Haftpflicht und Rechtsschutz für BetreuerInnen

[Tina L.]

Hallo,

die Michaela hat mich schon ganz deppert gemacht.

Ich bin gegen Berufsunfähigkeit privat versichert, das ist aber keine reine Unfallversicherung. Schließlich wird man nicht ausschließlich durch einen Unfall berufsunfähig, da gibt es noch genug andere Möglichkeiten.

Was eine gewisse Absicherung angeht bin ich eh immer an vorderster Front. Ich möchte einfach ein gutes Gefühl haben, falls ich wirklich mal ausfallen sollte. Darüber macht man sich keine Gedanken, solange man gesund und munter ist.

Ich zahle z.B. schon einige Jahre einen mtl. Beitrag für ein Krankentagegeld, was ich noch nie in Anspruch nehmen musste. Das kann man vorher nicht wissen...

[Anni]

Hallo,

ich hatte gerade ein Vorstellungsgespräch bei der Betreuungsbehörde, u.a. wird von dieser (vor Übernahme einer beruflichen Betreuung) vorausgesetzt, dass man eine Berufshaftpflichtversicherung und eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung abgeschlossen hat, dies muss man nachweisen. Ich habe mir das Angebot der Versicherungsgesellschaft, mit der der BdB zusammenarbeitet, angeschaut und bin etwas überrascht, wie hoch die Prämien für diese eine Versicherungen sind: Sofern man Mitglied im Berufsverband ist, zahlt man mindestens ca. 180 EUR pro Jahr für die Berufshaftpflicht und dazu 370 EUR Minimum für die Vermögensschadenhaftpflicht (bei 500.000 EUR Versicherungssumme, ohne Absicherung öffentlich-rechtlicher Ansprüche), macht insgesamt 550 EUR. Wenn man kein (Beitrag zahlendes) Mitglied im Berufsverband ist, kostet jede Versicherung nochmal ca. 90 EUR mehr. Mir ist klar, dass diese Versicherungen (vor allem die gegen Vermögensschäden) unverzichtbar sind - aber ich finde die Prämien wirklich knackig, zumal als Berufseinsteiger mit entsprechend geringen zu erwartenden Umsätzen. Dass bei der Berufshaftpflicht die Privathaftpflicht mit drin ist, nützt mir nichts, da ich meine bestehende Privathaftpflicht erst abgeschlossen habe, nicht so bald kündigen kann und will.
Daher möchte ich Euch um Informationen bitten, falls ihr etwas über eine günstigere Versicherung (Berufshaftpflicht und Vermögensschadenhaftpflicht) wisst, gerne auch als PN.
Ach so, ich bin übrigens freiwillig gegen Arbeitslosigkeit versichert. Das macht m.E. auch als Berufsbetreuer Sinn, denn falls man - aus welchen Gründen auch immer - diese Tätigkeit wieder aufgibt oder aufgeben muss, hat man wenigstens einen Anspruch auf Arbeitslosengeld und das bei recht geringen Beiträgen.

Grüße,
Anni

[michaela mohr]

Hallo anni,

der Vermögenschadenshaftpflicht von der Du schreibst habe ich auch.
Irgendjemand hatte noch mal einen Tip bei der Züricher. dem bin ich aber nicht nachgegangen denn bei *GL* sind sie wirklich kompetent und hilfsbereit. Und das ist bei einer Versicherung schon mal die halbe Miete.

Die freiwillige Arbeitslosenversicherung geht nur für "Frischlinge" die sog. Altfälle haben da einfach das Nachsehen.

Gruss Michaela

[Chesterfield]

Hallo!

Meiner Kenntnis nach gibt es bundesweit nur zwei Versicherungen, die spezielle Haftpflichtversicherungen für Berufsbetreuer anbieten.
Die eine ist die AXA und die andere dann wohl eben die Züricher - bin mir da aber nicht sicher.

Ich bin mit der AXA-Versicherung sehr zufrieden - die Versicherungskonditionen sind für den Beruf passend und angesichts der exorbitanten Haftungsrisiken, denen unsereins ausgesetzt ist, ist die Beitragshöhe geradezu lächerlich gering.
Von der Idee, sich z. B. halt als "Psychotherapeut", "Sozialarbeiter" oder so versichern zu lassen, weil es dafür standardisierte, günstigere Versicherungen gibt, würde ich dringend abraten - im Schadensfall geht das in die Hose.

Wenn Du mehr als 10 Betreuungen führen willst, würde ich übrigens zu einer deutlichen Aufstockung der Vermögensschadenversicherung raten. Man stelle sich das Horrorszenario vor, dass ein Betreuter aus der KV rausfällt und man als Betreuer die Frist für eine freiwillige Versicherung oder so verpennt... Das kann durchaus sehr schnell sehr teuer werden...

Von einer freiwilligen Mitgliedschaft in der staatlichen Arbeitslosenversicherung halte ich rein gar nichts - aber das muss wohl jeder für sich selber entscheiden.

[Antonia]

Hallo,



als angehende Berufsbetreuerin habe ich mich nach Versicherungen zum Vermögensschaden bzw. Berufshaftpflicht erkundigt. Im ersten Jahr rund 770,- Euro, ab dem 2. Jahr mehr - egal ob ich 12 oder 60 Betreute habe. Finde ich dolle viel. Warte jetzt erst mal noch ab bis der erste Rubel rollt. Gibt es noch andere außer Axa und Victoria?


Schöne Grüße, Antonia

[mary]

Und was deckt die Versicherung genau ab? Welche vermögensrechtlichen Fehler.

Gruss mary

[Antonia]

Zitat von mary

Und was deckt die Versicherung genau ab? Welche vermögensrechtlichen Fehler.

Gruss mary

Das ist schon ordentlich, aber wohl auch, was nötig ist. Eine Betriebs-, Berufs- und Bürohaftpflichtversicherung, incl. Privathaftpflicht. Dann eine Vermögensschadenhaftpflicht, wie z.B. Fehler beim Zahlungsverkehr, Abschluss oder Nichtabschluss von Versicherungsverträgen nach der neuen Übernahme eine Betreuung - bei 10%iger Selbstbeteiligung. Und eine Sammelhaftpflicht für die Betreuten, was die Leute sehr preiswert haftpflichtversichert, auch z.B. geistig Behinderte, wo "normale" Versicherungen ablehnen sie zu versichern.

Gruß, Antonia

[Anni]

Hallo Antonia,
ich habe mich entschieden, erst mal nur die wichtige Vermögensschadenshaftpflichtversicherung (Victoria) abzuschließen, Betriebshaftpflicht nehme ich erst später dazu, unsere Betreuungsbehörde bestand nun doch nicht drauf. Ich habe auch noch deutlich günstigere Angebote für eine Betriebshaftpflicht gefunden als bei der AXA/Victoria, man muss sich da schon ein paar Angebote einholen und sorgfältig die Bedingungen / Versicherungssummen vergleichen. Ein Versicherungsmakler gab mir den Hinweis, dass es nicht unbedingt gut ist, wenn bei der Berufshaftpflichtversicherung auch die Privathaftpflichtversicherung integriert ist - wenn man nämlich einen (privaten) Schaden über die Versicherung regulieren lassen muss, hat man diesen Vorschaden sozusagen als Makel auch in der kombinierten Betriebshaftpflichtversicherung mit drin, was zu Problemen bei einem Wechsel der Versicherung (z.B. wenn diese nach dem Schadensfall kündigt) führen kann, eine neue Versicherung fragt ja immer nach Vorschäden.

Ob man die Sammelhaftpflichtversicherung für die Betreuten braucht, darüber bin ich mir nicht sicher. Ich habe für einen Betreuten, der geistig behindert (intelligenzgemindert) ist, eine preiswerte Haftpflichtversicherung abgeschlossen, man meinte dort, wegen der geistigen Behinderung ergeben sich für die Versicherung keine Probleme, aber bei Schuldunfähigkeit leisten sie nicht. Leistet denn die Sammelhaftpflicht auch bei Schuldunfähigkeit? Die Versicherungsprämie übernimmt bei ihm das Sozialamt im Rahmen der Grundsicherung. Bei der Sammelhaftpflicht würde ich ja auch die Versicherungsprämie erst mal von meinem eigenem Konto zahlen müssen, soweit ich mich erinnere, obwohl es doch eigentlich Ausgaben der Betreuten sind.
Grüße,
Anni

[Garfield]

Hallo Anni,

ich habe auch nur die Vermögenschadenhaftpflichtversicherung abgeschlossen. Dieses Risiko wirde tatsächlich meines Wissens nur von AXA bzw. Victoria versichert. Betriebshaftpflichtanbieter gibt es viele, wie ja schon gesagt wurde. Mich hat allerdings stutzig gemacht, dass die Maklerin mir gar nicht recht erklären konnte, welchen Schaden mein Betrieb . das Büro liegt in der Wohnung - denn naheliegenderweise verursachen könnte. Naheliegend ist ja tatsächlich die Verursachung von Vermögensschäden. Wenn Du nun das Eigentum oder den Körper eines Betreuten oder eines Dritten durch Deine Berufsausübung verletzt, käme die Betriebshaftpflicht in Frage. Aber wie wahrscheinlich ist das? Am ehesten wohl durch einen Autounfall. Aber wenn der mit Deinem KFZ geschieht oder mit dem eines Dritten, das Du berechtigt fährst, springt die KFZ-Haftpflicht ein.
Für den Fall, dass die Waschmachine ausläuft oder ich meine Schneeräumpflicht verletze, habe ich die PHV. Falls Du Büroräume außerhalb der Wohnung hast, würde ich nochmal überlegen.
Sammelhaftpflichtangebote für Betreute bzw. PHV für Deliktunfähige habe ich mir mal angeguckt, fand sie aber nicht sinnvoll, zumindest nicht im Moment. Dass ich, ohne schon Einkommen zu haben, die Kosten einer Sammel-PHV tragen soll, sehe ich nicht ein, zumal ich nur wenige deliktfähige Betreute habe. Die Deliktunfähigen können ja gar keinen ersatzpflichtigen Schaden verursachen. Warum also Dritten einen Gefallen tun und diese Gruppe versichern? Außerdem sind die Deckungssummen für Schäden durch Deliktunfähige bei den mir bekannten Angeboten so gering, dass die Sache letzlich uninteressant ist.

[Antonia]

Hallo,

erst mal heißen Dank, dass sich jemand von den Admins die Mühe gemacht hat, die älteren Beiträge zum Thema hervor zu kramen!

Und danke für eure Beiträge, ich denke, dann werde ich auch erst mal nur die Vermögensschaden-Versicherung abschließen. Und dann doch über den GL-Makler, weil das schon spezialisiert ist. Da gibt es ein Berufseinsteiger - Angebot.

Die Sammelhaftpflicht macht bei meinen wenigen Betreuten noch keinen Sinn, bezahlen müssten das die Leute aber schon selbst, kannst es dir ja anteilig wieder holen. Ist halt sehr günstig. Einer meiner Betreuten war über meine Vorgängerin in so einer Sammelhaftpflicht versichert. Weil diese Versicherung sofort ab Betreuerwechsel nicht mehr gilt, habe ich halt schnell ne neue Private Haftpflicht für ihn abgeschlossen und die ist jetzt deutlich teurer als die Sammelhaftpflicht.

Schöne Grüße, Antonia