Unklare Forderungslage !

[alexander000]

Hallo alle zusammen !

Folgender Sachverhalt mit der Bitte um eure geschätzten Meinungen:

Ich hatte heute mein Einführungsgespräch mit einem Betreuten.

In dem Rahmen dieses Gesprächs hat mir mein Betreuter diverse Mahnungen eines Inkassounternehmen sowie eines Rechtsanwaltes übergeben.

Nach Durchsicht der Unterlagen handelt es sich möglicherweise um die selbe Forderung von dem gleichen Unternehmen, jedoch von zwei verschiedenen "Dienstleistern" beigetrieben.

Diesbezüglich würde ich sodann erst mal eine aktuelle Forderungsaufstellung - ohne Anerkennung einer Rechtspflicht - nebst Beifügung des Betreuerausweises anfordern.

Der Betreute bestreitet vehement diese Dienstleistung in Anspruch genommen zu haben.

Bislang hat jedoch der Bruder als Angehöriger die Betreuung geführt, dieser hat von dem Sachverhalt ebenfalls keine Kenntnisse, von daher könnte auch dieser diese Dienstleistung unberechtigterweise über den Namen meines Betreuten in Anspruch genommen haben.

Daher werde ich in dem Nachgang - sofern ich die aktuellen Forderungsaufstellungen erhalten habe - diese bestreiten und Beweismittel vorlegen lassen, da diese durch meinen Betreuten nicht in Anspruch genommen sein sollen.

Würdet ihr diesbezüglich anders oder diplomatischer vorgehen?

Alexander

[HorstD]

Heißt „Dienstleister“ evtl Prosituierte(r)? Da könnte man ja durchaus die gleiche Leistung von mehreren bezogen haben. Oder was macht diese „Dienstleistung“ so einzigartig? Dass sich Leute oft nicht daran erinnern (wollen), was sie alles mal bestellt haben, kommt öfters vor. Dazu gibts einen schönen Sketch im ersten Austin-Powers-Film, direkt nachdem sie ihn aus dem Tiefschlaf geholt haben.

[andy9118]

Hallo zusammen,

ich war bislang immer als stiller Leser zu Gast hier, da ich überlege mich in Zukunft als Berufsbetreuer zu versuchen.

Zu diesem Thread hier kann ich etwas beisteuern, da ich selbst bei einem Inkasso-Unternehmen arbeite und unter anderem auch für die "Betreuung" der Betreuer zuständig bin :-)

Alexander meint mit Dienstleistern hier mit Sicherheit verschiedene Inkassounternehmen. Das 2 Inkassounternehmen dieselbe Forderung betreiben ist sehr unwahrscheinlich. Vielleicht hat das eine Ink.-Unternehmen die Forderung vom anderen gekauft und dies nicht mitgeteilt. Vielleicht geht es aber auch um ein Abo und die Forderungen betreffen unterschiedliche Abrechnungs-Monate. Es kommt häufig vor, das Unternehmen verschiedene Ink.-Unt. beauftragen.

Generell würde ich dir raten möglichst freundlich mit den Ink.-Unt. zu kommunizieren. Die jeweiligen Mitarbeiter haben zwar meistens klare Richtlinien zur Bearbeitung solcher Anfragen, aber es gibt immer auch einen Ermessensspielraum. Ein höflicher/freundlicher Ton hilft hier immens. Zumindest bei mir ist das so :-)

VG

Andreas

[andy9118]

Ach ja, die Bearbeitungstipps habe ich ganz vergessen :-)

- Forderungsaufstellung zum Stichtag x anfordern
- Forderung vorsorglich bestreiten
- Generell immer die Einrede der Verjährung erheben
- Abtretungsurkunde bzw. Vollmacht des Ink.-Unternehmens anfordern, falls es noch nicht vorliegt
- eigenen Betreuerausweis (Kopie,Scan) mitschicken

Wenn man mal an jemand ganz speziellen kommt und die Kommunikation "eskaliert" und man das Ink-Unt. ärgern möchte, fordert man die Abtretungserklärung bzw. Vollmacht -im Original- an. Hierzu sind Ink.-Unt. verpflichtet und es ist meistens ein ziemlich großer Aufwand und bringt zumindest Zeit für die weitere Bearbeitung bzw. Stundung.

VG

Andreas

[Imre Holocher]

Moin moin


Solche Doppelgeschichgten kommen mir bekannt vor.
Spielt sich das Ganze zufällig in Modenbach / Harthausen ab?
Da gibt es einen "Dienstleister" (FKH), der für irgendwen Dienste leistet, ein Kreditinstitut (Garant), ein Inkassounternehmen (UGV) und eine Anwaltskanzlei (Wehnert & Co), die sich irgendwo einen Ball organisieren, den kräftig hin und herspielen, die Preise hochtreiben und unendlich geil auf Geld sind. Mal meldet sich der eine, dann der andere und man weiß nie, wer die Forderung jetzt eigentlich erhebt.

Man wünscht sich fast den goldenen Kometenschwarm der märchenhaften Goldmarie, der mit vielen Tausend km/h punktgenau auf dieser Adresse landet...
Das sind meine Lieblinge, für die einfach nur klare Ansage auf dem Plan steht.



MfG
Imre

[andy9118]

Nabend,

die beiden erst genannten Unternehmen sind auch mir bekannt und sollten mit Vorsicht zu genießen sein. Generell gilt, wer mit Krediten und auch Kreditkarten ohne Schufa-Prüfung wirbt, ist unseriös.

Wer aufgrund einer finanziellen Notlage trotzdem solche Geschäftsbeziehungen eingeht, sollte sich sehr intensiv mit den AGB dieser Verträge auseinandersetzen, gerade in puncto Einkommenspfändung, Zinsbindung, mögl. Weiterverkauf der Forderung und vor allem was kann bei Nichtzahlung oder verspäteter Zahlung einer oder mehrerer Raten passieren.

Das von Imre genannte Inkassounternehmen ist meiner Meinung nach seriös unterwegs, allerdings auch nicht das netteste am Markt, was die Kommunikation angeht :-)
Das sich nach einiger Zeit ein Rechtsanwalt an den Schuldner wendet ist gängige Praxis. Das heißt in der allermeisten Fällen nicht, das die Forderung nun beim Anwalt liegt bzw. deren Eigentum ist, sondern das dieses Schreiben vom Inkassounternehmen beauftragt wurde (und meistens wird diese Post auch direkt von den Inkassounternehmen verschickt).
Die Ink-Unt. haben in der Regal alle Partnerschaften mit Rechtsanwaltskanzleien. Dies aus hauptsächlich 2 Gründen: Zum einen, wie oben beschrieben, um den Schuldner nach gescheiterten Zahlungsaufforderungen ein Schreiben von einem Rechtsanwalt schicken zu können. Denn die Reaktion der meisten Privatmenschen auf so ein Schreiben ist - "Oh Gott, ein Anwalt, ich muss sofort zahlen". Ist natürlich Quatsch, aber es wirkt halt.

Und zum anderen ist ein Ink-Unt. zwar ein "Rechtsdienstleiter" und rechnet nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz ab, allerdings darf es nicht vor Gericht als Kläger auftreten. Hierzu bedarf es eines Rechtsanwalts.

VG

Andreas

[mimi91]

Vielen Dank Andreas für die wertvollen Tipps von der "anderen Seite". Man ist machmal ungerechtfertigterweise geneigt zu vergessen, dass dort auch Menschen wie du und ich sitzen, die nur ihre Arbeit machen.

[andy9118]

Gerne doch :-)

Ja, man hat in dieser Branche viel mit Vorurteilen zu kämpfen. Manchmal muss man einfach bedenken, dass ein Großteil der Forderungen berechtigt ist und die Abgabe an Ink.-Unt. oftmals erfolgt, weil sich die Leute nicht um ihre Einkäufe/Rücksendungen/Dinge kümmern.

Und natürlich gibt es einige schwarze Schafe in der Branche die es den seriösen Unternahmen zusätzlich schwer machen.

Aber man eignet sich ziemlich schnell ein dickes Fell an und außerdem habe ich es mir ja selber ausgesucht, haha :-)

VG Andreas

[HorstD]

Hallo Andreas, es ist nie zu spät, von der dunklen auf die helle Seite zu wechseln. Kenne einige Leidensgenossen, die vorher beim Jobcenter, bei der Bank oder bei Versicherungen waren.

[andy9118]

Moin Horst,

ich habe durchaus sympathien mit dem "Imperium" :-)

Es ist auch nicht so, dass ich meinen Job nicht gerne mache oder ein schlechtes Gewissen habe für ein Ink-Unt. zu arbeiten. Warum auch?

Auch das Forderungsmanagement hat seine Daseinsberechtigung. Ich habe z.B. einige Zeit für ein Mietinkassounternehmen gearbeitet. Die meisten Wohnungen in DE werden von Privatmenschen vermietet. Und oftmals werden die Einnahmen aus diesen Vermietungen als Einkommen für den Vermieter benötigt oder zumindest zur Unterhaltung der Immobilie. Wenn dann aus welchen Gründen auch immer keine Mietzahlungen erfolgen, kann auch ein Eigentümer in eine Schuldenspirale rutschen.
Will damit nur sagen, dass ich bei meiner Tätigkeit auch oftmals das Gefühl habe auch dem Inhaber einer Forderung zu helfen und die Medaille wie so oft 2 Seiten hat.

VG Andreas