seiner einzelnen Schritte für mich das Schwierigste. Die hohe Sprachbarriere natürlich auch. Es gab aber zahlreiche freiwillige Dolmetscher und eine Handy-App half auch gelegentlich weiter. Zweimal habe ich einen Dolmetscher bezahlt, insgesamt 40€. Ich finde, es ging. Grundsätzlich würde ich auch wieder Asylbewerber betreuen, da ich nun die Strukturen und Abläufe des Asylverfahrens wenigstens aus einem Einzelfall kenne. Entgegen allem, was man derzeit so hört, fand ich auch sehr gut funktionierende Hilfs- und Amtsstrukturen vor. Mein Betreuter wurde nie heimisch hier. Als psychisch krankem Menschen machten Kulturschock und Sprachbarriere ihm deutlich mehr zu schaffen, als Gesunden. Integrations- und Sprachkurse waren ihm krankheitsbedingt nicht zugänglich. Irgendwann wollte er nur noch zurück zu seiner Mutter nach Damaskus. Ich konnte das für ihn hinbekommen. Das war aber tatsächlich das Allerschwierigste am Ganzen. Er flog dann letztendlich nach eineinhalb Jahren mit ärztlicher Begleitung zurück ins Ungewisse. Geändert von Flafluff (13.06.2018 um 22:50 Uhr) |
Lesezeichen |
Stichworte |
flüchtling asyl |
|
|