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Klientin fordert stündlich Hilfe

Dies ist ein Beitrag zum Thema Klientin fordert stündlich Hilfe im Unterforum Betreuung: Bestellung - Abgabe - Wechsel - Ende , Teil der Rechtsfragen im Rahmen des Betreuungsrechts
Liebe KollegInnen, ich muss gerade mal ein bisschen Seelenpflege für mich betreiben, weil mich eine neue Klientin an den Rand ...


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Alt 02.11.2019, 12:16   #1
Stammgast
 
Registriert seit: 02.02.2011
Ort: Südwestfalen
Beiträge: 730
Standard Klientin fordert stündlich Hilfe

Liebe KollegInnen,


ich muss gerade mal ein bisschen Seelenpflege für mich betreiben, weil mich eine neue Klientin an den Rand meiner Möglichkeiten und Nerven bringt.
Klientin ist 38 Jahre alt, depressiv, Borderline, alkohol- und tablettenabhängig.
Die Betreuung bekam ich in der Form, dass mir die Betreuerurkunde zugestellt wurde - das ist jetzt 3 Wochen her.


Seitdem war die Klientin 4 x stationär in der Entgiftung, hat jedesmal nach 1 Tag abgebrochen oder wurde rausgeschmissen, sie telefoniert jeweis noch aus der jeweiligen Klinik heraus hinter mir und fordert, ich solle doch endlich was machen, sie brauche Hilfe.
Ich habe jeweils mit den behandelnden Ärzten gesprochen, und gefragt, ob es sinnvoll oder überhaupt denkbar sei, dass die Klientin geschlossen behandelt würde. Alle Ärzte verneinten dies.

Eine Entgiftung sei nur möglich, wenn sie das Abstinenzverbot beachte, eine akute Gefahrt oder gar die fehlende Fähigkeit zur Willensbildung sei nicht erkennbar.

Zuletzt letzten Mittwoch schickte sie mir per SMS Telefonnummern und forderte, ich solle für sofort eine Aufnahme für sie organisieren. Am Dienstag war sie gerade erst wegen Abstinenzbruch entlassen worden.
Ich erklärte ihr, dass nicht jede Klinik verpflichtet sei sie akut aufzunehmen, sie müsse sich an die zuständige Klinik (die ich nochmals nannte). Sie fordert, dass ich komme, es gehe ihr akut schlecht - ich antworte, dass ich gerne einen Wagen schicke, der sie in die Klinik bringt.
Sie ruft beim Hausarzt an, ich würde den Kontakt zu ihr verweigert, bei der Bank, beim Sozialdienst .... alle rufen mich an und erinnern mich an meine "Pflichten" ...
Zwischenzeitlich hatte sie sich per 112 selbst in die zuständige Klinik bringen lassen, wurde dort vom Oberarzt untersucht, der sie aber entlässt und mit ihr den Beginn einer Langszeitentgiftung ab Mitte November vereinbart. Das erfahre ich von einer Mitarbeiterin der Klinik, die mich anruft, entsprechend informiert und fordert, ich solle sofort kommen und die Dame nachhause fahren. Das habe ich nicht getan, sie ist vermögend, der Bahnhof jeweils in der Nähe der Klinik und ihrer Wohnung ... und überhaupt, habe ich kein Taxiunternehmen.

Kaum später hinterlässt sie mir Sprachnachrichten, jetzt offensichtlich volltrunken: sie bringe sich um, es ginge nicht mehr, ich müsse sofort kommen un dihr Hilfe besorgen.
Ich habe darauf nicht reagiert, da sie ja unmittelbar vor diesem Hilferuf aus der Psychiatrie entlassen wurde, wo ein Fachmann festgestellt hat, dass sie kein Notfall ist.
Daraufhin teilweise minütlich Textnachrichten, Versuche mich anzurufen - ich gehe nicht ran ... wir hatten in 3 Wochen zwei mehrstündige persönliche Termine, ich habe ihr erklärt, dass ich keine Therapeutin bin, keine soziale Betreuung, keine Medizinerin, dass ich Hilfen vermittle und organisiere.
Medizinische Hilfen stehen wiederholt zur Verfügung, die Ärzte sind nicht der Meinung, dass sie akut behandlungsbedürftig ist.
Eben rief eine Ärztin an, die scheinbar auf Hausbesuch da ist und spricht mir auf den AB (die KLientein kann sich also selbst Hilfe organisieren), sie sei stinksauer, schließlich sei ich die Betreuerin, ich solle sofort bei der Klientin anrufen, besser vorbeikommen.
Ähm, ich würde mal sagen, die Betreute benötigt mutmaßlich medizinische Hilfe, und da wäre die Ärztin wohl genau die richtige Person.



Ich stelle mich jetzt auf den Standpunkt, dass eine Ärztin vor Ort ist, ich könnte auch nichts anderes organisieren.
Außerdem muss ich versuchen auszuhalten, dass die Klientin täglich mehrfach mit Suizid droht, wenn sie nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sich will.
Das macht die Ankündigung unglaubwürdig, und wenn selbst die Notausnahme der zuständigen Psychiatrie sie als Notfall ablehnt...


Richtig psycho finde ich, dass sie überall anzuft und sich beschwert, ich würde ihr nicht helfen ... und vor allem, dass alle darauf anspringen ...



Selbstverständlich habe ich schon mehrere Berichte ans Betreuungsgericht geschrieben und meine "Strategie" mit dem psychosozialen Dienst abgestimmt, der davon berichtet, selten eine Klientin unterstützen zu müssen, die so heftig und umfassend Druck macht.


Und obwohl ich mir sicher bin, dass ich nicht mehr tun kann, habe ich ständig das Gefühl, ich müsste ... ja was eigentlich...


Gerade mal voll gestresst


Marsupilami
Marsupilami ist offline  
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Alt 02.11.2019, 17:58   #2
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
 
Benutzerbild von michaela mohr
 
Registriert seit: 22.08.2005
Ort: Darmstadt
Beiträge: 14,097
Standard

Du Arme Kopf hoch


Zitat:
habe ich ständig das Gefühl, ich müsste ... ja was eigentlich...
Müssen musst du nix aber du solltest eins- dich mittels deiner Fachlichkeit und Funktion abgrenzen, abgrenzen, abgrenzen.
Und auf jeden Fall gut dokumentieren! Das halte ich für super wichtig.


Zitat:
Kaum später hinterlässt sie mir Sprachnachrichten, jetzt offensichtlich volltrunken: sie bringe sich um, es ginge nicht mehr, ich müsse sofort kommen un dihr Hilfe besorgen.
Sowas kkönnte leicht kritisch werden, bei uns sagen die Ärzte auch ab und an dass solche Ankündigugen oft mal nicht sehr wahrhaft wirken. Es wird aber immer auch sofort dazugesetzt dass das evtl. eine Fejhleinschätzung sein könnte, also relativiert.


Bei solchen Ankündigen hat der Betreuer nicht persönlich zu springen, dafür ist er in der Regel auch nicht ausgebildet aber man könnte oder sollte unbedingt die Polizei informieren.



Zitat:
Eben rief eine Ärztin an, die scheinbar auf Hausbesuch da ist und spricht mir auf den AB (die KLientein kann sich also selbst Hilfe organisieren), sie sei stinksauer, schließlich sei ich die Betreuerin, ich solle sofort bei der Klientin anrufen, besser vorbeikommen.
Da hätte ich sofort zurückgerufen um ihr die Telefonnummer des Oberarztes zu übermitteln zur Lagebesprechung und evtl. Veranlassung.


Bei alen Schwierigkeiten sich lediglich des Telefons bedienen und 10 Mal die Polizei, die Sanis usw. dorthin schicken. Sie gehen nicht (mehr)? Dann ist es wohl auch nicht nötig und wird dokumentiert.


Alle aussen rum scheinen sich im Moment bequem und fast untätig zurückzulehnen und wie beim Tennis zuzuschauen ob der Ball angenommen wird oder nicht.


An der Stelle sollte man das Spiel mal unterbrechen bzw. die Bälle dahin schiessen wo sie hingehören.

Wir sind keine Ärzte, wenn die entscheiden, sie kann gehen- dann geht sie.
Auf klare Nachfrage nach evtl. Unterbringung wegen völlig fehlender Krankheitseinsicht heisst es: nicht nötig? Gut dann ist es nicht nötig und es besteht kein Grund zu einer Veranlassung.


Du hast viel versucht auf freiwilliger Basis was die Betreute nicht wollte. Die zuständigen Doc`s sehen zu also beobachtest du auch weiterhin genau, bist aktuell und wartest ab bis du von fachärztlicher Seite ein Handlungssignal bekommst.


Steig aus dem Spiel aus für alles verantwortlich zu sein. Das bist du nicht und das könntest du auch nicht.


Ich weiss, das sagt sich so leicht aber ist schwer umzusetzen und manchmal auch schwer auszuhalten. Der Satz: ja ja, sehe ich ganz genauso aber der Arzt.......... wirkt manchmal Wunder und entspricht auch noch der Realität.


Cool abgrenzen und wissen wann man wen losschickt, muss die Devise lauten. Nur so lässt sich dieses Ping Pong überstehen. Mach dir mal n schönes WE
__________________
diese kommunikation wurde im rahmen der überwachungsgesetze auf ihre kosten dauerhaft gespeichert und wird jederzeit weltweit gegen sie verwendet werden. danke für ihre kooperation.
michaela mohr ist offline  
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Alt 02.11.2019, 18:04   #3
Stammgast
 
Registriert seit: 02.02.2011
Ort: Südwestfalen
Beiträge: 730
Standard

An Tages wie diesen fühlt man sich wie die berühmte Sau durchs Dorf getrieben.


Du hast natürlich Recht, den Rest des Wochenendes mach ich Wochenende.


Ich danke Dir!
Marsupilami ist offline  
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Alt 02.11.2019, 20:23   #4
Admin/Berufsbetreuer
 
Benutzerbild von Imre Holocher
 
Registriert seit: 16.03.2004
Ort: Betreuungsbüro Herrlichkeit 6 in 28857 Syke
Beiträge: 8,574
Standard

Moin moin

Genau das macht Borderliner/innen aus:
Es wird nicht nur das Gefühl übermittelt, unbedingt und sofort springen zu müssen, sondern auch das Gefühl nie genug gesprungen zu sein!
Bei aller Krankheit: Genau das ist eine Stärke dieser Menschen!!!
da hilft wirklich nur noch abgrenzen, abgrenzen, abgtrenzen, wie Michaela geschrieben hat. Und die Bälle der Verantwortlichkeit dahin zurückspielen, wo sie hingehören.
Wo liegt denn Deine Verantwortlichkeit, wenn nicht im Organisieren - sofern der/die Betreute dies nicht selber kann?
Ein Patient fühlt sich krank und ruft selber einen Arzt? Prima, dann mußt Du das nicht tun. Der Arzt definiert krank oder nicht krank, behandlungsbdürftig oder nicht behandlungsbedürftig, einwilligungsfähig oder nicht einwilligungsfähig - und es ist sein Job, im Bedarfsfall den RTW und den Platz im Krankenhaus zu organisieren. Nicht Deiner.

Auf den Mumpitz bzgl. "Jetzt holen Sie mal ihre Betreute hier wieder ab" etc. gehe ich gar nicht erst ein.

Ein schönes Restwochenende
wünscht

Imre
__________________
Fehler sind dazu da, um sie zu machen
und daraus zu lernen.
Fehler sind nicht dazu da, sie dauernd zu wiederholen.
Imre Holocher ist offline  
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Alt 02.11.2019, 23:42   #5
Forums-Geselle
 
Registriert seit: 28.08.2018
Beiträge: 235
Standard

Hallo,

bei einer volltrunkenen Person, die mit Suizid droht, würde ich immer die Polizei schicken.
A) kann betrunken die Stimmung tatsächlich kippen.
B) Merkt die Betreute dann auch, dass ihr Verhalten Konsequenzen hat. Die meisten Menschen werden ungern von der Polizei abgeholt und in die geschlossene Psychiatrie gebracht.

Ich fürchte, wenn Du auf sowas gar nicht reagierst, wird die dich für immer so volllabern, wenn auf sowas nie etwas für sie Unangenehmes folgt.

Und da ich selbst Borderlinerin bin evtl. noch was zur Notfallaufnahme etc.
"Meine" Notfallpsychiatrie nimmt auf der Geschlossenen jederzeit jeden auf - auch "nur" zur Entgiftung -, sofern Betten frei sind. Liegen die Leute schon auf dem Flur, dürfen nur die bleiben, die wirklich in dem Moment akut selbst- oder fremdgefährdend sind. Es kann also durchaus sein, dass dort jmd. als Notfall abgelehnt wird, weil er keine Suizidabsichten äußert, zuhause betrinkt er sich dann, wird suizidal... Und wär dann doch ein Notfall.

Für mich liest sich das so, als würde Deine Betreute in der Psychiatrie keine Suizidabsichten äußern. Du könntest schon evtl. eine geschlossene Unterbringung erreichen für einen gewissen Zeitraum, wenn Du konsequent bei jeder Suiziddrohung die Polizei schickst. Ein Arzt kann denken: die bringt sich eh nicht um, die droht nur damit. Ein Arzt kann aber auch denken: zuhause denkt sie permanent an Suizid, aber immer, wenn sie hier ist, lügt sie, sie hätte keine Suizidgedanken, weil sie nach Hause will. Die bleibt erstmal hier.
Stefanie78 ist offline  
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