Betreuungspauschalen und Stundensätze

[michaela mohr]

Von einigen Seiten kam die Idee auf zur Verdeutlichung unserer Forderung nach einer sofortigen Vergütungserhöhung für einen Zeitraum von ca. 3 Monaten keine neuen Betreuungen anzunehmen und dies offen zu kommunizieren.

Auch die/ein Verband wurde zu dieser Idee angeschrieben und aufgefordert eine Mitgliederumfrage zu dem Thema zu starten. Nach einigem Zögern wird dies wohl auch in die Tat umgesetzt obwohl zuvor bedenken laut geworden waren dass man damit letztendlich das (Arbeits) feld anderen überlasse, evtl. auch "Glücksritter" in diesem Bereich fördere.

Das ganze bisherige Reden, Verhandeln, Abwägen und Bedenken hat in der Sache keinerlei Nutzen oder Wirkung gezeigt.

Mit gelindem Entsetzen muss man in den/einigen bisherigen Stellungnahmen gleichzeitig nebenbei noch Schleichwerbung für die jeweiligen verbandsnahen Interessensbereiche zur Kenntnis nehmen.

So kann "Vertretung" meiner Meinung nach wirklich nicht gelingen oder etwas erreicht werden. Das kann doch keiner mehr ernst nehmen!

Wir können in laufenden Fällen nicht "aussteigen", auch nicht für drei Wochen oder gar Monate aber wir hätten relativ erstmalig eine Chance auf Öffentlichkeit- die jahrelang leider grob vernachlässigt blieb, wer weiss denn wirklich etwas über gesetzliche Betreuungen?- und wir könnten ebenfalls erstmalig klar stellen, dass wir uns nicht mehr nur noch als dumme Kälber behandeln lassen die sich jedem politischen Kalkül einfach nur hilflos blökend ausliefern.

Wer würde mitmachen?

[Boomer]

Ich hab's ja schon mal gesagt: ich wäre dabei. Und habe die Aktion auch schon vor Ort mit Kollegen kommuniziert.

[mimi91]

Ich hab die Umfrage auch schon mit ja beantwortet.

[Flafluff]

Ich habe ebenfalls meine Bereitschaft zum Annahmestopp bekundet.


Da wir uns hier im offenen Bereich befinden, habe ich auch gleich noch eine kleine Botschaft nach draußen (falls das überhaupt Außenstehende lesen):


Ich bin seit 2006 Berufsbetreuer. Ich habe ein einschlägiges Studium als Qualifikation und hatte zum Zeitpunkt der Übernahme beruflich geführter Betreuungen bereits 10 Jahre Berufserfahrung in der Psychiatrie auf dem Buckel. Ich weiß, was ich tue, ich tue es mit einigem Erfolg für meine Klienten und ich möchte gar nicht wissen, wieviele Katastrophen, von denen man sonst in der Zeitung gelesen oder gar im Fernsehen berichtet hätte, ich verhindern, bzw. abwenden konnte. Es werden wohl sehr viele gewesen sein.


Ich mache den Job gerne, ich mache ihn fleißig und ich mache ihn anscheinend gut. Ich muss diesen Job aber nicht machen. Ich kann sehr gerne auch eine Festanstellung antreten, mit mehr als drei Wochen Urlaub im Jahr, arbeitsfrei an Krankheitstagen und mit Arbeitgeberbeiträgen zu meiner KV und PV. Das alles ohne das Risiko, jederzeit für jeden Mist haftbar gemacht werden zu können. Aber mit einem Mechanismus der mir erlaubt, die Höhe meines Gehalts mit auszuhandeln, und das auch noch turnusmäßig.



Von daher werde ich den Gesetzgeber hier um nichts bitten. Man möge sich dort am grünen Tisch aussuchen, ob man es sich wirklich leisten kann, mit solch ungenierter Willkür (ich meine damit die Absicht des Budesrates, die Sache um ein halbes Jahr zu verschieben) eine Berufssparte in den Untiefen der Gesetzgebung vergammeln zu lassen, dass am Ende niemand mehr oder nur noch Glücksritter sich für den Job hergeben. Wenn das gewünscht ist, wird man sich mit den Konsequenzen dann eben herumschlagen müssen, aber ohne mich.


Die Politik kann sich noch so sehr wünschen, dass es Betreuung gar nicht geben möge: sie selbst ist mit eine Ursachen dafür, dass es Betreuung eben doch braucht. Wer die Straßen voller Elender sehen will, soll es sich ruhig mit den Betreuern verscherzen, bzw. Betreuung ganz abschaffen.



Sobald sich herauskristallisiert, dass es zu einem wahrnehmbaren Annahmestopp mit einiger Breite kommt, bin ich dabei und rufe hiermit alle Kolleg*innen dazu auf, sich zu beteiligen, wenn es die persönliche Situation irgendwie hergibt.

[michaela mohr]

Sobald sich herauskristallisiert, dass es zu einem wahrnehmbaren Annahmestopp mit einiger Breite kommt, bin ich dabei und rufe hiermit alle Kolleg*innen dazu auf, sich zu beteiligen, wenn es die persönliche Situation irgendwie hergibt.

Damit es hoffentlich/vielleicht auch dazu kommt habe ich eben in der RUB was ähnliches eingestellt.

(Wer dort liest und schreibt könnte sich evtl. auch äussern damit ich nicht alleine geschlachtet werde)
Mich hat der Gesinnungswandel des Verbands eine solche Umfrage jetzt zu starten erst mal regelrecht beunruhigt. Heute morgen war man noch recht zögerlich und heute nachmittag gehts auf einmal los. Typisch für die Verbände ist das nicht. Ich befürchte dass weitere (ungünstige) Infos vorliegen die (noch?) nicht öffentlich kommuniziert werden. Hoffentlich bin ich aber nur Schwarz-Seher.


Ein weitere Aspekt ist mir bei allem klar geworden: ich frage mich heute relativ staunend warum uns nicht aufgefallen ist dass das gesamte Thema Betreuung nie wirklich die Öffentlichkeit erreichte?
Das ist etwas mit dem man in der Regel erst zu tun bekommt wenn man einen Betreuer hat.
Im Grunde hätte schon lange Transparenz über unsere Sparte hergestellt werden müssen. Ich denke wir können dabei jetzt nur versuchen aufzuholen und sollten das nie aus dem Kopf verlieren.

[HorstD]

Aus der Bundestags-App:

Anhörung des Bundestags-Rechtsausschusses zur Vergütung von Betreuern und Vormündern:

Zeit: Montag, 6. Mai 2019, 13.30 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal 2.600
Interessierte Besucher können sich beim Sekretariat des Ausschusses (Telefon: 030/227-32430, Fax: 030/227-36081, E-Mail: rechtsausschuss@bundestag.de) unter Angabe des Vor- und Zunamens sowie des Geburtsdatums anmelden. Zum Einlass muss ein Personaldokument mitgebracht werden.

Bild- und Tonberichterstatter können sich beim Pressereferat (Telefon: 030/227-32929oder 32924) anmelden.

Liste der Sachverständigen
Thorsten Becker, Bundesverband der Berufsbetreuer/innen e. V., Hamburg

Barbara Dannhäuser, SKM – Katholischer Verband für soziale Dienste in Deutschland – Bundesverband e. V., Düsseldorf, Arbeitsstelle Rechtliche Betreuung

Prof. Dr. iur. Tobias Fröschle, Universität Siegen, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht mit dem Schwerpunkt Familienrecht einschließlich freiwillige Gerichtsbarkeit und Kinder- und Jugendhilferecht

Walter Klitschka, BVfB e.V. Bundesverband freier Berufsbetreuer, Berlin, 1. Vorsitzender

Karina Schulze, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e. V., Berlin, Abteilung Personal und Recht Referentin für Zivilrecht und rechtliche Betreuung

Peter Winterstein, Betreuungsgerichtstag e.V., Bochum, 1. Vorsitzender Vizepräsident des OLG Rostock a.D.

Quelle:
https://www.bundestag.de/dokumente/t...etreuer-636576

[Florian]

Habe (selbstverständlich) auch mit "ja" gedoodlet.

Es ist ja so, dass geeignete Berufsbetreuer (die, die sich dann nämlich auch mittel- und langfristig in der Praxis als geeignet herausstellen) jäh gesät sind. Das ist auch den Betreuungsbehörden und Amtsgerichten bekannt.

Man wird sicherlich bei einem Annahmestopp nicht dazu übergehen, "irgendwen" dann doch als Betreuer ins Boot zu holen, den man sonst nicht in den "Pool" aufnehmen würde. Kann ich mir nicht vorstellen, denn das gäbe ja reihenweise dauerhafte, zumindest mittelfristig nach einmal erfolgter Bestellung nicht mehr abwendbare, Probleme für die Behörden/AG.

Also könnte das sicher was bringen, wenn es denn aus den Betreuungsbehörden und Amtsgerichten heraus auch durchdringt.

Vielleicht müssten die Berufsverbände hier gemeinsam auftreten und die einschlägige Politik einbeziehen (SPD, Die Linke, Bündnid 90), ebenso die Medien.

Naja, mal sehen. Ich halte es jedenfalls für richtig und gut, auf das Problem aufmerksam zu machen. Und vielleicht auch auf die alltäglichen Probleme der Betreuer hinsichtlich Behörden-/Versicherungs- usw. Wahnsinn, der es oft nicht oder nicht so zeitnah, wie es objektiv erforderlich wäre, zulässt im Sinne von § 1901 BGB, § 1 SGB I und letztlich Art. 1 GG zu handeln. Naja, vielleicht erstmal die Vergütung

[Florian]

@ Admins:



Bekommt man dieses Thema evtl. als "Pling" auf die Forum-Titelseite oder so..., dass es halt jedem sofort auffällt und man am Lesen kaum vorbeikommt. Wäre ja gerade wichtig, um auch hier im Forum allen das Thema nochmal auf den Plan zu rufen !? Wir müssen ja alle zusammenhalten ...sonst wird das nichts

[Florian]

Zitat von michaela mohr

Damit es hoffentlich/vielleicht auch dazu kommt habe ich eben in der RUB was ähnliches eingestellt.

(Wer dort liest und schreibt könnte sich evtl. auch äussern damit ich nicht alleine geschlachtet werde)

RUB ? Uni Bochum? Kann ich da als Externer auch Deine Beiträge lesen?

[michaela mohr]

Für einige Zeit ist das Thema jetzt oben festgehalten, wird also immer als erstes erscheinen.


Wie man die Mailingsliste der Ruhr Uni Bochum lesen kann ohne angemeldet zu sein weiss ich nicht. Von mir gibts da wenig zu lesen was früher auch mal anders war.