Verzwickte Situation bei hoher Verschuldung mit P-Konten

[Franky]

Hallo liebe Betreuerkollegen,


ich habe gerade einen schwierigen Fall, bei dem mir langsam meine Phantasie für mögliche Lösungen ausgeht. Vielleicht hat einer von euch noch eine gute Idee. Folgende Situation:


· Neue Betreuung für älteres Ehepaar (beide Rentner) / leben in Mietwohnung
· Hochgradig verschuldet / haben seit langem bereits keinen Überblick mehr über Finanzen
· Beide haben ein P-Konto
o Mann bei Bank A – Girokonto ist mit EUR 1.000,-- im Soll / Dispo am Anschlag / Mann hat bei Bank A ferner noch div. Kredite
o Frau bei Bank B – Kontoführung auf Guthabenbasis
· Frau hat in 2019 EV abgegeben
· Mtl. Gesamteinkünfte (insgesamt gesehen innerhalb des Pfändungsfreibetrages für Eheleute):
o EUR 1.400,-- Rente
o EUR 100,-- Grundsicherung
· Diverse Gläubiger (Bank A -Kredite des Mannes-, Vermieter, Stromlieferant, Sozialstation, Zahnarzt, Sozialamt)
· Mahnstatus bei Bank A, Vermieter und Stromlieferant bereits im kritischen Bereich
· Wenn ich die Kreditraten des Mannes bei Bank A nicht mehr bezahlen würde und die Geschäftsverbindung mitsamt den Sollsalden dort einfach quasi „beenden“ würde, wäre alles andere wahrscheinlich tragbar
· Meine Strategie war deshalb zuerst:
o Neueröffnung eines Kontos für den Mann
o Anschließend Umleitung seiner Rente auf das neue Konto
o Anschließend Termin bei Bank A mit Überbringung der Hiobsbotschaft, dass dort kein Geldeingang mehr kommt und sie die Kredite ausbuchen können / sämtliche Beitreibungsmaßnahmen wären erfolglos / ich würde mit offenen Karten spielen
o Damit wäre ein Neuanfang möglich gewesen / dem Vermieter, dem Stromlieferanten sowie der Sozialstation würde ich kleine Monatsraten anbieten, welche leistbar sind
· Nun hat die vorgesehene neue Bank eine Kontoeröffnung abgelehnt mit Verweis auf ein bereits bestehendes Konto (in der Schufa sieht man auch, dass dies ein P-Konto ist); „mit dieser Schufa könne ich mir auch den Gang zu anderen Banken sparen …“
· Meine Ersatzstrategie war dann, dass ich die Rente des Mannes auf das Konto der Frau bei Bank B umleite; nach intensiver Recherche würde dies aber folgende Nachteile / Risiken mit sich bringen:
o Vereitelung einer möglichen (und fast schon erwarteten Zwangsvollstreckung gegen den Mann) – zumindest Beihilfe meinerseits à Straftatbestand
o Nicht im Einklang mit dem Geldwäschegesetz; die Banken kehren gerade mit eisernem Besen ihre Bestände durch, wenn sie sehen, dass Gehalts- und Renteneingänge von Dritten auf Einzelkonten eingehen
· Eine Umschreibung des Kontos der Frau auf ein Gemeinschaftskonto (mit anschließender Umleitung der Rente des Mannes darauf) würde den Nachteil mitbringen, dass der Status eines P-Kontos verloren geht (ein Gemeinschaftskonto kann nicht als P-Konto geführt werden); bei einer späteren Pfändung könnte dies äußerst ungeschickt sein
· Der Goodwill vom Sozialamt ist bereits ausgereizt. Eine Auszahlung der Mietnebenkosten in 2019 wurde von dem Ehepaar leider nicht an den Vermieter weitergeleitet, sondern ist in anderen Löchern versickert; ferner wurde von dort bereits ein „Darlehen“ für eine Waschmaschine übernommen
· Hat jemand noch eine gute Idee, wie man hier weiter vorgehen könnte?

LG Franky

[michaela mohr]

Nun hat die vorgesehene neue Bank eine Kontoeröffnung abgelehnt mit Verweis auf ein bereits bestehendes Konto (in der Schufa sieht man auch, dass dies ein P-Konto ist); „mit dieser Schufa könne ich mir auch den Gang zu anderen Banken sparen …“

Deine Gedankengänge sind nachvollziehbar und "richtig".


Dir bleibt wohl nichts anderes wie bei den Banken weiterzusuchen.
Gibt es gar keine Chance eine Ratenaussetzung oder Minderung z.B. für ein halbes Jahr bei der Bank des Mannes?

[Franky]

Eine Ratenaussetzung würde das Problem nicht lösen, sondern allenfalls hinausschieben.
Wie schon beschrieben, den Gang Zubringer anderen Bank kann ich mir sparen. Mit dieser Schufa und dem Hinweis, dass es woanders bereits ein Girokonto als P-Konto gibt, bekommt er nirgendwo ein weiteres Girokonto (Zitat der Bankerin gestern).

[michaela mohr]

Mit dieser Schufa und dem Hinweis, dass es woanders bereits ein Girokonto als P-Konto gibt, bekommt er nirgendwo ein weiteres Girokonto (Zitat der Bankerin gestern).

Das ist lediglich die Aussage einer Bankmitarbeiterin.
Du bist nicht der erste und wirst auch nicht der letzte sein der Absagen kassiert- aber dann doch was findet weil es letztlich anders gar nicht ginge.
Im allerschlimmsten Fall landest bei der Noris Bank, die nimmt auch noch die letzte "Leiche" aber dann bist du angeschmiert. Der Umgang mit Betreuern mit dieser Bank ist unterirdisch.
Sparda und BB Bank sind manchmal auch nicht allzu streng bei uns, nur als Tip. Kann bei dir aber ganz anders sein- leider.

Jeder kann Konten eröffnen wo und so viele er möchte wenn die Bank mitspielt. Es ist so, dass jeder nur ein P Konto haben darf aber das sollte man nicht verwechseln. Es wird mit Sicherheit eine Vakanz im Unterhalten vom P Konto geben aber wo sind Alternativen dazu? Du solltest wirklich weitersuchen.

Hattest du schon mal an ein Insolvenzverfahren gedacht wenn alle Stricke reissen sollten?

[mimi91]

Ich würde auch noch bei anderen Banken vorsprechen. Ich hatte auch bereits Betreute mit P-Konto und Schulden und wir konnten die Bank wechseln. Erfolgreich war ich z. B. bei der Commerzbank (und bin dort mit mittlerweile mehreren Betreuten sehr zufrieden).


Und bestünde nicht bei dem Mann zumindest die Möglichkeit oder sogar Notwendigkeit eines Einwilligungsvorbehalts? Evtl wäre es mit diesem und Erklärung der Gesamtsituation dann leichter, eine willige Bank zu finden, eventuell.

[Franky]

Hallo Michaela und Mimi,
Danke für eure Hinweise. An eine Verbraucherinsolvenz habe ich auch schon gedacht, zumal hier ja wahrscheinlich kurzfristig die Wohlverhaltensphase von 6 Jahre auf 3 Jahre reduziert wird. Da werde ich aber alle Gläubiger gleich behandeln müssen, ich möchte aber vorher noch beim Vermieter die Rückstände abstottern.
Ich stelle mir aber gerade trotzdem die Frage, ob ein Vermieter während einer Verbraucherinsolvenz des Mieters eine Kündigung wirksam aussprechen kann.

Einwilligungsvorbehalt ist auch eine gute Idee. Das werde ich mal angehen.

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zur Überzeugung, dass ich bei der Bank des Mannes mit offenen Karten spiele und eine kleine „symbolische“ Rate anbiete. Zuvor gehe ich nochmals zum Sozialamt und versuche, ein kleines Darlehen für das worst case Szenario zu verhandeln.

Bei anderen Banken auf Betteltour zu gehen, in der Hoffnung, dass mir irgendwo jemand ein Konto für den Betreuten aufmacht, mache ich nicht. Ich bin selbst gelernter Banker und habe volles Verständnis hier für eine Ablehnung.

LG Franky

[Nila68]

Hallo Franky,
ich hatte letztens einen ähnlich gelagerten Fall und bin dann zur Sparkasse gegangen, weil sie sich verpflichtet haben, für jeden ein Konto einzurichten. https://www.sparkasse.de/service/fin...ann-konto.html
Das ist das sogenannte „Jedermann-Konto“, also ein Basiskonto auf Guthaben-Basis.
Ich habe einfach das hochverschuldete P- Konto bei der anderen Bank gekündigt, als ich vorher bei der Sparkasse ein Neues für meinen Betreuten bekommen hatte. Ich habe die Kündigung bei der Sparkasse vorgelegt und das neue „Jedermann-Basiskonto“ in ein P-Konto umwandeln lassen.

Eine Schuldnerberaterin hatte mir diesen Tipp gegeben.
Vielleicht hilft dir das weiter.

[michaela mohr]

An eine Verbraucherinsolvenz habe ich auch schon gedacht, zumal hier ja wahrscheinlich kurzfristig die Wohlverhaltensphase von 6 Jahre auf 3 Jahre reduziert wird.

Kannst du denn bei der aktuellen Finanzlage wirklich noch so lange warten?

Einwilligungsvorbehalt ist auch eine gute Idee. Das werde ich mal angehen.

Ich gehe bei diesem Thema davon aus dass damit gemeint war dass einige Banken das Thema Kontoeröffnung bei "Kontoleichen" etwas lockerer sehen wenn klar ist, dass der Betroffene wegen dem EiWi keine Chance mehr hat Unsinn mit seinem Konto anzustellen da nur noch der Betreuer die Geldgeschäfte führt.
Wenn du gleichzeitig sagst dass du nicht weitersuchen willst nach einer Bank sollte sich das erübrigen.

Zuvor gehe ich nochmals zum Sozialamt und versuche, ein kleines Darlehen für das worst case Szenario zu verhandeln.

Die Mühe kannst du dir meiner Ansicht nach sparen ohne Sicherheiten wie z. B. eine ETW oder ein Haus im Hintergrund. Das Amt ist keine Ersatzbank.

desto mehr komme ich zur Überzeugung, dass ich bei der Bank des Mannes mit offenen Karten spiele und eine kleine „symbolische“ Rate anbiete.

Davon würde ich auf jeden Fall die Finger lassen, vor allem vor dem Wort "symbolisch". Dein Fairheitsgedanke gegenüber deinen ehemaligen Kollegen in allen Ehren aber das wird aller Wahrscheinlichkeit die Alarmstufe Rot auslösen und zur Fälligstellung von allem führen, mindestens aberz.B. zur sofortigen Kündigung des Dispo. Und dann?


Überlege lieber noch einmal das Suchen nach einer anderen Bank nicht einzustellen.
Vielleicht hilft auch der Tip von Nila weiter obwohl ich denke, damit hatte sie lediglich Glück. Das sog. Jedermann Konto bezieht sich hauptsächlich auf Menschen ganz ohne Konto. Einen Versuch ist es wert.


PS: wenn du rechts oben bei der Anmeldung das Kästchen mit "angemeldet bleiben" ankreuzt verschwinden die komischen Umlaute in deinen Beiträgen.Lässt sich dann besser lesen.