Dies ist ein Beitrag zum Thema Die Qualitätsdebatte oder auch soziale Gerechtigkeit im Unterforum Situation der Betreuer/innen , Teil der Offenes Forum gesetzliche Betreuung
Ich finde es ist doch so:
Wir brauchen als Betreuer natürlich eine gute Vernetzung. Die hat man nicht von Anfang ...
|
Registrieren | Hilfe | Benutzerliste | Kalender | Suchen | Heutige Beiträge | Alle Foren als gelesen markieren |
![]() |
#21 |
Ich bin neu hier
Registriert seit: 07.04.2025
Beiträge: 3
|
![]()
Ich finde es ist doch so:
Wir brauchen als Betreuer natürlich eine gute Vernetzung. Die hat man nicht von Anfang an. Das ergibt sich im Laufe der Zeit, wenn man immer wieder mit diesem oder jenem Leistungsanbieter zusammenarbeitet, bei dieser oder jener Behörde öfters den selben Sachbearbeiter bekommt. Die Qualität kommt zum einen von der Ausbildung (egal ob Studium oder Sachkundenachweis) und zum anderen von der Erfahrung. Klar: Betreuer, die immer nur ja und Amen sagen, wenn eine Behörde bätsch sagt, sind nicht gut. Aber Betreuer, die hier und dort Hilfe anbieten und organisieren, die der Betreute nicht will, genauso wenig. Die Qualität der Arbeit macht doch den ausgewogenen Mix. |
![]() |
![]() |
![]() |
#22 | |
Forums-Azubi
Registriert seit: 11.10.2024
Beiträge: 36
|
![]() Zitat:
Kann mir jemand mal erklären, wie man - angesichts der ständig vermehrten Bürokratisierung im Behindertenbereich - auch nur annähernd 60 Betreuungen ordnungsgemäß führen will? Mein größter Respekt vor solch einer Leistung. |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#23 |
Forums-Geselle
Registriert seit: 20.10.2024
Ort: NRW
Beiträge: 94
|
![]()
Hi Arnod,
ich empfinde es als völlig unproblematisch deutlich über 60 Betreuungen zu führen. Warum das mir und anderen hier möglich ist, und Du und andere das schwierig finden, ist schwer aufzudröseln. Wie zuvor im Faden angesprochen hat ja niemand Lust sich mangelnde Arbeitsqualität wg. zu viel Betreuungen vorwerfen zu lassen. Umgekehrt will auch niemand hören, das er aufgrund seiner Arbeitsweise nicht genug Betreuungen führen kann, ohne ins Burnout zu geraten. So werden solche Diskussionen ruckzuck ätzend, und dafür wende ich z.B. keine Zeit (mehr) auf, obwohl ich das Thema dem Grunde nach interessant finde. vG Martin |
![]() |
![]() |
![]() |
#24 | |||
Berufsbetreuerin
Registriert seit: 29.03.2010
Beiträge: 1,105
|
![]() Zitat:
Nein, es ergibt sich nicht einfach im Laufe der Zeit. Es hat - gerade bei den Leistungsanbietern wie Seniorenheimen, Wohnheimen, Anbieter ambulant betreuten Wohnens auch und vor allem damit zu tun, ob man öfter mal vor Ort ist, die dortigen persönlich kennenlernt, ob Zeit und genügend Entspanntheit vorhanden ist, Gespräche zu führen und Kontakte zu knüpfen. Dafür ware in den letzten Jahren immer weniger Ressourcen vorhanden. Zitat:
Auch aber längst nicht nur. Bei dir klingt es, als spielten der persönliche Einsatz und zeitliche Ressourcen keine Rolle. Beides hat aber eine immense Bedeutung. Außerdem sind wir in Bezug auf die Frage, was wir tatsächlich umsetzen können, stark davon abhängig, welche Möglichkeiten das Sozialsystem für die Betreuten bereithält. Das ist keine Frage der Betreuungsqualität, aber bestimmt das Ergebnis der Bemühungen. Zitat:
Das ist überhaupt keine Frage. Beides steht jedoch in keiner Beziehung zueinander. Wie kommst du denn darauf, dass hier jemand Hilfe organisieren will, die der Betreute nicht will? |
|||
![]() |
![]() |
![]() |
#25 | |
Berufsbetreuerin
Registriert seit: 29.03.2010
Beiträge: 1,105
|
![]() Zitat:
Tja. Das persönliche Gespräch ist das, was bisher praktiziert wurde. Ich denke, wir alle haben gegebene Spielräume genutzt. Nun hat der Gesetzgeber aber deutlich erhöhte und qualitativ veränderte Anforderungen im Gesetz festgeschrieben - Anforderungen an Betreuer. Unsere Pflichten sind größer, unsere Spielräume sind dadurch kleiner geworden. Gleichzeitig sind immer weniger Ressourcen vorhanden, um die Anforderungen zu erfüllen und auch um Ergebnisse für Betreute zu erzielen, die früher selbstverständlich schienen. Die Betreuervergütung ist und bleibt es auch mit dem neuen Gesetz, gemessen an vergleichbar schwierigen Tätigeiten irgendwas zwischen nicht auskömmlich und sehr schlecht bezahlt. Dadurch entstehen Leid und Elend auf Seiten der Betreuten, Stress, Haftungsrisiken und wirtschaftliche Nöte bei den Berufsbetreuern. Soll/darf darüber etwa nicht geredet werden? Wie soll es zu einem Richtungswechsel kommen, wenn die aus dem oben Gesagten entstehenden Probleme nicht angesprochen, sondern ängstlich unterm Deckel gehalten werden? Wenn keiner nachhakt, wenn behauptet wird, 80 Betreuungen zu führen sei kein Problem? Immer, wenn entscheidende Fragen gestellt werden, kommt entweder gar nichts oder nur persönliche Angriffe. Es hat bisher noch niemand erklären können oder den Versuch gemacht zu erläutern, inwiefern Digitalisierung in die Lage versetzen soll, die Führung der doppelten Anzahl von Betreuungen zu ermöglichen. Das ist das eine Extrem. Das andere besteht in der von mihema angesprochenen Anspruchshaltung, dass Betreuer eine Full-Service-Einheit zu sein hätten. Nicht selten wurde die sogar von Gerichten vertreten. Aufgrund vieler Faktoren ist das Spannungsverhältnis zwischen all diesen Polen mittlerweile unerträglich. Wieso soll darüber nicht öffentlich geredet werden? |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#26 | |
Club 300
Registriert seit: 24.11.2017
Ort: NRW LWL Bezirk
Beiträge: 379
|
![]() Zitat:
Fühlst Du nicht wie leicht die Betreuungen Jahr für Jahr werden - Alles Dank der Digitalisierung, Gesetzesvereinfachungen, Bürokratieabbau? Jedes Versprechen der Politik wird eingehalten. Probleme alle gelöst. Es wird doch immer einfacher. Ich schwebe quasi nur noch durchs Büro und in den Feierabend. Digitalisierung? Hilft es dir etwa nicht bei Versicherungen, Telefonanbietern, Landschaftsverbänden und weiteren Stellen auf Onlineportale verwiesen zu werden, weil man keine Post mehr bearbeitet? Trotz förmlicher Anmeldung der Betreuung sich "Logindaten der Betreuten" zu besorgen, oder eigene zu erstellen und dann bei der 2. Anmeldung die Fehlermeldung zu kriegen: "Ihre Mailadresse ist schon bei einem anderen Kunden vermerkt." Oder sich in einem Jahr fragen, wie lautet bitte das Passwort von 1 und 1 in dieser Betreuung für die man 1 x Jährlich etwas ausdruckt, oder nur online kündigen kann... Rechnung bei einer Zahnzusatzversicherung einreichen? Geht nur Online im Kundenportal. Deswegen haben wir ihre eingereichte Rechnung beim Kundenservice acht Monate lang ignoriert. Genau wie die 5 Beschwerden und ihre Urkunde vom Gericht. Juckt uns nicht die Bohne. Aus Datenschutz dürfen wir ihnen nicht antworten (Nur die Beitragsmahnung kommt drei mal täglich per Mail und Luftpost. Da ist Datenschutz egal). Nein, wir halten uns nicht an Vorgaben von Gerichten. Füllen sie online unseren digitalen Fragebogen aus. Landet alles auf sicheren Servern. Änderungen können sie nur vor Ort in der Filiale machen. Davor müssen sie aber alles im Original vorbeibringen und beweisen, dass sie nicht bei ihrer Blutgruppe gelogen haben. Könnte noch ewig so weitermachen, aber die Botschaft ist sicher angekommen.
__________________
Da man im Leben nie auslernt, dürfen Beiträge beliebig kommentiert, hinterfragt, berichtigt werden. |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#27 | |
Stammgast
Registriert seit: 06.03.2018
Ort: Bürstadt, Hessen
Beiträge: 910
|
![]() Zitat:
Aber übrigens finde ich den einen oder anderen digitalen Service nicht schlecht. Beim Wohngeld funktioniert das mittlerweile ganz gut, Grundsicherung folgte dem jetzt auch. Und an EBO haben sie sich auch alle gewöhnt. Nur schimpfen würde ich da jetzt nicht. |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#28 | |
Club 300
Registriert seit: 24.11.2017
Ort: NRW LWL Bezirk
Beiträge: 379
|
![]() Zitat:
Wenn es daher um die Frage oben geht, ob man durch "fortschreitende" Digitalisierung mehr Fälle bearbeiten kann/ sollte ist für mich die Schnittstelle nach außen gemeint. "Onlinebanking und eine Betreuungssoftware" zähle ich jetzt nicht zur fortschreitenden Digitalisierung. Ich selbst könnte theoretisch 500 Akten in der Wohnung stapeln, oder alternativ auf Festplatten ablegen. Ob ich die Fälle bearbeitet bekomme, hängt von dem Arbeitspensum/ Pflichten ab. Natürlich wären 500 Fälle im Leben nicht machbar. Auch wenn eine KI und Roboter meine ganze Büroarbeit erledigen würde, säße ich bei 50 Betreuten immer noch Aufgabengemäß in zig Jahresbesprechungen, persönlichen Beratungsterminen, Rückfragen der Rechtspfleger mit Betreuten, mich derweil überflüssig machen und dem Betreuten meine Arbeit beibringen, halt zig persönlichen Terminen. Wenn mich "Digitalisierung" extra Arbeit/ Zeit kostet, finde ich sie schlecht. Spare ich Zeit, finde ich sie gut.
__________________
Da man im Leben nie auslernt, dürfen Beiträge beliebig kommentiert, hinterfragt, berichtigt werden. |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#29 | |
Stammgast
Registriert seit: 06.03.2018
Ort: Bürstadt, Hessen
Beiträge: 910
|
![]() Zitat:
Ich denke, hier kann man jeden Tag mind 1 - 1,5 h einsparen, allein indem man alles einspannt. Übrigens brauche ich bei Rechnungslegungen über EBO mittlerweile nur noch 1/3 der Zeit. Rentenanträge online sind in 45 Min spätestens erledigt, in Papierform sitzt man Stunden davor. Jahresgespräche handele ich sowieso ab, in dem ich die Selbstverwaltungserklärung unterschreiben lassen. |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#30 |
Berufsbetreuerin
Registriert seit: 29.03.2010
Beiträge: 1,105
|
![]()
Scannen ist auch Arbeit.
Wenn Papierordner vernünftig angelegt sind, muss man darin nicht länger herumstehen als in einem virtuellen Ordner. Post ist in der Regel Eigentum von Betreuten. Sie nach dem Scannen einfach wegzuschmeißen statt sie abzuheften, ist kaum die richtige Lösung. Ich scanne inzwischen auch das meiste ein, weil es mich a) unabhängig vom Arbeitsort macht und b) Nachweise inzwischen oft digital versendet werden können. Rechnungslegungen müssen hier aber immer noch in Papierform eingereicht werden. Ein Wundermittel ist das alles nicht. Über die elektronischen Rentenanträge ist niemand froher als ich. Die Arbeitszeit, die dafür aufzuwenden ist, steht und fällt aber immer noch damit, wie gut man die notwendigen Informationen und Belege mit den oder für die Betreuten einholen konnte. Bei Wohngeldanträgen ist das Erleben nach der Digitalisierung schon sehr gemischt. Bei Heimbewohnern waren sie in Papierform einfacher, weil die digitalen Vorgaben einfach nicht passen, man aber trotzdem was halbwegs Plausibles in die entsprechenden Felder schreiben muss. Ist es ein Folgeantrag, muss man zusätzlich danach suchen was man sich im Jahr zuvor an Quadratmetern usw. aus den Fingern gesogen hat. Man kann nichts anhängen und es kommen immer Briefe mit einer Liste, was noch belegt werden muss. Und manchmal können die Bearbeiter mit diesen Belegen nicht umgehen und man muss noch einmal schreiben - so war es bei meinem letzten digitalen Wohngeldantrag, weil die Bearbeiterin die digitale Umsatzauskunft nicht lesen konnte. Dreifache Arbeit also. Bisher. Die Besprechung von Jahresberichten auf das Unterzeichnenlassen von Selbstverwaltungserklärungen zu beschränken, geht an jeder Qualitätsanforderung ja wohl völlig vorbei. Geändert von Garfield (15.04.2025 um 21:31 Uhr) |
![]() |
![]() |
![]() |
Lesezeichen |
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
Ansicht | |
|
|