Dies ist ein Beitrag zum Thema aktuelle Arbeitssituation im Unterforum Situation der Betreuer/innen , Teil der Offenes Forum gesetzliche Betreuung
Zitat:
Einige hier schrieben, wie ich meine richtigerweise, von Optimierung von Arbeitsabläufen usw. Nur haben auch diese Optimierungen Grenzen. Immer ...
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24.06.2022, 09:03 | #31 | ||||
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
Registriert seit: 22.08.2005
Ort: Darmstadt
Beiträge: 14,097
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Zitat:
Bei den (technischen) Optimierungsmöglichkeiten- und da setze ich jetzt einfach als bekannt voraus dass heute niemand mehr Briefe auf einer Schreibmaschine tippen wird- halte ich das inzwischen fast für Augenwischerei und "Antreiberei". 1. im Stil von .....organisiere dich besser, dann klappts auch mit der Arbeit (wieder) 2. zu den ganzen Neuerungen gehört aber auch dass ich mir alle "erleichternde" Technik anschaffen, sprich erst mal zahlen und kaufen muss. Geschweige von der Zeit die ich insgesamt investieren muss um mir die Kenntnis im Umgang damit anzueignen. Da ist nicht jeder einfach naturbegabt. Zitat:
Was bei fast allen neuen Gesetzgebungsverfahren völlig vergessen und übersehen wird ist der Bezug zu einer normalen Realität mitsamt deren Möglichkeiten nd natürlichen Begrenzungen. Es handelt sich wirklich um Pläne vom grünen Tisch aus die uns alle ob dieses Fehlers aber wahrscheinlich langfristig in den Abgrund führen werden. Die, die das alles "erfinden" leben schon so lange in ihren arrivierten Welten, dass sie von dem (beruflichen)Alltag mit seinem zunehmenden Zwängen der meisten Bürger gar nix mehr mitkriegen. Wenn ein Habeck gestern im Fernsehen davon redet privat eine was- weis-s ich Anlage zum Sparen der Energiekosten zu besitzen und dann die Bundesbürger auffordert die Heizung im kommenden Winter noch zwei Grad runter zu drehen dann ist mir absolut klar, dass er gar nicht weiss wie viele schon lange Energiekosten durch Frieren und HarzIV "sparen" weil ihnen seit Jahren nichts anderes übrig bleibt zum Überleben. Die Forderung nach energiesparenden Kühlschränken und Waschmaschinen für sog arme Schichten ist schon lange da, z.B. von der Parität. Das Ergebnis? Nix. Sollen die Leute zukünftig sparen indem die Milch im Winter ja auch auf der Fensterbank kalt bleibt und der Kühlschrank gar nicht in Betrieb genommen wird? Man stelle sich den Effekt der Energiespar- Forderung durch den Austausch aller alter Geräte (Kühlschrank/Waschmaschine) bei den sog. ärmeren Schichten mal vor. Der könnte nur enorm sein. Grösser auf jeden Fall als das Ergebnis einer Mauteinführung bei der Millionen einfach verschwendet wurden. Daran wird mit keinem Wort auch nur gedacht. Das ist die(gesellschaftliche) Realität in der wir leben und arbeiten müssen/sollen/wollen. Zitat:
Das neue gesellschaftliche System heisst übersetzt eigentlich nur noch, weiter, höher, schneller und besser. Wer versucht sich dagegen zu stellen wird gefliessentlich ignoriert oder genauso ignorant überhört nach dem Motto: selber schuld. Nach wie vor bin ich grundsätzlich immer noch nicht nur pessimitisch gestimmt oder hänge Verschwörungstheorien an aber ich werde mir meine eher kürzere Zukunft auch nicht klein- oder schönreden reden, geschweige denn mich beschwichtigen lassen. Noch weniger werde ich mir persönliches Versagen oder einfache Unfähigkeit mich anzupassen angesichts einer desolaten Gesamtsituation auf meine Schultern laden. PS: Zitat:
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diese kommunikation wurde im rahmen der überwachungsgesetze auf ihre kosten dauerhaft gespeichert und wird jederzeit weltweit gegen sie verwendet werden. danke für ihre kooperation. |
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24.06.2022, 13:20 | #32 |
Moderator
Registriert seit: 24.03.2005
Ort: Duisburg, Ruhrgebiet, NRW
Beiträge: 5,785
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Naja, nicht alles ist Gegenstand einer großen Verschwörung. Aber klar ist, dass die gesellschaftliche Grundlage, und das weltweit (wenn man mal so seltsame Staaten wie Nordkorea rausrechnet), der Kapitalismus ist und dessen Kollateralschäden in den einzelnen Staaten (je nach Stärke der jeweiligen Sozialdemokratie) mehr oder weniger durch sozialstaatliche Maßnahmen gelindert werden. Und da sind Betreuer genau an der Schnittstelle tätig. Nämlich den Menschen, die krankheits/ behinderungsbedingt außerhalb des Systems geraten sind - und bei denen die öffentliche Meinung öffentliche Verelendung, öffentliche Gewaltausbrüche oder den elenden Tod in der Öffentlichkeit nicht aushält, als „Reparaturtruppe“ soweit zu helfen, dass sie bestenfalls in die Gesellschaft zurückkehren, aber jedenfalls nicht mehr stören. Betreuer (und weitere soziale Dienste) erfüllen also eine gesellschaftliche Aufgabe. Über deren Stellenwert darf man sich da keine Illusionen machen. Wenns um die richtig große Kohle geht, sind andere Sachen immer noch wichtiger gewesen, wie die Bankenrettung oder der Kampf um die „Demokratie“ am Hindukusch, am Horn von Afrika oder jetzt am schwarzen Meer. Und dann ist es auch egal, welche Farbkombination die jeweilige Regierung hat.
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Mit vielen Grüßen Horst Deinert Weitere Infos: https://www.lexikon-betreuungsrecht.de Geändert von HorstD (24.06.2022 um 13:57 Uhr) |
24.06.2022, 13:31 | #33 | ||||
Admin/Berufsbetreuer
Registriert seit: 16.03.2004
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Beiträge: 8,593
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Moin moin
Zitat:
Die "Erleichterung durch die Technik" wird inzwischen von allen, die den Kleinkram erledigen müssen, wohl als Illusion empfunden. natürlich ist die Erleichterung da, weil z.B. Briefe einfacher zu schreiben sind, Texte leichter übernommen werden können, viele Arbeiten im Einzelnen gesehen deutlich schneller von der Hand gehen etc. Das Ärgerliche an der Sache ist, dass sich die besser bezahlten Abteilungen deshalb denken, das die im Einzelnen einfacher gewordenen Arbeiten ja auch von weniger Personen geleistet werden können und gleichzeitig die Anzahl der einzelnen Arbeiten potenziert werden kann. Wo tut's weh? Bei denen, die diesen (ach so einfach gewordenen) Scheiß abarbeiten müssen. Zitat:
Wer erwartet denn von den Gesetzeschreibern, dass sie sich ausserhalb ihrer Scheinwelt (Parallelgesellschaft) auch noch auskennen? Ich kenne einige durchaus engagierte PolitikerInnen, die vor ihrer Politkarriere sehr zugänglich waren und mit denen man reden konnte - und die auch verstanden haben, worum es ging. Als sie dann SenatorInnen waren, gab es kein Herankommen mehr. Die Herren und Damen wurden von ihrer Dienst- und Sicherheitscorona abgeschirmt. Informationen bekommen sie nur noch gefiltert und geschönt von Lobbyisten und Verbänden. Das dürfte eigentlich noch jeder kennen, der sich an die Schulzeit erinntert. Wenn der Schulrat kommt, mußten alle Klassen sauber und ordentlich sein. Alles lieb und brav, nichts durfte negativ auffallen. Ergebnis: Der Schulrat findet alles toll und Bedarfe gibt es nicht. Kein Wunder, dass die Schulen z.B. wg. der Bausubstanz sowie der räumlichen und echnischen Ausstattung rückständig sind... Zitat:
Die Wurzeln für das Zerfallen des Gesundheitssytems wurden damals gelegt: Einführung von Pflegestufen(-graden) und damit die Abkehr der Versorgung von Menschen und Hinwendung zu einer Versorgung von pflegerischen Hilfebedarfen, bei denen der zu pflegende Mensch keine Rollemehr spielt. Des Weiteren: Die Pauschlierung der medizinischen Behandlungskosten schlagen in die selbe Kerbe. Zitat:
Die Verbände haben durchaus ein Interesse, die Arbeit und Arbeitsbedingungen von BetreuerInnen zu verbessern. Ihre Vertreter gehören auch zu den Personen, die noch als Kontakte zu den Gesetzgebern zählen, die kaum einer von uns sonst noch persönlich erreichen kann. Aber die Verbände benötigen die Unterstützung ihrer Mitglieder, ihre Meinungen und Positionen. Nur so können sie in dem Machttheater eine Rolle für uns bzw. an unserer Seite spielen. Und in den Verbänden muss auch gesagt werden, an welchen Stellen sie sich verrennen und an welchen Stellen nicht. Dafür ist Beteiligung notwendig. Kommt die nicht, verrennt man sich schon mal in Qualitätsregister (die jedensalls nicht im Berufsverband richtig aufgehoben sind). Oder die Idee in Richtung Berufskammer zu gehen benötigt viele Jahre, um endlich verfolgt zu werden (da würde ein Q-Register hinghören, wenn man es denn wollte). Wenn's geht bitte nicht vergessen: Es ist auch der Arbeit der Berufsverbände zu verdanken, dass die Änderungen in der Vergütung nicht noch bescheidener ausgefallen sind oder die nächste Prüfung dazu halbwegs terminiert nicht noch mehr auf die lange Bank geschoben wurde. Alles in Allem: Ich finde auch nicht alles gut. Um nicht zu sagen: Es läuft haufenweise was daneben und ich würde es mir anders wünschen. Ich muss aber mit der Realität umgehen. Da steht es in meiner eigenen Verantwortung, wie lange ich in diesem Spielchen mitmische. Es ist und bleibt meine Entscheidung, wie ich meine Arbeit mache, wann ich die Bremse ziehe und wann ich aussteige. Und Sorgen wg. der Gesetzesänderung mache ich mir nicht, weil meine bisherige Arbeitsweise dem schon längst entspricht. MfG Imre
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Fehler sind dazu da, um sie zu machen und daraus zu lernen. Fehler sind nicht dazu da, sie dauernd zu wiederholen. |
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24.06.2022, 14:33 | #34 | |
Forums-Geselle
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Beiträge: 144
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Zitat:
Genau da sehe ich das Problem, es wird ein Knochen hingeworfen, und der hungrigste Hund nimmt den. Ich finde das falsch, es geht alles nur ums Geld, und das hat im Sozialen Bereich nicht die erste Geige zu spielen. Und den Berufsverband kann ich auch noch nicht einordnen, der kostet auch ein Haufen Geld, und wenn ich die Reform lese fehlt da oft der Bezug zur Aufgabe des Betreuers. Es gäbe ja noch die Möglichkeit das die BB mal streiken, aber das passiert wohl nie, zuviele Einzelgänger mit festgefahrener Meinung....... Gruß Mirko
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Wenn jeder an SICH denkt, ist doch an alle gedacht! |
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24.06.2022, 15:07 | #35 | ||
Stammgast
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Beiträge: 662
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Da hast Du (@HorstD) sicherlich nicht Unrecht. Allerdings halte ich vieles von dem was @Michaela Mohr schrieb, für jedenfalls nicht abwegig, schrieb ich ja auch w.o. zu.
Nur: Von einem neuen, inflationär zu vernehmenden "Verschwörungsbegriff" als neuem Totschlags-Kampfbegriff ggü. denjenigen, die sich Gedanken und danach in geordneten Bahnen unverschwurbelt den Mund aufmachen, halte ich nichts. Damit meine ich ausdrücklich nicht Dich, @HorstD. Dein Beitrag war ja darüber hinaus, wie immer, sehr differenziert, also nichts für ungut! Wir sollten aber auch durchaus das Große Ganze dahinter sehen, unbedingt! Denkt man an die Systemtheorie Luhmanns oder auch an Bourdieus Habituskonzept, so wird schnell klar, dass manches wohl eben auch genau so defizitär laufen soll und geradezu nur so laufen kann, um das Erreichte zu erhalten und um Erwünschtes zu erlangen... Dass dahinter nicht der große "Systemgott" in persona steht, der alles lenkt, das sehe ich genau so. Nur hat unser differenziertes Gesellschaftssystem eben durchaus seine ihm immanenten, sich selbst erhaltenden und befördernden Tücken. Tücken, wie die, die hier von Dir und anderen gerade geschildert werden. Wenn man die Mechanismen dahinter nicht erkennt (nicht erkennen will?) und diese vor allem nicht offen kommuniziert, wird man im Kleinen (also auf unserer Ebene) recht wenig verändern können, zu wirkmächtig und zu latent sind die soziologischen "Naturgesetze" und Automatismen. Ein, wenn man nicht Obacht gibt u.U. desaströses, Perpetuum mobile. Zitat:
Ja, so ist es. Ich denke aber, dass der Resozialisierungsgedanke dabei nun doch endlich b.a.W.(!) als gescheitert begriffen werden muss (alles andere wäre unter den aktuellen Voraussetzungen Augenwischerei), vielleicht war er gar nie erreichbar und womöglich aus ebendiesem Grund auch nie gewollt. Das Wesentliche dabei ist: Sie sollen nicht stören! Solange wir "diese Menschen" (ich meine unsere KlientInnen) also als krank definieren, geht es ja noch so einigermaßen, könnte man jedenfalls meinen. Problematisch wird es eben spätestens dann, wenn sich dieses gesellschaftliche Paradigma und mit ihm das dahinterstehende Menschenbild ändert. Und da, befürchte ich, sind wir auf dem "besten" Weg. Das ist dramatisch, gerade weil es so im Verborgenen abläuft, hier mal eine Diskussion über alte Menschen, die ohnehin aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr allzu lange leben werden und dort mal sein Mitleid über den Gehandicapten äußern, der ja selbst nichts kann...das Rad dreht sich, und zwar in die falsche Richtung! BTHG und Gesetzesnovellen können sicherlich viel erreichen lassen, sie haben immer jedoch auch das Potenzial vorhandene progressiv-negative Entwicklungen zu verschleiern, unter dem Deckmantel vermeintlicher Inklusion und Teilhabe...Wie gesagt, beides kann, nichts muss. Nur Gedanken dazu! Naja, im Ergebnis wird @Imre Holocher wohl nicht ganz falsch liegen: Zitat:
Schöne Grüße von Florian |
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24.06.2022, 15:25 | #36 | |
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Ab 1.1.23 wirds außerdem wohl keinen Betreuer mehr in Tabelle A geben und nur ganz wenige in Tabelle B. Das hast du nicht zuletzt den Bemühungen der Kollegen in den (beiden) Berufsverbänden zu verdanken. Denen du so skeptisch begegnest; bist du da Trittbrettfahrer? Das sind doch keine anonymen „Institutionen“, sondern deine Kollegen, die sich engagieren. Von Streiks faseln, aber selbst den Gewerkschaftsbeitrag nicht zahlen? Das sind mir die Liebsten.
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Mit vielen Grüßen Horst Deinert Weitere Infos: https://www.lexikon-betreuungsrecht.de |
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24.06.2022, 17:14 | #37 | |||
ehem. Admin / Berufsbetreuerin
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Zitat:
Zuerst waren und sind alle "normal", dann nehmen Krankheiten zu aus denen auf einmal "Täter" erwachsen und dann.....? Denke an das Frauenbild im dritten Reich, da gab es sehr ähnliche Entwicklungen und plötzliche Verschiebungen. Obwohl- die Person war dieselbe geblieben aber bekam aus bestimmten Gründen andere Zuordnungen Zitat:
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